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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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sie ins Auto zu bugsieren. Er hatte das Fenster heruntergekurbelt und hielt die Gabel hinaus. Lachte und stieß damit in die Dunkelheit.
    Zu Hause wollte er dann gleich fischen gehen. Es würde erst in zwei Stunden hell werden. Sie musste mitkommen, darauf bestand er. Rudern und die Taschenlampe halten. Die Kleine schläft doch, sagte er. Genau, sagte er. Sie würde noch mehr als zwei Stunden schlafen. Sie wollte ihn überreden, eine Schwimmweste anzuziehen, aber er weigerte sich.
    »Mann, was bist du ordentlich geworden«, sagte er. »Verdammt, da ist man ja neuerdings mit der prüden Annika verheiratet.«
    Das mit der prüden Annika fand er offenbar komisch. Auf dem See wiederholte er es immer wieder. »Prüde Annika«, »ein wenig näher zur Landspitze, Annika«.
    Dann fiel er ins Wasser. Plopp machte es, und einige Sekunden darauf kratzte er an der Reling und versuchte sich festzuhalten. Eiskaltes Wasser, finstere Nacht. Er schrie nicht. Atmete und schnaufte vor Anstrengung.
    Ach, diese Sekunde. Als sie sich ernstlich überlegte, was sie tun sollte. Nur einen kleinen Ruderschlag von ihm fort. Einfach das Boot außer Reichweite gleiten lassen. Bei dem vielen Schnaps, den er intus hatte. Wie lange würde es dauern? Fünf Minuten vielleicht.
    Dann zog sie ihn herauf. Das war nicht leicht, fast wäre sie selber über Bord gegangen. Die Gabel fanden sie nicht wieder. Vielleicht war sie versunken. Vielleicht in der Dunkelheit davongetrieben. Sauer war er deshalb jedenfalls. Und auch wütend auf sie, obwohl er ihr doch sein Leben verdankte. Sie merkte, wie gern er ihr eine gescheuert hätte.
    Niemals hatte sie irgendwem von der kalten Lust erzählt, die es ihr bereitet hätte, ihn sterben zu sehen. Ertrinken wie ein Kätzchen in einer Tüte.
    Und jetzt steht sie hier mit der neuen Pastorin. Sie kommt sich ganz und gar komisch vor. Die Augen der Pastorin sind in sie hineingetreten.
    Noch ein Geheimnis, das sie in den Brunnen fallen lassen kann. Es fällt. Liegt da und funkelt wie ein Schmuckstück zwischen all dem Müll.

BALD WAR ES drei Monate her, dass seine Frau ermordet aufgefunden worden war. Erik Nilsson stieg vor dem Pfarrhaus aus seinem Skoda. Es war zwar jetzt schon September, aber noch immer warm. Der Himmel unangenehm blau und wolkenlos. Das Licht messerscharf.
    Er hatte bei der Arbeit vorbeigeschaut. Es hatte gut getan, die Kollegen zu treffen. Sie waren ja wie eine zweite Familie. Bald würde er wieder hingehen. Und an etwas anderes denken können.
    Er sah die Blumentöpfe an, die neben der Treppe und vor der Tür standen. Vertrocknete Blüten hingen über den Rand. Er dachte, dass er sie ins Haus holen müsste. Schon bald würde das Gras vom Frost knistern, und die Töpfe würden von der Kälte gesprengt.
    Er hatte unterwegs eingekauft. Schloss die Tür auf, nahm die Tüten und drückte die Klinke mit dem Ellbogen nach unten.
    »Mildred!«, rief er, als er ins Haus trat.
    Dann blieb er stehen. Es war ganz still. Das Haus war hundertachtzig Quadratmeter Stille. Die ganze Welt hielt den Mund. Das Haus schwebte wie ein leeres Fahrzeug durch ein stummes, blendend helles Universum. Das Einzige, was er hörte, war die Erde, die sich knirschend um ihre Achse drehte. Warum um alles in der Welt hatte er Mildred gerufen?
    Als sie noch gelebt hatte, hatte er immer gewusst, ob sie zu Hause war oder nicht. Sowie er das Haus betreten hatte. Und das sei doch ganz normal, hatte er immer gesagt. Säuglinge konnten ihre Mutter doch auch dann riechen, wenn sie sich in einem anderen Zimmer aufhielt. Und als Erwachsener büßt man diese Fähigkeit nicht ein. Nur ist sie uns dann nicht mehr bewusst. Und deshalb reden wir von Intuition oder sechstem Sinn.
    Ab und zu hatte er noch immer dieses Gefühl, wenn er nach Hause kam. Dass sie irgendwo in der Nähe war. Die ganze Zeit im Nebenzimmer.
    Er ließ die Tüten auf den Boden fallen. Trat hinein ins Schweigen.
    Mildred, rief es in seinem Kopf.
    In diesem Moment klingelte es an der Tür.
    Es war eine Frau. Sie trug einen langen, figurbetonten Mantel und Stiefel mit hohen Absätzen. Sie gehörte hier nicht hin, selbst in Unterwäsche hätte sie nicht auffälliger aussehen können. Sie zog den rechten Handschuh aus und hielt ihm die Hand hin. Stellte sich als Rebecka Martinsson vor.
    »Kommen Sie herein«, sagte er und fuhr sich unbewusst mit der Hand über Bart und Haare.
    »Danke, das ist nicht nötig, ich wollte nur…«
    »Kommen Sie herein«, sagte er und ging vor ihr her.
    Er

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