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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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bringen und es zu einer Sehenswürdigkeit machen, wenn du Lust hast. Die Leute werden uns besuchen und uns beneiden und über uns reden; sie werden uns für das glücklichste und schönste Paar in ganz England halten.
    Was für ein Witz, Max›, sagte sie, ‹geradezu ein Triumph des Humors!› Sie saß da am Wegrand und wollte sich ausschütten vor Lachen.»
    Maxim warf seine halbgerauchte Zigarette in den Kamin. «Aber damals brachte ich sie noch nicht um», sagte er. «Ich beobachtete sie und ließ sie lachen und sagte nichts. Wir stiegen ins Auto und fuhren wieder hinunter. Und sie wußte, daß ich auf ihren Vorschlag eingehen würde, nach Manderley zurückkehren, ein großes Haus führen und unsere Ehe als vorbildlich hinstellen lassen würde. Sie wußte, daß ich Stolz und Ehre und jede anständige Eigenschaft lieber opfern würde, als eine Woche nach der Hochzeit schon vor unsere kleine Welt treten zu müssen und ihr das preiszugeben, was Rebecca mir erzählt hatte. Sie wußte, ich würde nie einen Scheidungsprozeß auf mich nehmen und sie bloßstellen und uns in den Zeitungen mit Schmutz bewerfen und es dazu kommen lassen, daß alle unsere Nachbarn zu tuscheln anfingen, wenn mein Name fiel, und daß die Parktore zum Ausflugsziel für die Kleinbürger aus Kerrith wurden. Sie wußte, ich würde es nicht ertragen können, die Leute sagen zu hören:
    ‹Da lebt er, da drin. Das ist Manderley. Das ist der Besitz des Mannes, von dessen Scheidungsprozeß wir gerade gelesen haben. Erinnern Sie sich noch, was der Richter über seine Frau gesagt hat …?›»
    Er blieb vor mir stehen und hielt mir seine Hände hin. «Du verachtest mich, nicht wahr?»
    sagte er. «Du kannst meinen Ekel und meinen Abscheu, meine Beschämung nicht verstehen.»
    Ich sagte nichts. Ich preßte seine Hände an mein Herz. Was bekümmerte mich jetzt, was vergangen war? Nichts von all dem, was er mir erzählt hatte, beeindruckte mich.
    Ich klammerte mich nur an eins, und ich wiederholte es mir immer wieder: Maxim liebt Rebecca gar nicht. Er hat sie nie geliebt, niemals. Sie sind nicht einen einzigen Tag zusammen glücklich gewesen. Maxim sprach, und ich hörte ihm zu, aber seine Worte blieben nicht in mir haften, sie waren mir gleichgültig.
    «Ich habe zuviel an Manderley gedacht», sagte er. «Ich hatte Manderley vor alles andere gestellt. Und eine solche Liebe gedeiht nicht. Eine solche Liebe wird auch nicht in der Kirche gepredigt. Christus hat nichts von Steinen und Ziegeln und Mauern gesagt, nichts von der Liebe, die ein Mann für seinen Acker, seinen Besitz, sein kleines König-reich empfindet. Das christliche Glaubensbekenntnis nennt diese Liebe nicht.»
    «Mein Liebster», sagte ich, «Maxim, mein Geliebter.» Ich legte mein Gesicht in seine Hände und küßte sie.
    «Verstehst du?» sagte er. «Kannst du verstehen?»
    «Ja», sagte ich, «mein einziger, mein Geliebter!» Aber ich wandte mein Gesicht ab, damit er es nicht sehen konnte. Was machte es schon, ob ich ihn verstand oder nicht.
    Das Herz war mir so leicht wie eine Feder im Wind. Er hatte Rebecca niemals geliebt.
    «Ich will nicht mehr an jene Jahre zurückdenken», sagte er langsam. «Ich möchte dir nicht einmal davon erzählen. Die Schande und die Erniedrigung! Die Lüge, die wir zusammen lebten, sie und ich. Diese jämmerliche unwürdige Komödie, die wir vor Freunden und Verwandten, selbst vor den Dienstboten, vor dem alten treuen Frith aufführten. Alle glaubten an sie, alle bewunderten sie; sie ahnten nicht, wie sie sich hinter ihrem Rücken über sie lustig machte, sie verspottete, sie nachäffte. Ich erinnere mich noch an Tage, als das Haus voller Gäste war; wir veranstalteten irgendein Fest, einen Gartentee oder eine Maskerade; und sie ging mit dem Lächeln eines Engels an meinem Arm umher und verteilte Geschenke an die Kinder; und am Tag danach fuhr sie bereits im Morgengrauen nach London in ihre kleine Wohnung, wie ein Tier, das in seine Höhle flieht. Und erst nach fünf Tagen unbeschreiblicher Ausschweifungen kehrte sie zurück. Aber ich hielt mich an unsere Abmachung; ich ließ mir nie etwas anmerken. Ihr verdammter Geschmack hat Manderley zu dem gemacht, was es heute ist. Die Gärten, die Ziersträucher, selbst die Azaleen im Glücklichen Tal – glaubst du, daß das alles schon so ausgesehen hat, als mein Vater noch lebte? Mein Gott, nein, damals war Manderley eine Wildnis, wunderbar wild und einsam, von einer ganz eigenen Schönheit, das wohl, aber es schrie

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