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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sträubten sich fast, die Worte auszusprechen.
    Ahasver blickte ihn lange an. Dann schüttelte er ein wenig verwundert, wie es schien, den Kopf. »Wisst Ihr das nicht, Meister Raven? Ich dachte, das sei sonnenklar. Nun denn: Ihr seid dazu verdammt, tatsächlich gegen all jene Mächte der Finsternis zu kämpfen, mit denen Nehemiah Oldham, Euer Urahn, zu ringen heuchelte. Die Schattenreiter, der Assassine, Lancelot, Merlin, die Kristallschädel, die Thul Saduum - das alles war kein Zufall. Ihr seid ihnen begegnet, weil Ihr der Erbe des Hexenjägers seid. Und ich beneide Euch nicht um das, was in der Zukunft auf Euch wartet. - Und nun lebt wohl!«
    Mit diesen Worten wandte er sich um, ergriff den neben ihm stehenden Lefty beim Arm und ließ sich von ihm zur Tür führen.
    Schwärzeste Verzweiflung überfiel Raven.
    »Wartet, Ahasver!«, rief er hinter dem Alten her. »Gibt es denn keine Möglichkeit, den Fluch zu lösen? Wer seid Ihr überhaupt, dass Euch die Macht gegeben ist, so über andere Leben zu bestimmen?«
    Der Ewige Wanderer drehte sich ein letztes Mal um. »Zu Eurer ersten Frage«, sagte er langsam, »ja, es gibt eine Möglichkeit, aber sie ist noch verborgen. - Und wer ich bin?« Er lachte bitter. »Ich kann Euch sagen, wer ich war: ein Weißer Magier, der Statthalter des Kosmischen Kreises auf Erden - bis ich ein grenzenloses Unrecht beging, das mich dazu verdammte, auf ewig zwischen Wirklichkeit und Traum die Welt zu durchstreifen. Aber Ihr werdet mehr erfahren, wenn wir uns wiedersehen - übers Jahr, wenn Ihr selbst auf Schattengrenzen wandelt.«
    Und mit diesen rätselvollen Worten war er durch die Tür verschwunden.
    Im nächsten Augenblick wurde die Tür wieder aufgerissen.
    Einen winzigen Moment lang glaubte Raven, Ahasver sei noch einmal zurückgekehrt, obwohl er sich über seine unziemliche Hast wunderte. Dann aber wurde er eines Besseren belehrt, denn statt des Ewigen Wanderers stürzten drei Polizisten in den Raum, Maschinenpistolen im Anschlag. Raven erkannte einen von ihnen als Konstabler Price.
    »Wir haben unten von der Straße aus Schüsse gehört«, stieß der Konstabler atemlos hervor. »Daraufhin sind wir sofort zum Haus hinaufgefahren, aber wird wurden unterwegs aufgehalten - von einer Armee von ...« Er stockte unwillkürlich.
    »Von einer Armee von Untoten - das wollten Sie doch sagen, nicht wahr?«
    Raven erhob sich und trat ans Fenster. Nach einem kurzen Blick hinaus winkte er die Polizisten zu sich. »Schauen Sie mal«, bat er. »Können Sie mir wohl sagen, was das ist?«
    Wie durch ein Wunder war der Nebel, der den ganzen Tag über dem Land gelastet hatte, jetzt verschwunden. Und darum konnte man deutlich das Blinken von warmen, freundlichen Lichtern erkennen, unten am Grunde des Tals.
    »Das - das sieht wie ein Dorf aus!«, stieß Konstabler Price verblüfft hervor. Er schluckte. »Aber das ist völlig unmöglich! Da unten gibt es doch gar kein Dorf!«
    »Doch«, sagte Raven und lächelte. »Stratton-on-Thayne.«

Vierter Teil
    DAS
STONEHENGE-MONSTER

 
    S ie fror. Ihre Hände und Knie zitterten, aber das kam nicht allein von der äußeren Kälte. Ihre Umgebung, die unwirkliche, an einen bedrückenden Albtraum erinnernde Szenerie, die an sich so vertrauten Geräusche, die jetzt plötzlich so fremd und unheimlich wirkten. Die schwarzen, zu flachen, tiefenlosen Silhouetten gewordenen Steinquader schienen irgendetwas in ihr zum Ersterben zu bringen, und die Kälte, die sie zittern ließ, kroch eher aus ihrem Innern empor, als erstarre ihre Seele mit jedem Schritt, dem sie sich dem doppelten Steinkreis näherte, ein winziges bisschen mehr zu Eis.
    Sie blieb einen Moment stehen, schloss die Augen und versuchte mit Gewalt, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. Es war nicht das erste Mal, dass sie hier war, ganz gewiss nicht, und es gab absolut keinen Grund, Furcht oder gar Angst zu haben. Stonehenge war ein Artefakt wie viele andere auch, ein flacher Hügel voller alter Steine, nicht mehr und nicht weniger, und alle Geschichten von Spuk und Geistern und blasphemischen Riten, die sich die Menschen in der Umgebung seit Jahrhunderten über diesen Ort erzählten, waren allerhöchstens dazu angetan, neugierigen und gutgläubigen Touristen einen sanften Schauer über den Rücken zu jagen.
    Betty war kein Mensch, der an das Übernatürliche oder gar an Geister oder solchen Humbug glaubte.
    Jedenfalls war das bis heute so gewesen.
    Aber irgendetwas war in dieser Nacht anders. Sie spürte,

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