Raven (Shadow Force) (German Edition)
höheren Stoffwechsels müsste es aber deutlich schneller gehen. Wenn die Medikamente anschlagen.“
„Vierfach? Respekt.“ Lianne staunte nicht schlecht. „Raven ist wirklich etwas Besonderes.“
„Alle Jungs im Team haben ihre Besonderheiten.“ Buzz zuckte mit den Schultern. „Die Damen natürlich auch.“
„Gibt es noch mehr Frauen bei der Shadow Force?“ Sie hatte angenommen, dass das Team nur aus Männern bestehen würde, aber warum sollten Frauen nicht auch dort tätig sein ? Das klassische Frauenbild verschwamm in der heutigen Zeit immer mehr. Ausgenommen waren die Länder, in denen Frauen nichts galten und auf die Gnade der Männer angewiesen waren. Eine himmelschreiende Schande, wie viel Unrecht und Unterdrückung es in der Welt noch immer gab.
„Wenige“, erklärte Buzz knapp und legte eine Manschette um Ravens Oberarm. „Während der Therapie muss ich regelmäßig die Erregerzahl im Blut und seinen körperlichen Zustand kontrollieren. Kannst du Blutdruck messen?“
„Noch nicht.“ Lianne streckte das Kinn vor. „Aber ich werde es lernen.“
„Thrombosespritzen geben?“, fuhr Buzz fort.
„Auch das.“
„In den nächsten Stunden werden wir wenig Schlaf bekommen“, warnte Buzz. „Wir müssen uns abwechseln und in drei Tagen muss ich spätestens wieder in die Stadt, um nicht aufzufallen. Im Labor glauben sie, dass ich Freunde besuche.“
„Das ist mir egal. Hauptsache , Raven wird gesund, er hat mir mehrfach das Leben gerettet“, erwiderte Lianne entschlossen. „Und wir müssen Frank finden. Ich bin bereit, meinen Teil dazu beizutragen.“
„Wenn du magst, kannst du mich Scarlett nennen.“ Buzz zwinkerte ihr zu und Lianne wusste, dass sie in ihr eine neue Freundin gewonnen hatte. „Du gehörst wohl auch zu denen, die nicht schnell aufgeben, oder?“
„Meine Mutter sagte einmal zu mir, wer im Dunkeln sitzt, zündet sich einen Traum an.“ Lianne hielt Ravens Hand. „Ich habe weder vor, aufzugeben noch , meine Träume zu begraben. Das bin ich Frank, Raven und mir selbst schuldig.“
„Das ist ein schönes Zitat.“ Scarlett lächelte versonnen und ihre Gesichtszüge wurden weich. „An meine Mutter kann ich mich leider nicht erinnern. Sie starb schon früh.“
„Das tut mir leid.“
„Ach, das ist lange her.“ Lianne spürte dennoch, dass Scarlett traurig war. Die eigene Mutter zu verlieren, war ein einschneidendes Erlebnis für jeden Menschen. Der Abschied für immer traf mitten ins Herz, egal , wie alt man war. Noch schlimmer mochte es im umgekehrten Fall sein, wenn eine Mutter ihr Kind verlor. Darüber mochte Lianne gar nicht nachdenken.
Buzz straffte die Schultern und die Trauer schien weggeblasen. „Man könnte wohl auch sagen, es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels. Sei froh, wenn es kein Zug ist.“
Lianne und Scarlett prusteten gleichzeitig los und konnten sich kaum einkriegen. Als Falcon und Crane ins Zimmer traten, blickten sie verständnislos und kopfschüttelnd auf die beiden lauthals lachenden Frauen, die neben ihrem halb toten Freund saßen. Wahrscheinlich dachten sie, dass sie aus Sorge um Raven den Verstand verloren hatten, und konnten sich diese leicht skurrile Situation nicht erklären.
*
Raven erholte sich zusehends und das Fieber war unter vierzig Grad Celsius gesunken. Tendenz weiter sinkend. Also sprach er auf die Medikamente an. Er war mittlerweile in einen tiefen Schlaf gefallen und ruhiger geworden. Während Crane und Falcon am nächsten Morgen nach London gefahren waren, um Prime und Middelton zu observieren, hatten es sich Lianne und Scarlett in dem kleinen, heimeligen Wohnzimmer vor dem Kamin und mit einer Tasse Tee gemütlich gemacht. In der vergangenen Nacht hatten sie kaum geschlafen und waren entsprechend gerädert, dennoch hatte sie die gesundheitliche Verbesserung ihres Schutzbefohlene n in einen Hochzustand versetzt. Frisch geduscht, geföhnt und mit Shirt und Hose von Scarlett bekleidet , fühlte sich Lianne beinahe wieder wie ein Mensch. Sie schnupperte genüsslich an dem heißen Earl Grey, der mit feiner Vanille versetzt war, winkelte die Beine an und bemerkte erst nach geraumer Zeit, dass Scarletts intensiver Blick auf sie gerichtet war. Irgendetwas schien ihr auf der Seele zu liegen.
„Hast du eigentlich ähnliche Fähigkeiten wie dein Bruder?“ Diese Frage kam so direkt, dass Lianne sich beinahe an ihrem dampfenden Tee verschluckte.
„Wie kommst du darauf?“
„Diese besonderen Veränderungen treten
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