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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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sprechen sollte. Ich meine, die, die in der Kirche oder hier im Pfarrbüro arbeiten.«
    Anna-Maria sah ihm beim Schreiben zu. Sie hoffte, dass Sven-Erik draußen rasche Arbeit leistete.
    »Sie haben Kinder?«, fragte sie.
    »Ja, drei Jungen.«
    »Wie alt ist Ihr Ältester?«
    »Fünfzehn.«
    »Wie sieht er aus? Hat er Ähnlichkeit mit Ihnen?«
    Stefan Wikströms Stimme wurde ein wenig undeutlich.
    »Das ist unmöglich zu sagen. Man weiß ja gar nicht, wie er unter Haarfarbe und Schminke überhaupt aussieht. Er ist…in einer Phase.«
    Er schaute auf und lächelte. Anna-Maria begriff, dass dieses väterliche Lächeln und diese Kunstpause und das Wort »Phase« etwas waren, das er routinemäßig benutzte, wenn er über seinen Sohn sprach.
    Stefan Wikströms Lächeln verschwand.
    »Warum fragen Sie nach Benjamin?«, wollte er wissen.
    Anna-Maria nahm ihm die Liste aus der Hand.
    »Danke für Ihre Hilfe«, sagte sie und ging.
    Sven-Erik Stålnacke ging von Stefan Wikströms Zimmer gleich weiter ins Pfarrbüro. Dort hielten sich drei Frauen auf. Eine goss die Blumen auf den Fensterbänken, die anderen beiden saßen an ihren Computern. Sven-Erik ging zu einer und stellte sich vor. Sie war in seinem Alter, um die sechzig, blanke Nasenspitze und freundliche Augen.
    »Wir möchten gern einen Blick in die Buchführung der Wolfsstiftung werfen«, sagte er.
    »Okay.«
    Sie lief zu einem Regal und brachte einen Ordner, der fast keinen Inhalt hatte. Sven-Erik musterte ihn nachdenklich. Buchführung bedeutete doch eigentlich dicke Haufen aus Unterlagen, Rechnungen, Spalten und Quittungen.
    »Ist das alles?«, fragte er ungläubig.
    »Ja«, sagte sie. »Es hat nicht viele Bewegungen gegeben, vor allem wohl Einzahlungen.«
    »Ich möchte das kurz ausleihen.«
    Sie lächelte.
    »Das können Sie behalten, das sind nur Ausdrucke und Kopien. Ich kann das jederzeit wieder ausdrucken.«
    »Sagen Sie«, fragte Sven-Erik und senkte die Stimme. »Ich würde Ihnen gern eine Frage stellen, könnten wir…«
    Die Frau ging mit ihm aus dem Zimmer.
    »Es gibt eine Rechnung über Weiterbildung«, sagte Sven-Erik. »Einen ziemlich großen Posten.«
    »Ja«, sagte die Frau. »Ich weiß, was Sie meinen.«
    Sie dachte eine Weile nach und schien Anlauf zu nehmen.
    »Das war nicht richtig«, sagte sie. »Mildred war sehr böse. Stefan und seine Familie sind Ende Mai in Urlaub in die USA gefahren. Mit dem Geld der Stiftung.«
    »Wie war das möglich?«
    »Er und Mildred und Bertil waren auch einzeln unterschriftsberechtigt für die Stiftung. Das war also kein Problem. Er dachte wohl, niemand würde es merken, oder er wollte ihr eins auswischen, was weiß ich.«
    »Was ist passiert?«
    Die Frau sah ihn an.
    »Nichts«, sagte sie. »Sie haben wohl einen Strich darunter gezogen. Und Mildred hat gesagt, er habe Yellowstone besucht, wo ein Wolfsprojekt betrieben wird. Ja, soviel ich weiß, hat es also keinen Ärger gegeben.«
    Sven-Erik bedankte sich, und sie kehrte an ihren Computer zurück. Er spielte mit dem Gedanken, auch Stefan nach dieser Reise zu fragen. Aber das eilte ja nicht, sie könnten auch morgen noch darüber sprechen. Instinktiv wusste er, dass er erst darüber nachdenken musste. Und so lange brachte es doch nichts, den Leuten Angst einzujagen.
    »Er hat keine Miene verzogen«, sagte Anna-Maria im Auto zu Sven-Erik. »Als ich Stefan Wikström die Zeichnung gezeigt habe, hat er keine Miene verzogen. Entweder ist er total gefühlskalt, oder er brauchte all seine Energie, um seine Gefühle zu verstecken. Du weißt doch, man kann so unbedingt ruhig bleiben wollen, dass man vergisst, dass man trotzdem irgendwie reagieren müsste.«
    Sven-Erik schmunzelte.
    »Zumindest hätte er ein wenig Interesse zeigen müssen«, sagte Anna-Maria jetzt. »Sich das Bild ansehen. So hätte ich reagiert. Wäre außer mir gewesen, wenn es jemanden betroffen hätte, den ich kenne. Und ein wenig gekitzelt von der Sensation, wenn ich sie nicht kenne oder nicht leiden kann. Ich hätte eine Weile hingesehen.«
    Meine letzte Frage hat er gar nicht beantwortet, dachte sie danach. Als ich gefragt habe, ob er eine Vorstellung davon hätte, wer das geschickt haben könnte. Er hat nur gesagt, er und Mildred seien nicht vertraulich miteinander gewesen.
    Stefan Wikström ging hinaus ins Sekretariat. Ihm war ein wenig schlecht. Er sollte wohl nach Hause fahren und etwas essen.
    Die Sekretärinnen schauten ihn neugierig an.
    »Sie haben Routinefragen wegen Mildred gestellt«, sagte

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