Rebecca
schlimmer«, sagte sie. »Dennis hat es gegen einen Kerl aufgenommen, der möglicherweise stärker war als er und vielleicht ein Messer hatte. Er tat es, ohne nachzudenken, er tat es einfach. Andere Leute hätten sich taub und blind gestellt und wären weitergegangen. Diesem jungen Mann für eine Übergangszeit aus der Patsche zu helfen, ist doch wohl das Mindeste, was wir ihm schuldig sind.«
Roelof war immer noch nicht ganz überzeugt. »Wenn wir ihn nur besser kennen würden«, sagte er. »Wir wissen gar nichts über ihn.«
»Ich verstehe dich nicht«, sagte sie. »Ich glaube, Becky wäre sofort einverstanden, und Rob auch. Warum sträubst du dich so?«
»Ich sträube mich nicht«, sagte er dickköpfig. »Ich gebe doch nur zu bedenken, dass wir rein gar nichts über ihn wissen.«
»Wir wissen aber, dass ihm nicht die Polizei auf die Pelle gerückt wäre, wenn er Becky im Stich gelassen hätte, und dann müsste er dort auch nicht weg.« Suzan sprach heftiger als beabsichtigt. »Wenn du willst, stimmen wir darüber ab, aber ich bin dafür, dass er bei uns bleiben kann, bis er einen Job gefunden hat. Dann zieht er sowieso wieder weiter.«
Roelof zuckte mit den Schultern und schnaufte wie ein Schüler, der nicht die richtigen Worte findet. Manchmal konnte er kindisch sein, aber Suzan kannte keinen Mann, der das nicht war. »Entscheide du das«, sagte er schließlich.
Das hatte sie bereits getan. »Aber so schlimm ist es doch wirklich nicht«, sagte sie.
»Einen Hecht habe ich nie gefangen«, sagte Dennis in dem Moment, als sie zurückkehrten. Er lächelte Roelof zu. »Ich habe gerade vom Angeln in der Linge erzählt.«
Sie saßen bei Kaffee und Likör am abgeräumten Tisch. Roelof nahm auf seinem Stuhl am Kopfende Platz und wartete ab.
»Roelof hat nicht immer die nötige Geduld zum Angeln«, sagte Suzan. »Aber Rob fährt manchmal mit dem Ruderboot zum Fischen raus.«
»Dennis brät die Fische auf dem Primuskocher neben seinem Wohnmobil«, verkündete Rebecca. »Er kann von der Natur leben.«
»Hier in den Niederlanden, na klar«, wandte Rob ein.
Suzan war stehen geblieben. »Dennis«, sagte sie. »Roelof und ich möchten dir anbieten, dein Wohnmobil auf unser Grundstück zu stellen, jedenfalls wenn Rob und Rebecca damit einverstanden sind.«
Sie blickten auf. Rebecca fühlte ihr Herz klopfen. »Bin ich«, sagte sie. »Schließlich haben wir Platz genug.«
Dennis hob die Hände und protestierte. »Das ist sehr nett, aber wirklich nicht nötig. Ich finde schon irgendwo was.«
»Das kann schon sein«, sagte Suzan, »aber trotzdem bieten wir es dir an. Was meinst du, Rob?«
Rob machte ein Gesicht, das alles Mögliche bedeuten konnte. »Wo soll er sich denn hinstellen?«
»Wir grenzen ein Stück ab, hinten beim Holzstapel, dann kann er über den anderen Damm frei rein und raus. Zeig ihm doch die Stelle mal, bevor es dunkel wird.«
Dennis schüttelte weiterhin den Kopf. »Ich will euch nicht zur Last fallen«, sagte er. »Niemand hat gerne Fremde auf seinem Grundstück.«
»Du bist doch kein Fremder«, entgegnete Rebecca.
Für einen Moment sagte niemand etwas. Dennis starrte auf seine Hände. »Ich bin wirklich nicht hierher gekommen, weil …«Er sprach seinen Satz nicht zu Ende.
»Such dir erst mal einen Job«, sagte Suzan fröhlich. »Dann kannst du ja immer noch woandershin.«
Dennis hob den Kopf. Rebecca sah, wie seine Augen funkelten, als er Roelof anschaute. »Ist das wirklich dein Ernst?«, fragte er.
»Na klar«, sagte Roelof verlegen.
»Du bist viel zu nett zu mir«, sagte Dennis.
Rebecca sah, dass sich Roelof daraufhin noch unbehaglicher fühlte, und rasch stand sie auf. »Komm, Rob, wir zeigen ihm die Stelle mal.«
Rob stand ebenfalls auf. Dennis zwängte sich an Roelofs Rücken vorbei, klopfte ihm auf die Schulter und sagte ein wenig spöttisch: »Jedenfalls wird es sich positiv auf dein Karma auswirken.« Anscheinend hatte er seine Zweifel überwunden, denn er wirkte schon wesentlich besser gelaunt. Roelof brummte irgendetwas und Dennis zwinkerte Rebecca zu und folgte ihr durch den Wirtschaftsraum.
In der Tenne sagte er: »Ich glaube, Roelof ist nicht gerade begeistert.«
Rob hatte die Tennentür bereits geöffnet, aber Rebecca blieb stehen, drehte sich um und erwiderte: »Da kennst du meinen Vater aber schlecht.«
Er zuckte die Achseln. »Nicht so gut wie du natürlich.«
Rebecca wusste nicht, was sie erwidern sollte, und ging weiter. Sie hörten die Hundeklappe auf der
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