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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Schmuck und Armbanduhren angeboten wurden. Der Alarm verstummte und die Ladenglocke klingelte. Ein alter Mann mit gerötetem Gesicht und einer Glatze kam aus dem Geschäft heraus.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Ich schalte meistens die Alarmanlage ein, wenn ich nicht im Geschäft bin.«
    »Gibt es hier viele Einbrüche?«
    »Na ja.« Er zuckte mit den Schultern. »Man kann nicht vorsichtig genug sein. Mein Name ist Zeeling. Kommen Sie doch rein.«
    »Max Winter. Ich komme allerdings nicht als Kunde. Ich bin auf der Suche nach der Familie Galman.«
    »Ach so.« Er musste offenbar erst einmal seine Enttäuschung hinunterschlucken und wies dann mit einem Nicken auf das abgebrannte Haus. »Dann kommen Sie ungefähr ein Jahr zu spät.«
    »Ich dachte, Sie wüssten vielleicht, wo sie jetzt wohnen.«
    »Auf dem Friedhof.«
    Ich schaute hinüber zu der Ruine. »Sind sie bei dem Feuer umgekommen?«
    »Ja, sämtliche Türen waren abgeschlossen. Wir haben ein Fenster eingeschlagen, aber da stand schon alles lichterloh in Flammen und die Decke stürzte ein, wir konnten nichts mehr machen. Mein Sohn kam mit einem Gartenschlauch, aber das half natürlich kaum. Es war Sommer und sehr heiß, alles knochentrocken. Wir haben dann unser eigenes Haus nass gespritzt, wegen des Funkenflugs. Die Feuerwehr hat sie später rausgeholt, beziehungsweise das, was von ihnen übrig war.«
    »Und die Feuerwehr kam zu spät?«
    »Was heißt zu spät. Wir haben nur eine freiwillige Feuerwehr, es war mitten in der Nacht und sie müssen erst mal hierhin kommen.«
    »Wann genau ist das passiert?«
    »Letztes Jahr am dreizehnten Juni.«
    »Was hat die Polizei dazu gesagt?«
    Zeeling schaute mich eine Weile an. »Sie fanden keinerlei Hinweise auf Brandstiftung«, sagte er, mit einem gewissen Bedauern in der Stimme. »Niemand hat verdächtige Personen gesehen, die Nachbarn schliefen alle schon. Man fand auch keine Benzinkanister oder Ähnliches. Aber die Türen im ganzen Haus waren abgeschlossen, auch die Schlafzimmertür. Das war natürlich auffällig, aber dann erfuhr die Polizei, dass viele Leute in dieser Gegend sich nachts einschlossen, auf dem Deich war öfter eingebrochen worden. Es hätte also sein können, dass sie ihr Schlafzimmer von innen abgeschlossen und den Schlüssel irgendwo hingelegt hatten und ihn dann in ihrer Panik nicht fanden.« Letzteres klang unverhohlen ironisch.
    Ich schaute hinauf zu den Fenstern im ersten Stock. Ein gebrochenes Bein erschien mir weniger schlimm, als bei lebendigem Leib zu verbrennen. »Hätten sie denn nicht aus dem Fenster springen können?«
    »Wir haben sie gar nicht gesehen. Als wir eine Leiter anlehnten, flogen die Fenster heraus. Vielleicht sind sie nicht einmal wach geworden, waren von dem Rauch schon bewusstlos.«
    »Wurden sie obduziert?«
    Er runzelte die Stirn. »Sind Sie von der Polizei?«
    Ich zückte meinen Meulendijk-Ausweis. »Ich arbeite für eine Detektei. Ich wollte eigentlich mit den Galmans über ihren Adoptivsohn sprechen.«
    Er warf nur einen flüchtigen Blick auf meinen Ausweis. Die Leute auf dem Land sind unkomplizierter als Städter. Sie sind nicht von vornherein misstrauisch, haben weniger um die Ohren und mehr Zeit. Sie erzählen gern, was sie wissen, und wenn sie etwas nicht wissen, wird einem der Dorfklatsch aufgetischt. »Hat Dennis wieder mal etwas ausgefressen?«
    »Keine Ahnung. Was für Leute waren die Galmans?«
    »Ach, sie hatten viel Pech im Leben, wie Sie sehen.« Er wies mit einem Nicken auf die Ruine. Ein Lieferwagen fuhr über den Deich und Zeeling hob grüßend die Hand. »Jos arbeitete in einer Möbelfabrik, bis die eines Tages Pleite ging. Er lebte von seinem Arbeitslosengeld und betrieb im Erdgeschoss eine Werkstatt, in der er Stühle und Schränke für Leute aus der Nachbarschaft reparierte. Sie lebten sehr zurückgezogen. Ich glaube, sie hatten wirklich Pech mit Dennis. Sie nahmen ihn schon als Baby zu sich und ich habe ihn zu einem richtigen Taugenichts heranwachsen sehen, bis er mit vierzehn Jahren endlich mal erwischt wurde, bei einem Autodiebstahl. Daraufhin hat man ihn in ein Heim gesteckt.«
    Die Ladenglocke klingelte. Wir drehten uns um. Eine grauhaarige Frau stand in der Tür. »Leo? Ist irgendwas?«
    »Nein, nichts.« Er gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie wieder gehen solle. »Ich komme gleich.«
    »Ich habe Tee gekocht.«
    Zeeling schaute mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf, mir war lieber, er blieb hier, und zwar allein. »Wir

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