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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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gepflasterten Vorplatz. Das Bauernhaus war ein niedriges Backsteingebäude mit altersgrauem Rieddach und grünen Fensterläden. Ein Damenfahrrad lehnte neben der grünen Eingangstür. Gegenüber befanden sich große und kleine Scheunen, Schuppen und Unterstände, allesamt voll gestopft mit alten Karren, Landwirtschaftsgeräten und Maschinen. Der halbe Hof war zugestellt mit Gerümpel: Balken und rostiges Alteisen, Stapel bröckeliger Backsteine und anderer Krempel wie alte Kühlschränke und Waschmaschinen. Hier wohnten Leute, die nichts wegwarfen, aber es schien zu viel Zeug, als dass es sich um Reste von eigenen Umbauten oder eigene alte Haushaltsgeräte handeln konnte, also trieben sie vermutlich Handel damit. Ich musste in drei Zügen wenden, um mein Auto mit der Nase zur Auffahrt neben einem alten Armeejeep parken zu können.
    Weit und breit war kein Mensch zu sehen, aber bevor ich auf die Hupe drücken konnte, kletterte ein klapperdürres junges Mädchen in einem blauen Overall und Gummistiefeln über ein Tor am anderen Ende des Grundstücks. Ihr flachsblondes Haar war hinten im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Hinter ihr grasten braune Kühe. Mastrinder, wie ich annahm, denn dies hier war keine Umgebung für Milchhygiene. Das Mädchen sah nur von Weitem so jung aus, sie war knochig und erschreckend dünn. Ihr spitzes Gesicht erinnerte an eine Ratte und sie hatte die stumpfgrauen Augen einer Frau in den Dreißigern, die das Leben in eine Sackgasse geschickt hatte.
    »Suchen Sie etwas?«
    »Ja, den Besitzer, Meneer Veldhuis.«
    »Er schläft. Worum geht es?«
    »Sind Sie die Tochter?«
    »Nein. Ist es dringend?«
    »Es geht um den jungen Mann, der hier eine Weile mit seinem Wohnmobil gestanden hat.«
    »Sind Sie von der Polizei?«
    Ich hätte mir vorher eine passende Ausrede einfallen lassen sollen. Ich lächelte. »Nein. Und auch nicht von der Steuer. Keine Angst, Sie kriegen keine Scherereien.«
    »Dennis ist nach Acquoy umgezogen, er steht hinten bei den Welmoeds, am Lingedeich.«
    »Sie kennen ihn also?«
    »Ein bisschen, ich bin praktisch ständig hier. Er hat manchmal beim Verladen der Steine geholfen.«
    »Wie ist er denn so?«
    Sie zuckte mit den knochigen Schultern unter dem blauen Baumwollstoff. »Fragen Sie ihn doch selbst, es ist hier ganz in der Nähe. Ich muss arbeiten. Time is money .« Ihr Englisch klang lustig und sie lächelte nett dabei.
    Hier wird mit allem gehandelt, dachte ich und griff in meine Innentasche. »Ich arbeite für einen Notar in Heusden«, sagte ich. »Er übernimmt alle Unkosten.« Fünfzig war zu viel, ich hielt ihr drei Zehner hin. »Okay?«
    Sie zuckte mit den harten Schultern und steckte das Geld in ihren Overall. »Was hat Dennis mit einem Notar zu tun?«
    »Eine Familienangelegenheit. Warum ist er hierher zu Ihnen gekommen?«
    »Er wollte sein Wohnmobil gern auf der Parzelle dahinten abstellen. Sie ist zwar verpachtet, aber da die Leute sowieso nie vor Juli kommen, dachte Gert, das sei schon okay, und außerdem brachte es ihm hundertfünfzig pro Monat.«
    »Wollte Dennis ausdrücklich an die Stelle?«
    »Ja, das hat Gert jedenfalls gesagt, ich war nicht dabei.«
    »War Dennis allein?«
    »Ja, anfangs schon, später habe ich noch jemand anders gesehen.«
    »Ein Mädchen?«
    »Nein.« Sie grinste, wurde zugänglicher. »Einen Typen. Vielleicht hat er nur ein paar Tage bei ihm kampiert.«
    »Wie sah er aus?«
    Sie hatte ihr Geld bekommen und fragte sich nicht, warum sich ein Notar wohl für einen Gast von Dennis interessieren sollte.
    »Ich habe ihn nur ein, zwei Mal von Weitem gesehen, als er mit dem Fahrrad hier vorbeigefahren ist«, sagte sie. »Er hatte dunkle Haare, war relativ kräftig.«
    »Hat Meneer Veldhuis nichts gehört, als das Mädchen neulich beinahe vergewaltigt wurde?«
    »Nein, wir haben geschlafen.« Sie sah, dass ich die Augenbrauen hob, verzog jedoch keine Miene, als sei es ihr gleichgültig, was die Leute dachten. »Ich wohne in Leerdam, bin aber meistens hier. Ich kümmere mich ein bisschen um den Haushalt und Gert behandelt mich gut. Er ist Junggeselle. Aber Dennis war das nicht an dem Abend«, fügte sie hinzu. »Im Gegenteil, er ist ja sofort hingerannt, als er das Mädchen hat schreien hören. Der Mann ist dann gleich abgehauen.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?«
    Der Pferdeschwanz schwang hin und her. »Ich weiß nur, dass wir auf einmal die Polizei am Hals hatten und dass Dennis sofort wegmusste, man darf

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