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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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dürfen.«
    Der Trotz flammte in Magnus auf.
    »Na und? Bist du vielleicht ein besserer Mensch? Bist du feiner als ich oder was?«
    Jetzt verpasste Torbjörn ihm einen Stoß vor die Brust. Magnus taumelte rückwärts und knallte mit der Wade gegen die Anrichte.
    »Jetzt hör mal gut zu, Alter! Ich hab mir alles von dir gefallen lassen«, sagte Lars-Gunnar. »Dass du mit deinen Kumpels mit der neuen Knarre auf Verkehrsschilder geschossen hast. Diese verdammte Schlägerei voriges Jahr in der Jagdhütte. Du kannst keinen Schnaps vertragen. Aber trotzdem säufst du und baust einen Scheiß nach dem anderen.«
    »Verdammt, Schlägerei, das war doch Jimmys Vetter, der…«
    Torbjörn versetzte ihm noch einen Stoß vor die Brust. Magnus fiel die Bierdose auf den Boden. Da blieb sie liegen. Das Bier floss heraus.
    Lars-Gunnar wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er lief um seine Augen herum und dann über die Wangen.
    »Und diese verdammten kleinen Katzen…«
    »Ja, Scheiße«, stimmte Torbjörn zu.
    Magnus lachte auf törichte, betrunkene Weise.
    »Was, zum Teufel, so ein paar Katzen…«
    Lars-Gunnar schlug ihm ins Gesicht. Mit geballter Faust. Voll über der Nase. Sein Gesicht schien zu platzen. Das Blut strömte heiß über seinen Mund.
    »Na los«, brüllte Lars-Gunnar. »Hier, hier!«
    Er zeigte auf sein eigenes Kinn.
    »Na los! Hier! Jetzt hast du die Chance, gegen einen richtigen Kerl zu kämpfen. Du feiger Scheiß-Frauenquäler. Du bist eine verdammte Schande. Na los doch!«
    Er formte beide Hände zu Haken, mit denen er Magnus zu sich winkte. Streckte das Kinn als Köder aus.
    Magnus hielt sich die rechte Hand unter seine blutende Nase, das Blut lief in seinen Hemdsärmel. Er winkte abwehrend mit der linken Hand.
    Plötzlich packte Lars-Gunnar den Küchentisch und stützte sich schwer darauf.
    »Ich gehe raus«, sagte er zu Torbjörn Ylitalo, »ehe ich mich unglücklich mache.«
    Bevor er verschwand, drehte er sich noch einmal um.
    »Du kannst mich anzeigen, wenn du willst«, sagte er. »Mir ist das doch egal. Und es wäre genau das, was ich von dir erwarte.«
    »Aber das tust du nicht«, sagte Torbjörn Ylitalo, als Lars-Gunnar gegangen war. »Und du hältst von jetzt an die Klappe, was mich und die Jagdgesellschaft angeht. Hast du gehört?«
    Magnus nickte.
    »Wenn ich auch nur noch einmal was von deinem lecken Maulwerk höre, dann sorge ich persönlich dafür, dass du das bereust. Ist das klar?«
    Wieder nickte Magnus. Er legte den Kopf in den Nacken, damit kein Blut mehr aus seiner Nase laufen konnte. Nun lief es ihm in den Hals und schmeckte nach Eisen.
    »Der Pachtvertrag für das Jagdgelände muss zur Jahreswende erneuert werden«, sagte Torbjörn jetzt. »Und wenn es eine Menge Gerede oder Krach gibt…ja, wer weiß. Auf dieser Welt steht ja nichts fest. Du hast deinen Platz im Verein, aber dann musst du dich zusammenreißen.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Also, leg da lieber ein bisschen Eis drauf«, sagte Torbjörn endlich.
    Dann ging auch er.
    Auf der Treppe saß Lars-Gunnar Vinsa und hatte die Hände um den Kopf gelegt.
    »Jetzt hauen wir ab«, sagte Torbjörn Ylitalo.
    »Scheiße«, sagte Lars-Gunnar Vinsa. »Mein Alter hat meine Mutter doch geschlagen, weißt du. Und da macht mich so was total fertig. Ich hätte ihn umbringen sollen, meinen Alten, meine ich. Weißt du, als ich auf der Polizeischule fertig war und hierher zurückgekommen bin, hab ich versucht, sie zur Scheidung zu überreden. Aber in den sechziger Jahren musste man zuerst mit dem Pastor sprechen. Und dieses Schwein hat sie dazu gebracht, bei dem Alten zu bleiben.«
    Torbjörn Ylitalo schaute auf die überwucherte Wiese, die an Magnus Lindmarks Hof grenzte.
    »Komm jetzt«, sagte er.
    Lars-Gunnar Vinsa erhob sich mühsam.
    Er dachte an diesen Pastor. An dessen blanken kahlen Schädel. Den Hals mit all seinen Speckringen. O verdammt. Die Mutter hatte in ihrem feinen Mantel dagesessen. Die Tasche auf den Knien. Lars-Gunnar neben ihr. Der Pastor hatte gelächelt. Als sei das alles wahnsinnig witzig. »Sie in Ihrem Alter«, hatte er zu ihr gesagt. Die Mutter war damals gerade fünfzig gewesen. Sie hatte noch über dreißig Jahre vor sich. »Wollen Sie sich nicht lieber mit Ihrem Gatten versöhnen?« Danach hatte sie sehr lange geschwiegen. »Jetzt wäre das geklärt«, hatte Lars-Gunnar gesagt. »Jetzt hast du mit dem Pastor gesprochen und kannst die Scheidung einreichen.« Aber die Mutter hatte den Kopf geschüttelt. »Es ist jetzt

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