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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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sie sich selbst auf den Kopf. Die Frau mit dem Hund wich erschrocken einen Schritt zurück und verschwand.
    Großer Gott, ich muss mich beruhigen, dachte Rebecka. Ich kann jetzt nicht Auto fahren, sonst baue ich noch einen Unfall.
    »Das war nicht so gemeint«, quengelte Sanna. »Ich habe nie irgendetwas für deine Schuld gehalten. Wenn überhaupt irgendwer an irgendwas schuld ist, dann ich.«
    »Woran denn? Dass Viktor ermordet worden ist?«
    Etwas in Rebeckas Innerem erstarrte und wollte mehr hören.
    »An allem«, murmelte Sanna. »Daran, dass du wegziehen musstest. An allem.«
    »Hör auf«, fauchte Rebecka, erfüllt von einem neuen Zorn, der das Zittern aus ihrem Körper verjagte und ihre Knochen in Eisen und Eis verwandelte. »Ich habe nicht vor, dich zu trösten und dir zu versichern, dass nichts deine Schuld ist. Das habe ich schon hundert Mal getan. Ich bin ein erwachsener Mensch. Ich habe getan, was ich für richtig hielt, und ich habe die Konsequenzen gezogen.«
    »Ja«, sagte Sanna brav.
    Rebecka ließ den Motor an und fuhr auf den Malmvägen hinaus. Sanna schlug die Hände vor den Mund, als ein Auto auf der Gegenfahrbahn wütend loshupte. Vom Hjalmar Lundbohmsvägen aus sahen sie das Verwaltungsgebäude der Grubengesellschaft LKAB, das vor dem Bergwerkseingang leuchtete. Rebecka ging auf, dass es ihr nicht mehr so riesig vorkam. Als sie noch hier gewohnt hatte, war es ihr gewaltig groß erschienen. Sie fuhren an der strengen Ziegelfassade des Stadthauses und dem seltsamen Glockenturm vorbei, der wie ein schwarzes Stahlskelett in den Himmel ragte.
    Es stimmt schon, was ich da behaupte, dachte Rebecka. Er war nie in mich verliebt. Aber ich kann verstehen, dass alle das glauben. Wir haben sie ja in diesem Glauben gelassen, Viktor und ich. Es fing schon im ersten Sommer an. Während der Sommerkirche mit Thomas Söderberg in Gällivare.
     
    Elf Jugendliche melden sich schließlich zur Sommerkirche an. Drei Wochen lang werden sie zusammen wohnen, arbeiten und die Bibel studieren. Pastor Thomas Söderberg und seine Frau Maja leiten diesen Kurs. Maja ist schwanger. Sie hat lange glänzende Haare und ist immer ungeschminkt, hübsch und munter. Nur ab und zu sieht Rebecka, wie sie sich verstohlen die Faust ins Kreuz presst. Es kommt vor, dass Thomas Maja in die Arme nimmt und sagt:
    » Wir schaffen das auch ohne dich. Leg dich lieber hin und ruh dich ein wenig aus. «
    Dann schaut sie ihn erleichtert und dankbar an. Es ist ein harter Job, eine unbezahlte Pastorenfrau zu sein.
    Auch Majas Schwester Magdalena hilft mit. Sie bewegt sich so lebhaft wie eine muntere Maus. Und sie kann Gitarre spielen und bringt den anderen Lobgesänge bei.
    Viktor und Sanna Strandgård sind unter den elf. Sie fallen sofort auf. Sie sehen einander sehr ähnlich mit ihren langen blonden Haaren. Sanna hat Locken. Ihre Stupsnase und ihre großen Augen geben ihrem Gesicht etwas Puppenhaftes.
    Sie wird auch mit achtzig noch wie ein Kind aussehen, denkt Rebecka und zwingt sich dazu, Sanna nicht anzustarren.
    Sanna ist unter diesen Jugendlichen die einzige bekennende Christin. Sie ist erst siebzehn und hat ein kleines Kind mitgebracht. Sara ist drei Monate alt.
    » Jesus und ich haben eine spannende Liebesbeziehung « , sagt Sanna mit einem schiefen Lächeln.
    Sie haben einen unterschiedlichen Glauben, Thomas Söderberg und Sanna. Thomas führt für seinen Glauben allerlei Beweise an.
    » Das Wort glauben « , sagt er, » bedeutet dasselbe, wie sich auf etwas verlassen, davon überzeugt sein. Wenn ich sage, › ich glaube an dich, Rebecka ‹ , dann meine ich, dass ich davon überzeugt bin, dass du meine Erwartungen an dich erfüllen wirst. «
    » Ich weiß nicht « , widerspricht Sanna. » Zu glauben bedeutet einfach nur zu glauben, finde ich. Nicht zu wissen. Zwischendurch auch mal zu zweifeln. Und sich trotzdem auf die Beziehung zu Gott zu verlassen. Im Wald Seinem Flüstern zu lauschen. «
    Viktor beugt sich vor und fährt seiner großen Schwester durch die Haare.
    » In deinem Kopf wird auch geflüstert und gerauscht, Sanna « , sagt er und lacht.
    Er glaubt nicht. Aber er diskutiert gern. Oft steckt er sich seine langen blonden Haare zu einem Knoten hoch. Seine Haut ist so hell, dass sie manchmal hellblau wirkt. Die anderen Mädchen sehen ihn an, aber er wird bald auf Distanz zu ihnen gehen. Er spielt ein Spiel mit Rebecka.
    Rebecka ist nicht dumm. Sie begreift rasch, dass seine Blicke nichts bedeuten und dass sie seine hastigen

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