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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Sommerhaus. Er stand am Strand und musste hilflos zusehen. Im Rückfenster sah er Rebeckas bleiches, verängstigtes Gesicht. Und jetzt, als es ihm wieder geglückt war, einzuschlafen, kam Rebecka ihm in seinem Traum entgegen und legte die Arme um ihn. Als seine Hände ihren Rücken hoch zu ihren Haaren glitten, wurden sie warm und feucht. Ihr war der Hinterkopf weggeschossen worden.
    Er rutscht im Bett nach hinten und lehnt sich mit dem Rücken an das Kopfende. Früher war alles anders. Die Kinder und die Arbeit erforderten alle Kraft. Man schlief viel zu wenig, aber das war dann immerhin echter Schlaf. Im Moment aber gleitet er nur selten in Schlaf, wenn er sich spätnachts hinlegt. Stattdessen versinkt er in einer tiefen, traumlosen Bewusstlosigkeit. Und das ist noch nichts im Vergleich dazu, was passiert, wenn er nüchtern ins Bett geht. Dann fährt er immer wieder hoch, von Panik am ganzen Leib gepackt, und schwitzt dabei wie ein Schwein.
    In der Wohnung herrscht Totenstille. Die einzigen Geräusche sind sein eigener Atem und das monotone Brummen der Belüftungsanlage. Alle anderen Geräusche sind draußen angesiedelt. Das Surren des Stromzählers im Treppenhaus. Die geübten Schritte des Zeitungsboten im Treppenhaus. Wenn er die Treppe hochsteigt, nimmt er nur jede zweite Stufe, auf dem Weg nach unten jede dritte. Autos und Nachtwanderer unten auf der Straße. Als seine Söhne noch klein waren, war das Schlafzimmer von ihren Geräuschen erfüllt. Von Klein-Johans kurzem, schnellem Atem. Von Olles Schnaufen unter seiner Pyramide aus Kuscheltieren. Und natürlich war damals noch Madelene da, die schon bei der leichtesten Erkältung schnarchte. Danach wurde es stiller und stiller. Die Söhne bekamen eigene Zimmer. Madelene lag totenstill da und stellte sich schlafend, wenn er spät nach Hause kam.
    Nein, jetzt gibt er auf. Er wird einen alten Clint-Eastwood-Film in den Videorekorder schieben und sich einen Macallan einschenken. Er kann ja auch im Sessel wieder einschlafen.
     
    In den Bergen schneit es noch immer. In Kurravaara werden Autos und Häuser unter einer dicken weißen Decke begraben. Auf dem Küchensofa im Haus ihrer Großmutter liegt Rebecka wach.
    Ich sollte aufstehen und nach Tjapp Ausschau halten, denkt sie. Die steht vielleicht draußen im Schnee und friert sich die Pfoten ab.
    Es ist einfach unmöglich, wieder einzuschlafen. Sie schließt die Augen und legt sich anders hin, dreht sich auf die Seite. Aber ihr Geist in ihrem müden Körper ist hellwach.
    Etwas an dem Messer stimmt nicht. Warum war es abgespült worden? Wenn jemand Sanna als Schuldige dastehen lassen wollte und das Messer deshalb in ihre Bank gelegt hatte, warum hatte dieser Jemand dann auch die Klinge gesäubert? Es wäre doch sinnvoller gewesen, den Schaft von möglichen Fingerabdrücken zu befreien und die Klinge blutig zu lassen. Denn durch das Abwaschen ergab sich doch das Risiko, dass die Waffe nicht mit dem Mord in Verbindung gebracht werden konnte. Es gibt da etwas, das Rebecka nicht sehen kann. Wie bei einem dieser Bilder, die nur aus einem Gewimmel von kleinen Punkten bestehen. Und dann, ganz plötzlich, sieht man, was es wirklich zeigt. Genau so ein Gefühl hat Rebecka jetzt. Alle Punkte sind vorhanden. Sie muss nur noch das Muster entdecken, das sie zusammenhält.
    Sie schaltet die Lampe neben dem Bett ein und steht vorsichtig vom Sofa auf. Es knackt als Antwort. Sie horcht, aber die Kinder sind nicht wach geworden. Sie schiebt die Füße in ihre eiskalten Schuhe und tritt auf die Treppe, um Tjapp zu rufen.
    Dann steht sie draußen im Schneegestöber und ruft einen Hund, der sie nicht hören kann.
     
    Als Rebecka wieder ins Haus kommt, steht Sara mitten in der Küche. Mit steifen Bewegungen dreht sie sich zu Rebecka um. Ihr Körper wirkt so klein in dem weiten Wollpullover und der ausgebeulten langen Unterhose.
    »Was ist los?«, fragt Rebecka. »Hast du geträumt?«
    Dann sieht sie, dass Sara weint. Es ist ein schreckliches Weinen. Tränenlos und abgehackt. Ihr Unterkiefer bewegt sich krampfhaft auf und nieder, wie der einer klappernden Holzpuppe.
    »Was ist los?«, fragt Rebecka noch einmal und streift sich eilig die Schuhe ab. »Weinst du, weil Tjapp verschwunden ist?«
    Es kommt keine Antwort. Das Gesicht ist noch immer von diesem seltsamen Lächeln verzerrt. Die Arme jedoch bewegen sich ein wenig nach vorn, als würde sie sie nach Rebecka ausstrecken, wenn sie das nur könnte.
    Rebecka hebt sie hoch. Sara wehrt sich

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