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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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sind gleich fertig«, versprach Zeeling.
    Missmutig verschwand sie, und Zeeling grinste. »Es sei denn, wir würden mit ihr Tee trinken«, fügte er hinzu.
    Ich erwiderte sein Lächeln. »Sie sind mich gleich wieder los.«
    »Eine Tasse Tee bekommen Sie hier immer. Fragen Sie mich, was Sie wollen.«
    »Wissen Sie, wo Dennis herkam oder wie seine leiblichen Eltern hießen?«
    »Nein, keine Ahnung. Wenn die Galmans entsprechende Papiere besaßen, sind die ebenfalls in Flammen aufgegangen. Die beiden hatten keine eigenen Kinder und liebten den Kleinen über alles. Am Anfang war noch alles in Ordnung, er hatte Arbeit, sie adoptierten ihn und änderten dabei gleich seinen Namen. Sie tauften ihn Dennis, nach Jos’ Vater. Den Namen seiner leiblichen Eltern habe ich nie erfahren.« Wieder wies er mit einer Kopfbewegung auf die Ruine und strich sich über den Schädel. »Besonders glücklich sind sie mit ihm nicht geworden.«
    Der Verdacht stand ihm ins Gesicht geschrieben, aber er sprach ihn nicht aus. Na los, dachte ich, raus mit der Sprache. »Glauben Sie, dass Dennis etwas mit dem Brand zu tun hatte?«
    »Na ja, heutzutage muss man ja aufpassen, was man sagt. Er war ein Dieb, das weiß ich ganz genau. Ein gerissenes Kerlchen. Eines Tages kam er hier ins Geschäft, da war er ungefähr dreizehn. Er wollte etwas für Mattie kaufen, seine äh … Mutter, sie hatte Geburtstag. Als er nichts Passendes fand, bin ich nach hinten gegangen und habe eine Schachtel mit Broschen geholt. Er kaufte die billigste. Dumm, dass ich nicht gleich nachgesehen habe, so merkte ich erst eine Woche später, dass eine teure Uhr weg war. Ich konnte nichts mehr beweisen, inzwischen waren alle möglichen Leute im Geschäft gewesen. Ich bin zu ihnen rübergegangen, aber Mattie war wütend, weil ich so etwas von ihrem Sohn zu denken wagte, und der Junge stand daneben und guckte mich an, als wolle er sagen: Tu mir was! Mattie wollte nie ein böses Wort über Dennis hören. Hin und wieder besuchte er sie noch, laut Mattie hatte er ein Ingenieurstudium angefangen, sie war stolz wie Oskar.« Er schwieg und schaute mich an. »Mord ist ja nun ein ganz anderes Kaliber, ich weiß nicht. Die Polizei hat ihn verhört und er hatte anscheinend ein Alibi. Er kam zur Beerdigung, ich glaube hauptsächlich, um festzustellen, ob noch etwas zu holen war.«
    »Und, war etwas zu holen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Da es kein Testament gab, war er der Alleinerbe. Jos und Mattie waren nicht reich, aber sie hatten eine Lebensversicherung abgeschlossen, als sie Dennis zu sich nahmen, also wird er die vermutlich ausbezahlt bekommen haben. Das Haus war natürlich auch versichert, aber man müsste es wiederaufbauen oder sich anderweitig mit der Versicherung einigen. Ich weiß nicht, ob er davon schon profitiert hat.«
    »War es eine hohe Lebensversicherung?«
    »Nein, ich glaube nicht, die Galmans waren einfache Leute. Vielleicht zweihunderttausend, Gulden damals noch.«
    »Und die Autopsie?«
    »Keine Ahnung, aber auf jeden Fall wurde nie jemand im Zusammenhang mit dem Feuer verhaftet. In der Zeitung stand, es sei ein Unfall gewesen, ein Kurzschluss vielleicht. Jos hatte an seinem Arbeitsplatz Terpentin, Verdünner und so weiter, das brennt natürlich wie Zunder. Auf der anderen Seite … Sie könnten eine Beule so groß wie ein Tennisball auf dem Kopf gehabt haben, was findet man davon schon an einer verkohlten Leiche?«
     
    Ich hatte jede Menge loser Enden. Ich hatte nur lose Enden. Doch oft liegt gerade darin die Lösung. Ich nahm mir vor, mich an Nels Computer zu setzen, aber auf dem Weg nach Leerdam beschloss ich, den kleinen Umweg über Fort Asperen und Acquoy zu machen und mir anzusehen, wie meine Klientin so wohnte.
    Die Sonne brannte auf Wiesen und Auengebüsch und auf das alte Backsteinfort, wo Touristen bei ihrer Lingewanderung von Leerdam nach Geldermalsen eine Pause einlegten, um Tee und Limonade zu trinken. Die Nachmittagshitze kroch durch die Fenster in meinen Wagen hinein, während ich im Schneckentempo hinter Fahrradfahrern über den Feldweg auf dem Langendeich hoppelte. Wanderer traten beiseite, um die Autos durchzulassen. Freizeitjachten an kleinen Stegen, Zelte auf schmalen Grundstücken, fröhliche Stimmen, die Düfte eines frühen Grillabends.
    Der Bauernhof lag links unterhalb des Deichs in einer Kurve. Es gab nur einen, dort musste es sein. Ich konnte nirgends wenden, daher fuhr ich bei der nächsten Abzweigung vom Deich und hielt auf einem großen

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