Raus aus dem Schneckenhaus
auf andere Menschen manchmal konfus wirken und weit unter ihren Möglichkeiten bleiben.
Erröten, Schwitzen, Zittern: Angst vor peinlichen Symptomen
Ist es Ihnen peinlich, in der Öffentlichkeit zu erröten, zu schwitzen oder zu zittern? Viele sozial ängstliche Menschen möchten im wahrsten Sinne des Wortes gerne ihr Gesicht wahren und hätten in sozialen Situationen gerne eine Art Pokerface, das nichts von der momentanen gefühlsmäßigen Betroffenheit widerspiegelt. Wir möchten unser Innerstes vor den Blicken anderer Menschen verbergen, doch unser Körper verrät oft ungewollt unsere emotionale Anspannung. Sichtbare Körperreaktionen wie Erröten, Schwitzen, Zittern und Sprachstörungen, aber auch unsichtbare Symptome mit möglicherweise sichtbaren Auswirkungen wie Übelkeit mit Brechreiz, Harn- oder Stuhldrang mit ständigen Toilettenbesuchen verstärken die Angst vor sozialer Auffälligkeit. Sie kann das Ausmaß einer spezifischen sozialen Phobie annehmen, wenn die Körpersymptome, je mehr man sie zu unterdrücken sucht, immer stärker werden und die Betroffenen dann umso mehr fürchten, die anderen könnten diese körperlichen Empfindungen wahrnehmen und als »Nervenschwäche« interpretieren.
Es ist nicht das jeweils auftretende körperliche Symptom an sich, das Angst macht, sondern vielmehr die Vorstellung, was die anderen darüber denken könnten. Die Ursache für das Unwohlsein sind weniger die vermeintlich sichtbaren körperlichen Symptome, sondern die Angst vor der Angst. Dies führt dazu, dass die Betroffenen sich immer weniger dem Kontakt mit anderen Menschen widmen, sondern sich stattdessen ständig damit beschäftigen, wie sie die – vermeintlich – auffälligen Körperreaktionen verhindern oder verringern können – wobei sie durch diese Änderung ihres Verhaltens sozial viel auffälliger werden als durch die gefürchteten Symptome.
Die Angst zu erröten (Erythrophobie) , und zwar nicht nur im Gesicht, sondern auch am Hals und am ganzen Oberkörper, kann nach einemplötzlichen Erröten aus Scham, Peinlichkeit, Überraschung oder Furcht entstanden sein. Manche Menschen erröten schnell, ähnlich wie andere Personen vor Schreck völlig blass werden. Starkes Erröten kann vererbt sein und tritt nicht nur bei weißen, sondern auch bei Menschen mit dunklerer Hautfarbe auf. Nur Menschen können als Folge von persönlicher Betroffenheit erröten. Jeder zweite Mensch neigt zum Erröten, Frauen stärker als Männer, Babys dagegen überhaupt nicht.
Erröten ist eine unwillkürliche und sehr persönliche Ausdrucksform der momentanen Gefühlslage – für viele in öffentlichen Situationen zu intim. Die Schamröte im Gesicht beeinträchtigt unseren Selbstwert, wir fühlen uns unzulänglich und gedemütigt. Das bekannte Zitat aus Schillers Gedicht von der Glocke »Errötend folgt er ihren Spuren« stellt Rotwerden gar in einen Zusammenhang mit sexuellem Aufgewühltsein. Psychisch bedingtes Erröten setzt plötzlich ein und klingt auch rasch wieder ab, wenn es nicht durch ständiges Dagegen-Ankämpfen aufrechterhalten wird. Die Hauttemperatur steigt um etwa 0,15 Grad, die Betroffenen haben jedoch das Gefühl zu glühen.
Erröten trifft unterschiedliche Menschentypen: Manche erröten einfach leicht, nehmen es aber nicht so tragisch, andere wiederum wurden früher kaum rot, haben aber seit einem einmaligen peinlichen Rotwerden ständig Angst davor. Ein emotional bedingter Blutandrang im Kopf wird bei jenen stärker sichtbar, die eine relativ »dünne« Oberhaut und eine relativ starke Durchblutung der Lederhaut aufweisen, manchmal liegt auch ein schwächer entwickeltes Bindegewebe vor. Körperlich bedingtes Erröten – etwa durch anstrengende körperliche Tätigkeiten, rasche Temperaturänderungen, Alkohol oder heiße Getränke –, das durch die Gefäßerweiterung im Gesicht eine Abkühlung des Körpers bewirkt, führt dagegen kaum zu jenen Ängsten wie plötzliches gefühlsbetontes Erröten.
Die Angst vor Händezittern hängt mit einem körperlichen Anspannungsgefühl in sozialen Situationen zusammen, das häufig so groß ist, dass die Betroffenen glauben, es könnte sichtbar werden. Tatsächlich besteht meist nur eine starke, für andere jedoch nicht erkennbare Anspannung, lediglich bei einigen wenigen Betroffenen zeigt sich ein leichtes Zittern der Hand, manchmal auch des Kopfes. Bei Sozialphobikern mit Angst vor Händezittern ist oft nicht nur die Hand verspannt, sondern vielmehr der ganze Arm und
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