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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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typische Klopfen mit dem Palettenmesser. Der Tanz des feinen Pinsels aus Marderhaaren, wenn sie sich kurzsichtig vorbeugte und kleine Details anbrachte, einen Grashalm, der aus der Schneedecke ragte, oder die Wimpern über dem Rentierauge.
    In der Regel bemerkte sie mich nicht oder gab vor, mich nicht zu bemerken. Einige Male sagte sie:
    »Schon lange Schlafenszeit.«
    Und ich sagte, ich könne nicht schlafen.
    »Dann leg dich doch hier hin«, sagte sie dann.
    Im Atelier stand ein altes Sofa. Es hatte einen Rahmen aus Kiefernholz und war mit rosa gesprenkeltem Stoff überzogen. Etliche Wolldecken sollten es vor den Hunden schützen. Ich zog eine dieser haarigen Decken über mich.
    Musta und Sampa bewegten zum Gruß ihre Schwänze. Ich schob die Beine zwischen sie, damit sie mir keinen Platz zu machen brauchten.
    In einem Pappkarton in der Ecke lagen alle meine Zeichnungen, hergestellt mit Bleistift, Filzstift und Kreide.
    Ich sehnte mich danach, mit Ölfarben zu malen. Aber das war zu teuer. »Wenn du im Sommer arbeiten und dein eigenes Geld verdienen kannst«, sagte sie.
    Ich wollte eine Schicht über die andere malen. Es war eine richtig physische Sehnsucht. Wenn ich mir ein Brot schmierte, konnte das eine Ewigkeit dauern, ich trug die Butter auf wie mit dem Spachtel, ich gab mir alle Mühe, damit sie so glatt wurde wie frisch gefallener Schnee oder in Schichten dalag wie Schneewehen.
    Ab und zu bettelte ich, aber sie ließ sich nicht erweichen.
    Sie malte eine weiße Landschaft. Ich sagte:
    »Lass mich doch was da unten in die Ecke malen. Du kannst es nachher ja übermalen. Dann kann man es nicht mehr sehen.«
    Jetzt war ihr Interesse geweckt.
    »Warum willst du das?«
    »Das ist wie ein Geheimnis. Deins, meins und das des Bildes.«
    »Nein, es wird doch zu sehen sein, dass die Farbschicht an dieser Stelle dicker ist und eine andere Struktur hat.«
    Ich ließ nicht locker.
    »Noch besser«, sagte ich. »Dann wird jemand, der das Bild sieht, neugierig.«
    Jetzt lächelte sie.
    »Das ist eine gute Idee, da muss ich dir zustimmen. Vielleicht können wir das auf eine andere Weise machen.«
    Sie reichte mir mehrere weiße Bögen.
    »Mal deine Geheimnisse«, sagte sie. »Und kleb ein Stück weißes Papier darüber und mal etwas anderes darauf.«
    Das tat ich. Dieses Bild liegt noch immer in einem Karton, hier in diesem Zimmer im Haus meines biologischen Halbbruders.
    Mauri. Er blättert in meinen Zeichnungen und Gemälden. Jetzt, da Inna tot ist, scheint er heimatlos zu sein. Ihm gehört ganz Regla und noch viel mehr, aber das ist keine große Hilfe. Er kommt zu mir nach oben und sieht sich meine Bilder an. Stellt eine Menge Fragen.
    Ich gebe vor, dass ich nichts fühle, und erzähle. Hebe die ganze Zeit meine Gewichte. Wenn ich einen Kloß im Hals habe, wechsle ich die Gewichte oder stelle die Trainingsbank neu ein.
    Ich malte das Bild auf die Weise, wie Mutter es vorgeschlagen hatte. Es war natürlich kein großes Kunstwerk, ich war doch noch ein Kind. Man sieht eine Winterbirke und einen Berg. Die Eisenbahn, die sich durch die Landschaft nach Narvik schlängelt. Das Bild ist auf einem anderen Blatt Papier festgeklebt. Aber die rechte untere Ecke ist lose und umgeknickt. Ich hatte die Ecke des Papiers um einen Bleistift gewickelt, damit es nicht platt auf dem Motiv darunter lag. Den Betrachter sollte die Lust überkommen, die Blätter voneinander zu reißen, um das versteckte Bild zu sehen. Davon erahnt man nur ein Stück von einer Hundepfote und einen Schatten von etwas oder jemandem. Ich weiß, dass es eine Frau mit einem Hund ist, die die Sonne im Rücken haben.
    Sie fand dieses Bild richtig gut. Zeigte es Papa und Antte.
    »Die hat ja vielleicht Ideen«, sagte sie und spielte an der aufgerollten Ecke herum.
    Ich wurde von einem ungeheuren Gefühl erfüllt. Wenn ich ein Haus gewesen wäre, dann hätte das Dach abgehoben.

MORGENBESPRECHUNG BEI DER Polizei von Kiruna. Es war sieben Uhr, aber niemand wirkte müde oder widerwillig. Noch waren die Spuren heiß, und sie waren nicht stecken geblieben.
    Anna-Maria Mella fasste den Stand der Dinge zusammen und zeigte auf an der Wand befestigte Bilder:
    »Inna Wattrang. Vierundvierzig. Sie kommt zu Kallis’ Skihütte heraus …«
    »Am Donnerstagnachmittag, laut SAS«, steuerte Fred Olsson bei. »Dann ist sie mit dem Taxi nach Abisko gefahren. Teure Tour. Ich habe mit dem Fahrer gesprochen. Sie war allein. Ich wollte wissen, worüber sie gesprochen hatten, aber er sagte,

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