Rausch der Unterwerfung
ein luftiges, knallrotes Kleid aus der Einkaufstüte.
„Steh auf!“
Gehorsam rutschte Anne vom Stuhl und ließ sich von ihm in das Kleid helfen, das wie ein knielanges Hemd geschnitten und vorn zu knöpfen war.
„Lass das!“, sagte er leise, aber bestimmt, als sie ihm bei den vielen Knöpfen helfen wollte. Offenbar machte es ihm Spaß, sie wie eine Puppe anzuziehen. Abschließend hob er ihre Arme ein Stück an, zupfte eine Weile an dem Kleid herum und nahm sie bei der Hand.
„Auf gehts.“
„Meine Schuhe“, wandte sie kurz ein, weil sie noch immer barfuß unterwegs war.
„Du brauchst keine Schuhe.“
Bei dem Gedanken an ihre Riemchensandalen musste sie ihm insgeheim recht geben; lieber war sie barfuß unterwegs, auch wenn sie noch nicht wusste, wohin die Reise ging.
Sie stiegen ins Auto, und Miguel dirigierte den Jeep auf die Küstenstraße. Nach fünfzehn Minuten schweigsamer Fahrt erreichten sie eine größere Stadt, in deren dichtem Verkehr sie nur langsam vorwärtskamen, und angesichts der bedrohlichen Öffentlichkeit wurde Anne plötzlich wieder mulmig. Mit Miguels Faible für peinliche Situationen hatte sie bereits Bekanntschaft gemacht, und diesmal musste er nicht einmal etwas dafür tun. Das nietenbesetzte, breite Lederband um Annes Hals war deutlich sichtbar, auch ein Teil ihrer Bondage-Korsage war in ihrem Ausschnitt zu sehen. Unbewusst tastete sie danach.
Nach der Session am vergangenen Abend hatte sie sich endgültig in ihre Rolle hineingefunden. Von ihrer anfänglichen Unsicherheit war nichts mehr zu spüren. Auch hatte Miguel sie seither kein einziges Mal mehr gerügt, und das verlieh ihr eine angenehme Sicherheit, wenn sie in seinem Umfeld agierte. Doch ihr hätte klar sein müssen, dass er ihr dieses Gefühl nur vorübergehend schenkte. Hatte sie wirklich erwartet, dass ihr zweiter Tag mit ihm so verlaufen würde wie der Erste, und dass sie sich nun auf dem Kissen ihrer Selbstsicherheit ausruhen konnte? Wohl kaum. Natürlich würde es Steigerungen geben, neue Herausforderungen und Zweifel. Er wollte sehen, wie sie mit sich kämpfte, um dann die unmöglichsten Dinge zu tun, weil er es von ihr verlangte.
„Was denkst du dir eigentlich dabei?“, hörte sie ihn leise neben sich schimpfen.
Sein Gesicht war ausdruckslos auf die Fahrbahn gerichtet, doch den drohenden Unterton in seinen Worten hatte Anne sehr wohl registriert. Verwundert schaute sie ihn an, dann richtete sie den Blick auf ihre Hände, die an ihrem Ausschnitt herumnestelten und bereits zwei der drei offenen Knöpfe ihres Hemdkleides geschlossen hatten.
„Ich … verzeiht, ich …“ Hastig stellte sie den alten Zustand des Ausschnitts wieder her. „Ich wollte nur vermeiden, dass …“ Sie verstummte endgültig.
„… dass man sieht, was du bist?“ Miguel hielt vor einer roten Ampel und wandte sich ihr zu. Sein Blick versenkte sich forschend in ihrem Gesicht. „Ist dir dein Status als Sklavin etwa peinlich, Frau?“, fragte er weiter.
Anne überlegte.
„Keineswegs“, hatte sie spontan antworten wollen, weil die Frage ihr geradezu unsinnig erschien. Seit ihrer Ankunft war sie mehr als einmal von Stolz erfüllt gewesen, Stolz auf sich selbst und auf das, was Miguel in ihr sah.
Ein wenig abfällig deutete sie mit dem Daumen aus dem Seitenfenster. Auf dem Gehweg liefen etliche Passanten in beide Richtungen. Die meisten von ihnen waren Urlauber, die langsam dahinschlenderten, vor den Auslagen der Geschäfte stehen blieben oder durch das Angebot der Straßenhändler stöberten, andere trugen Luftmatratzen und Strandgepäck unter den Armen und hatten ein deutlich erkennbares Ziel.
„Ich weiß doch, was die Leute denken.“
„Ach ja? Dann weißt du mehr als ich. Also, was denken sie?“
„Sie denken, dass …“ Anne brach ab und sank resigniert in ihrem Sitz zusammen. Sie konnte Miguel unmöglich sagen, dass sie fürchtete, für krank oder gar pervers gehalten zu werden. Egal wie sie es formulierte, das Urteil fiele auch auf ihn.
„Sie haben eben ihre eigene Meinung“, versuchte sie die schwierige Klippe zu umschiffen. „Dagegen kann man nichts machen.“
Dass ihre Antwort ihn keineswegs zufriedenstellte, war ihr klar, trotzdem hoffte sie, keine weiteren Erklärungen abgeben zu müssen, und als Miguel wie verstehend nickte, fühlte sie sich einen kurzen Moment lang erleichtert, zumindest, bis er wieder zu sprechen begann.
„Steig aus!“
Anne starrte ihn an. „W-was?“
„Du hast mich schon
Weitere Kostenlose Bücher