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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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    Erschrocken fuhr Harald Münzschläger zusammen, als die aufgeregte Stimme direkt in sein Ohr dröhnte. Ohne dass er es überhaupt bemerkt hatte, hatte Rolf, der Hausdiener, ihn an den Schultern gepackt und ihn zu schütteln begonnen. Unwillig befreite er sich mit einem Ruck aus dem Zugriff und deutete mit der linken Hand - die rechte hatte er nach dem Messerstich des Amokläufers immer noch in einer Schlinge - auf die Tür, aus der der Rauch hervorquoll.
    Verständnislos folgte Rolfs Blick der Richtung, die Münzschlägers ausgestreckte Hand wies. Dann schüttelte er mehrmals den Kopf und zuckte die Achseln. Ja, war der Mann denn blind? Sah er den Rauch denn nicht, der immer dichter wurde und immer weiter in den Flur und entlang der Wände vordrang?
    Plötzlich begriff Harald Münzschläger. Der Rauch war gar kein Rauch, sondern eine magische Emanation, eine Abstrahlung Schwarzer Magie. Rolf konnte ihn tatsächlich nicht sehen, und er selber sah ihn nur, weil er über viele Stunden hinweg auf magische Weise mit den Kristallschädeln verbunden gewesen war. Dieser Kontakt hatte ihn sensibilisiert, ihm neue Wahrnehmungsfelder eröffnet.
    Noch gebannter als zuvor verfolgte er mit den Augen den Weg des Rauchs. Jetzt hatten sich die immateriellen Finger entlang der Trennwand zwischen Flur und Arbeitszimmer getastet und nahe bei einem Fenster die erste Außenwand erreicht ... Jetzt glitten sie fast zärtlich über die Fensterscheibe, drangen hier und da in sie ein und hinterließen an den Stellen, wo sie sie berührten, einen stumpfen schwarzen Rußfilm ... Jetzt waren sie an der Haustür, streiften darüber hinweg und zwängten sich behutsam in die Ritzen zwischen Tür und Rahmen, füllten sie mit Schwärze auf ...
    Sie schirmen das Herrenhaus von der Umwelt ab!
    Harald Münzschläger hatte keine Ahnung, woher er das wusste. Vielleicht hatte ihn der enge Kontakt mit den Kristallschädeln nicht nur befähigt, einen Teil ihrer magischen Werke zu sehen, sondern ihn auch in die Lage versetzt, ihre fremdartigen Gedankengänge wenigstens ansatzweise nachvollziehen zu können. Vielleicht aber war es auch nur der gesunde Menschenverstand, der ihm sagte, was die Kristallschädel vorhatten.
    Aber das alles war ihm jetzt auch herzlich egal. Er hatte ganz einfach keine Zeit, über solche Dinge nachzudenken.
    Er musste handeln.
    Mit zwei Schritten war er bei der Tür und riss wie ein Verrückter an der Klinke.
    Die Tür blieb zu, als wäre sie verriegelt und verrammelt. Dabei hatte Rolf, der Hausdiener, gar keine Gelegenheit gehabt, die elektronischen Verschlüsse wieder einzuschalten, mit denen sich alle Türen des Herrenhauses gegen unerwünschte Eindringlinge wie Bullen oder Leute von der Konkurrenz sichern ließen. Also gab es in der Tat nur eine Erklärung: Der magische Rauch hatte die Tür unlösbar mit dem sie umgebenden Rahmen verbunden - sie sozusagen zugeschweißt.
    Voll Frustration und hilfloser Wut rüttelte Harald Münzschläger wieder und wieder an der starren, unbeweglichen Klinke. Als das nichts einbrachte, hob er die unverletzte Hand und trommelte damit gegen das Holz der Tür. Das Krachen und Hämmern seiner Faust übertönte Roscoes Schmerzensgestöhn und die unverständlichen Fragen des Hausdieners.
    Harald Münzschläger war 192 Zentimeter groß und zweidreiviertel Zentner schwer, und hinter seinen Schlägen lag eine ganze Menge Wucht. Eine normale Tür hätte darunter beben und erzittern müssen.
    Diese hier tat das nicht. Wäre Harald Münzschläger in seinen Handlungen nicht vom nackten Entsetzen getrieben worden, sondern noch halbwegs bei klarem Verstand gewesen, hätte er erkennen müssen, dass das Herrenhaus aus nahe liegenden Gründen viel solider gebaut war, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Er wäre nicht einmal in der Lage gewesen, die Tür ohne den magischen Einfluss der Kristallschädel zu zertrümmern.
    So aber trommelte er wie von Sinnen weiter und schlug sich dabei nur die Faust blutig.
    Und auf einmal schienen seine Hiebe doch eine Wirkung zu zeigen - etwas gab nach, begann zu beben und zu zittern ...
    Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße. Sie war wie eine kalte Dusche, und mit einem Mal wurde Harald Münzschlägers Kopf wieder ganz klar.
    Das, was da bebte und erzitterte, war nicht bloß die Tür.
    Es war das ganze Haus!
    »... nun herausgenommen oder nicht?«, fragte die Stimme sanft, aber eindringlich.
    Über all seinen düsteren Gedanken hatte Raven gar nicht

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