Rausch der Unterwerfung
verbargen. Vielleicht hielten sie es für eine neue Mode.
Da konnte sie es nicht mehr unterdrücken, leise vor sich hinzukichern.
„Das ging ja schnell, dass du wieder anfängst, Spaß zu haben. Und diesmal gefällt es mir sogar.“
Eine große vertraute Hand umfasste die ihre und brachte sie zum Stoppen. Anne atmete tief ein, bevor sie zu Miguel aufschaute, der wie aus dem Nichts neben ihr aufgetaucht war.
„Wie …?“
„Denkst du, ich lass dich auch nur eine Minute aus den Augen?“, sagte er und zwinkerte ihr zu. „Das wäre ziemlich leichtsinnig von mir. Und du weißt, wie wachsam ich bin, wenn es um mein Eigentum geht.“
Anne nickte und verzog das Gesicht. Das hätte sie sich eigentlich denken können. Ihr Blick wanderte den Weg zurück, den sie gekommen war.
„Du hattest nur Augen für den Gehweg, als du am Auto vorbeigestampft bist“, erklärte er ihr. „Warst du wütend?“
„Ja, Herr“, gab sie nach einigem Zögern zu.
Miguel wandte sich daraufhin von ihr ab und setzte seinen Weg fort.
„Warum?“, fragte er. „Warum Wut? Ich hatte etwas anderes erwartet.“
„Weil Ihr mich alleingelassen habt, Herr“, gab Anne zurück.
„Aber das habe ich nicht.“
„Nein, Herr!“
Von der Seite blickte er sie an. „Ich hab es dir gesagt, ich pass auf dich auf, auch dann, wenn du denkst, es wäre nicht so.“
„Ja, Herr. Verzeiht.“
Demonstrativ musterte Miguel die mit Menschen gefüllten Straßen. „Und wie ist das jetzt für dich? Willst du dich immer noch verstecken oder kannst du damit umgehen, dass jeder sieht, wem du gehörst?“
„Ich kann damit umgehen, Herr.“
„Gut!“ Er nahm ihre Hand fester, als wolle er verhindern, dass sie ihm entwischte, und steuerte auf einen Ramschtisch mit reduzierten Artikeln zu, der vor einem Zooladen aufgebaut war. „Dann lass uns das mal testen.“
Während Anne ihm folgte, wurde sie schon wieder unruhig. Das Gefühl stieg in ihr auf wie ein unwillkommener Gast. Sie versuchte, es zu ignorieren, und blieb neben Miguel stehen, der interessiert in den bunt zusammengewürfelten Artikeln stöberte; Futternäpfe, Hundespielzeug, Plastikschaufeln für Katzenstreu und … eine Leine: Kettenglieder aus Edelstahl mit einem Karabiner am einen und einer Lederschlaufe am anderen Ende, und genau diese Leine fischte er aus dem unsortierten Haufen heraus.
Ohne mit der Wimper zu zucken, hakte er sie in den Ring an Annes Halsband ein und zog ein paar Mal daran, als wolle er die Belastbarkeit des Materials testen.
„Gefällt sie dir?“
Sprachlos starrte sie ihn an. Was kam als nächstes? Wollte er sie an dieser Leine durch die Straßen führen wie einen Hund?
„Nun?“, hakte er ungeduldig nach.
„Es kommt darauf an, ob sie Euch gefällt“, antwortete Anne vorsichtig und schielte zum Gehweg, wo ihr sofort die aufgerissenen Augen einer Frau entgegenstarrten, die den Blick jedoch augenblicklich abwandte und schnell weiterging.
„Ich finde …“, begann Miguel nachdenklich und ließ dabei die Kettenglieder prüfend durch seine Finger gleiten. „… sie passt nicht zu dir. Zu billig.“
Anne lächelte beruhigt und schaute ihn an.
„Dann gefällt sie mir auch nicht.“
„Wir finden schon noch das Richtige für dich.“
Er grinste, während er den Karabiner von ihrem Halsband löste und die Leine zurück in die Auslage warf.
Einen Moment lang befürchtete Anne schon, er würde nun den Laden betreten, um dort nach dem Richtigen zu suchen, doch er nahm sie wieder bei der Hand und lief weiter. Sie hatte den Test offenbar bestanden.
Als sie den großen Parkplatz erreichten, den Miguel in seiner Wegbeschreibung erwähnt hatte, bog er in eine Querstraße ab und wenig später in eine enge Gasse, über der sich zahlreiche Leinen spannten, die mit seifig duftender Wäsche behängt waren.
Die Atmosphäre änderte sich schlagartig. Nicht nur die Luft schien zwischen den Häusern stillzustehen, sondern auch die Zeit. Menschen waren nur wenige zu sehen, und keiner von ihnen war ein Tourist.
Im Schatten, nahe an einer Hauswand, saßen sich zwei Männer auf niedrigen Hockern gegenüber und balancierten ein Brettspiel auf ihren Knien, über dem beide reglos brüteten. Ein Stück weiter fegte eine alte Frau mit schwarzem Kopftuch den Gehweg und schimpfte dabei lautstark mit einem kurzbeinigen Hund, der kläffend und schwanzwedelnd immer wieder in den Besen zu beißen versuchte.
Der Anblick war so köstlich, dass Anne zu lachen begann.
„Leg dich lieber
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