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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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ein Bier vor. Ihr fielen die alten Männer auf dem Bild »Jedes Mal« ein.
    Sie und die anderen Kinder waren klug genug gewesen, in der Diele stehen zu bleiben. Und nicht den halben Kartoffelacker in die Küche zu schleppen.
    »Ach, hier kommen die Hottentotten«, lachte Sivving. »Ich weiß ja nicht, wie viele das sind, denn in der Diele ist es doch dunkel wie in einem Bergwerk, und sie sind allesamt kohlrabenschwarz. Lacht doch mal, damit wir eure Zähne sehen können.«
    Sie lachten. Ließen sich von der Großmutter Handtücher geben. Rannten zur Sauna am Flussufer und badeten in der Wärme, die die Erwachsenen hinterlassen hatten.

TORBJÖRN YLITALO, der Vorsitzende des Jagdvereins von Poikkijärvi, stand auf dem Hof und hackte Holz, als Anna-Maria Mella kam. Sie hielt an und stieg aus dem Auto. Er kehrte ihr den Rücken zu. Die roten Schutzklappen über seinen Ohren hatten dafür gesorgt, dass er sie nicht gehört hatte. Sie schaute sich deshalb zuerst ungestört um.
    Gepflegte Pelargonien hinter klein karierten Küchenvorhängen. Vermutlich also verheiratet. Beete ohne Unkraut. Nicht ein einziges heruntergefallenes Blatt auf dem Rasen. Der Zaun sorgfältig falunrot mit weißen Spitzen gestrichen.
    Anna-Maria dachte an ihren fleckigen Zaun und die Farbe, die in dicken Flocken von der Südwand abblätterte.
    Nächsten Sommer müssen wir anstreichen, dachte sie.
    Aber hatte sie das nicht schon im vergangenen Herbst gedacht?
    Torbjörn Ylitalos Säge fraß sich mit durchdringendem Kreischen durch das Holz. Als er das letzte Stück zur Seite warf und sich nach einem neuen meterlangen Klotz bückte, rief Anna-Maria seinen Namen.
    Er drehte sich um, schob sich den Gehörschutz von den Ohren und schaltete die Säge aus. Torbjörn Ylitalo war ein Mann von etwa sechzig. Ein wenig grobschlächtig, aber irgendwie doch gepflegt. Die auf seinem Kopf noch vorhandenen Haare waren wie sein Bart grau und sorgfältig geschnitten. Als er die Schutzbrille abgenommen hatte, öffnete er seine glänzend blaue Arbeitsjacke und zog eine randlose Svennisbrille hervor, die er auf seiner großen klumpigen Nase festklemmte. Oberhalb seines weißen Halses war er sonnenverbrannt und wettergegerbt. Seine Ohrläppchen waren zwei große Hautlappen, aber Anna-Maria registrierte, dass der Rasierapparat auch über sie hinweggefahren war.
    Nicht wie Sven-Erik, dachte sie.
    Aus dessen Ohren wuchsen ganze Hecken.
    Sie setzten sich in die Küche. Anna-Maria nahm eine Tasse Kaffee dankend an, als Torbjörn Ylitalo gesagt hatte, er wolle auch eine trinken.
    Er füllte die Kaffeemaschine, suchte hilflos im Kühlschrank und schien erleichtert, als Anna-Maria keine Plätzchen wollte.
    »Haben Sie jetzt vor der Elchjagd Ferien?«, fragte Anna-Maria.
    »Nein, aber ich kann mir meine Arbeitszeit so ziemlich selbst einteilen, wissen Sie.«
    »Ja, Sie sind Jagdmeister bei der Kirche.«
    »Richtig.«
    »Und Vorsitzender des Jagdvereins und Mitglied der Jagdgesellschaft.«
    Er nickte.
    Sie plauderten eine Weile über Jagd und Beerenpflücken.
    Anna-Maria holte Block und Kugelschreiber aus der Tasche ihrer Jacke, die sie weggehängt hatte. Sie legte beides vor sich auf den Tisch.
    »Wie ich draußen schon gesagt habe, geht es um Mildred Nilsson. Sie haben sich nicht so gut mit ihr verstanden, habe ich gehört.«
    Torbjörn Ylitalo sah sie an. Er lächelte nicht, das hatte er bisher noch kein einziges Mal gemacht. Er trank ohne Eile einen Schluck Kaffee, stellte die Tasse auf die Untertasse und fragte: »Wer hat das gesagt?«
    »Stimmt es also?«
    »Was soll ich sagen, ich spreche nur ungern schlecht über die Toten, aber sie hat hier im Ort doch sehr viel Streit und Verbitterung gesät.«
    »Auf welche Weise denn?«
    »Ich sage es ganz offen: Sie war eine Männerhasserin. Ich glaube wirklich, dass sie wollte, dass die Frauen hier am Ort sich von ihren Männern scheiden ließen. Und da kann man dann nicht viel machen.«
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Aber sicher.«
    »Hat sie Ihre Frau überreden wollen, Sie zu verlassen?«
    »Nein, die nicht. Aber andere.«
    »Aber in welchem Zusammenhang hatten Sie und Mildred dann Ihre Meinungsverschiedenheiten?«
    »Tja, das mit der Quotierung in der Jagdgesellschaft war so eine Scheißidee von ihr. Mehr Kaffee?«
    Anna-Maria schüttelte den Kopf.
    »Sie wissen schon, jeden zweiten Platz für eine Frau. Das hielt sie für eine gute Bedingung, um unsere Pacht zu verlängern.«
    »Und Sie hielten es für eine schlechte

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