Ravanas Rueckkehr
»Lovecraft.«
18
»Ja, der Name ist mir vertraut«, sagte Giles zu Buffy. Er saß hinter dem Ausgabetresen, und die anderen - einschließlich Oz, der kurz vor Buffy eingetroffen war, die mit weit aufgerissenen Augen und vollkommen außer Atem in die Bibliothek gestürzt war - standen um ihn herum. Xander saß auf dem Tresen und massierte Cordelias Schultern, die mit dem Rücken zu ihm zwischen seinen Beinen stand.
»Nicht nur der Name Lovecraft ist mir vertraut, sondern auch der Name Phyllis Lovecraft, aber ich bin nicht sicher, woher ich ihn kenne.«
Giles stand auf und ging in sein Büro. Buffy hörte ein leises Rascheln, als er in seinen Unterlagen wühlte.
Willow betrachtete Buffys Beule, während sie auf Giles warteten. »Wie geht's deiner Beule?«
Buffy berührte den gewaltigen Bluterguss vorsichtig mit den Fingerspitzen. »Hässlich, aber schmerzfrei. Solange ich sie nicht berühre.«
»Dann lass es«, riet Oz.
»Du siehst besser aus, als ich erwartet hatte«, sagte Buffy lächelnd zu Willow.
Willow zuckte mit den Schultern. »Ein bisschen Make-up.«
»Dafür hatte ich keine Zeit«, sagte Buffy. Ihr Lächeln war wie weggewischt, und sie legte die Stirn in Falten, Plötzlich wirkte sie wieder genauso geistesabwesend wie bei ihrer Ankunft.
»Alles okay?«, fragte Willow.
Buffy nickte, sagte aber kein Wort.
»Benson Lovecraft war Kunstsammler«, ließ sich Giles vernehmen, als er aus seinem Büro zurückkam. Er blätterte in einem Buch, das, für seine Verhältnisse, überraschend normal aussah. Das Buch war gebunden und von durchschnittlicher Größe, und wenn es auch nicht gerade neu aussah, war es auch nicht annähernd so alt wie die meisten anderen Bücher, die er in seiner Eigenschaft als Wächter zu Hilfe zu nehmen pflegte.
»Aber er war mehr als nur ein gewöhnlicher Sammler«, fuhr Giles fort. »Er hat nur solche Kunstgegenstände gesammelt, die auf die eine oder andere Art mit Okkultismus in Verbindung stehen. Darin bestand seine wahre Leidenschaft.« Giles kehrte zu seinem Stuhl zurück und blätterte weiter in dem Buch.
»Schön, aber wie lange ist das her?«, fragte Buffy. »Diese Frau ist, hm, ich weiß nicht... vielleicht Mitte vierzig.«
»Es ist schon eine Weile her«, sagte Giles. »Wenn er noch am Leben wäre, dann wäre Lovecraft jetzt weit über hundert Jahre alt. Aber sein Tod ist nicht vermerkt. Im Laufe der Jahre hat es oft Gerüchte gegeben, er würde noch immer auf seiner Insel vor der Küste von Washington leben. Ah, hier«, flüsterte er, voll und ganz in das Buch vertieft. Er legte es aufgeschlagen vor sich auf den Tisch und überflog die Zeilen, während er geistesabwesend den Faden wieder aufnahm. »Lovecraft wurde als Kind einer reichen Familie geboren und war als hartnäckiger Einsiedler und Kenner der schwarzen Künste berüchtigt. Er war ein Zeitgenosse und Freund des verrufenen Okkultisten Aleister Crowley und Autor diverser Schriften, von denen es hieß, sie würden einige der gefährlichsten Zauberformeln enthalten, die je niedergeschrieben wurden.« Er unterbrach sich und konzentrierte sich einen Augenblick schweigend auf sein Buch. »Es gibt keine Aufzeichnungen über Lovecraft, die über seinen fünfundneunzigsten Geburtstag hinausgehen. Dieser Biografie zufolge hatte er mehrere Kinder, die meisten davon unehelich. Ah, hier ist es ja. Lovecrafts jüngster Sohn hat eine Tochter namens Phyllis.«
»Steht da noch mehr über sie?«, fragte Buffy.
»Nichts außer ihrem Namen und dem Hinweis, dass sie Lovecrafts Enkelin ist.«
»Sie ist mehr ab das«, entgegnete Buffy, während sie das Polaroid-Foto aus ihrer Jackentasche zog und es auf die Tischplatte klatschte.
Giles erhob sich und beugte sich vor, als die anderen sich näher drängten, um einen Blick auf das Bild zu werfen.
Willow keuchte. »Das ist er.«
Giles ergriff das Foto und studierte es mit zusammengekniffenen Augen. »Woher hast du das, Buffy?«
»Von meiner Mom.«
Alle starrten sie erwartungsvoll an, aber Buffy schwieg, während sich langsam ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete.
»Buffy«, sagte Giles streng, »ich hoffe, du wirst uns diese Geschichte ein wenig ausführlicher erklären.«
Buffy tat ihm den Gefallen. Sie erzählte den anderen von Phyllis Lovecraft und ihrer festen Absicht, ihre Sammlung indischer Kunst auszustellen.
»Warum hast du uns das nicht früher erzählt, Buffy?«
»Weil ich es nicht wusste! Meine Mom hat sich schon die ganze Woche über sie beklagt, aber ich
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