Rebecca
seine.
Dennis schaute auf die Hände der beiden. »Das würde ich mir auch wünschen«, sagte er. »Es besser zu machen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.«
Für einen Augenblick lastete das Schweigen auf ihnen.
Dennis lächelte und wandte sich an Rob, als erinnere er sich plötzlich wieder an dessen Frage. »Ich habe schon alles Mögliche gemacht«, sagte er noch einmal. »Unter anderem habe ich zwei Jahre bei einem Bauern gearbeitet, das war eigentlich die schönste Zeit. Ich hatte ein kleines Zimmer über dem Stall, schön warm wegen der Kühe, die darunter standen. Aber der Bauer war schon alt und musste seinen Hof verkaufen, denn sein Sohn wollte nicht in die Landwirtschaft. Er ist Buchhalter.« Er zuckte mit den Schultern. »Heutzutage will kein Mensch mehr Bauer werden.«
Roelof nickte. »Es ist auch wirklich nicht einfacher geworden durch die vielen komplizierten Regelungen und Quoten, Rinderwahn, Schweinepest, Geflügelpest, ständig was anderes.«
»Ich hätte mir schon zugetraut, den Hof weiterzuführen, aber damals hatte ich keinen roten Heller und ohne Eigenkapital streckt einem natürlich keine Bank eine Million Euro vor.« Dennis seufzte und sagte nach einer Pause: »Dann habe ich den Tipp bekommen, dass Leute in der Glasfabrik bei Leerdam gesucht würden, deshalb bin ich hier in die Gegend gekommen, aber leider hat es nicht geklappt mit dem Job. Als Nächstes will ich es mal bei einer Umzugsfirma in Culemborg versuchen. Internationale Umzüge, das würde mich schon interessieren, und es heißt, man verdiene in dieser Branche gutes Geld.«
Sie aßen Perlhuhn und tranken Wein. Rebecca dachte über Dennis’ unglückliches Leben nach, eine Kette enttäuschter Hoffnungen, insolventer Fabriken und verkaufter Bauernhöfe. Er musste einsam gewesen sein, so ohne Vater und mit nur einer einzigen Erinnerung an seine Mutter. Dennoch machte er weder einen traurigen noch einen niedergeschlagenen Eindruck. Entspannt saß er da, kein bisschen verlegen, ganz im Gegensatz zu ihr. Sie fragte sich, ob er eine Freundin hatte. Mit vierundzwanzig konnte er durchaus auch schon verheiratet sein oder bereits geschieden. Sie traute sich nicht, ihn danach zu fragen. Sie schaute seine Hände an und errötete. Sie sah keinen Ring, nur eine wertvoll aussehende goldene Uhr.
Suzan stand auf und Rebecca folgte ihr hastig, froh, sich mit Abräumen und Kaffeekochen beschäftigen zu können.
»Ein idyllisches Fleckchen hast du dir da für dein Wohnmobil ausgesucht«, bemerkte Roelof, während Suzan die Kirschtorte schnitt und auf Teller verteilte.
»Der Bauer ist nett, ich hatte Glück. Er verlangt nicht mal viel Geld, dafür habe ich ihm ein bisschen geholfen, beim Heumachen und so weiter.«
»Willst du umziehen, wenn du die Stelle in Culemborg kriegst?«, fragte Rebecca.
»Das mit der Stelle ist noch gar nicht sicher«, antwortete Dennis. »Aber ich muss so oder so da weg.«
»Warum?«
»Wahrscheinlich weil die Saison anfängt«, meinte Rob. »Jeder Zentimeter am Ufer ist an Touristen vermietet.«
Dennis schüttelte den Kopf. »Das wäre vorläufig kein Problem, die meisten Leute kommen erst im August. Nein, da darf einfach kein Wohnmobil stehen, es verstößt gegen irgendeine Gemeindeverordnung.« Er stach mit seiner Gabel in die Torte. »Veldhuis hatte mir das von vornherein gesagt, aber auch, dass kein Hahn danach krähen würde, solange ich mich unauffällig verhielte, denn dort würde sowieso nie kontrolliert. Nur darf dann natürlich nicht eines Tages die Polizei vor der Tür stehen.«
»Ach du meine Güte!«, sagte Suzan.
»Als Erstes haben die mich natürlich gefragt: Wer sind Sie und was machen Sie hier?« Dennis zuckte mit den Schultern. »Ach egal, ich finde schon etwas anderes.«
Im Raum war es hell; die letzten Sonnenstrahlen des Tages fielen herein und verliehen allen Dingen eine warme Farbe, aber auch etwas Trauriges, wie Rebecca fand. Sie hatte jetzt schon Schuldgefühle.
»Wann musst du da weg?«, fragte Suzan.
»Ich müsste schon längst weg sein, ich stehe da illegal.« Ein Schatten legte sich über sein Gesicht. »Manchmal hat man eben Pech, genau wie damals mit dem Bauern. Wenn er seinen Bauernhof nicht verkauft hätte, wäre ich noch dort.«
Und dann wäre ich vergewaltigt worden, dachte Rebecca. Karma. Das wusste er natürlich genauso gut wie sie. Sie warf ihm einen verstohlenen Seitenblick zu, aber er lächelte Suzan an, als warte er auf eine Reaktion von ihr.
Sie kam prompt. »Wo willst du
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