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Rebellen: Roman (German Edition)

Rebellen: Roman (German Edition)

Titel: Rebellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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nicht aussehen sollte wie eineFrau. Gähnen Sie nicht, Strunz. Wir haben uns die Sache überlegt und sind zu einem Entschluss gekommen. Wer bei Heppeler Haare trägt, die auf den Ohren anliegen oder gar länger sind, muss ab sofort ein Haarnetz tragen.«
    Er winkte mit der rechten Hand, und der Obermeister reichte ihm mit angewidertem Gesicht ein Haarnetz, das Heppeler junior auseinanderfaltete und sich über den Kopf zog. »So ist das zu tragen. Wir haben mit dem Betriebsrat über die Kosten verhandelt.«
    Wagner lächelte vor sich hin.
    »Diese Dinger können Sie ab heute in der Werkzeugausgabe erhalten, jeder ein Exemplar. Wenn es verloren geht, müssen Sie es von Ihrem Lehrlingsgehalt ersetzen. Vielen Dank.« Er rannte zur Tür hinaus, immer noch mit dem Netz auf dem Kopf.
    Rauschender Beifall. Sogar die kaufmännischen Lehrlinge klatschten.
    Strunz stand auf und hob die Hände wie Muhammad Ali nach einem gewonnenen Kampf.

33. Paul
    Der Fahrtwind ließ den grünen Seidenschal lustig flattern, den Anita sich locker um den Hals geschlungen hatte. Und er wehte auch gegen ihren Pullover, drückte ihn an ihren Körper, und heute, zum ersten Mal, trug sie einen BH , der ihre Brüste nicht in eine unförmige Barriere verwandelte. Was würde passieren, wenn er sie einfach anfasste? Sie würde anhalten und ihn rausschmeißen. Hier irgendwo auf offener Landstraße würde er stehen und konnte dann per Anhalter nach Freiburg zurückfahren.
    Aber vielleicht war es das wert.
    Er hob die linke Hand und bewegte sie ein Stück nach links. Anita drehte den Kopf zu ihm herüber, und mit einer schnellen Bewegung kratzte er sich am Kopf.
    Schließlich hielt sie vor dem Waisenhaus. Sie schaltete den Motor aus.
    »Na, willst du nicht aussteigen?«
    »Nein.«
    »Was willst du denn?«
    »Ich will mit dir schlafen.«
    Anita Böhmer sah sofort wieder nach vorne, wartete eine Sekunde, drehte den Zündschlüssel im Schloss, schaltete und startete den VW . Sie hatte den falschen Gang erwischt, und so schoss der Wagen ruckelnd nach vorne, bevor er sich beruhigte. Anita sah streng nach vorne und gab Gas.

    Keiner sprach.
    In der Gießenstraße hielt sie genau vor ihrer Wohnung und stieg aus, ohne Paul noch einmal anzuschauen. Er verließ ebenfalls den Wagen, unsicher, drückte den Verriegelungsknopf. Anita schloss bereits die Haustür auf. Er folgte ihr mit weichen Knien. Ohne sich um ihn zu kümmern, ging sie die Treppen hinauf, Paul einige Schritte hinter ihr, nun schon etwas sicherer. Vor ihrer Wohnung angelangt, schloss sie die Wohnungstür auf, trat ein und ließ die Tür offen stehen. Also würde es jetzt passieren. Mit einem schnellen Schritt trat er ein.
    »Geh ins Schlafzimmer. Ich muss noch ins Bad.«
    Pauls Mund war trocken. Er ging nach links in Anitas Schlafzimmer. Da war ein großes französisches Bett mit einem goldfarbenen Kopfteil und einer breiten weißen Tagesdecke. Er ging zurück an die Tür. Aus dem Bad hörte er, wie der Wasserhahn aufgedreht wurde.
    Was erwartete sie von ihm? Paul zog an den Schnürsenkeln und öffnete die Schuhe, zog sie aus, schnippte sie in die Nähe des Schranks. Der harte Schwanz pulsierte und drückte gegen den Stoff der Hose. Aber noch deutlicher spürte er, wie es in seinem Magen rumorte. Er hatte Angst.
    Sollte er sie nackt auf ihrem Bett liegend empfangen, das war irgendwie Kino. Wahrscheinlich war es so richtig. Langsam öffnete er den obersten Knopf seiner Hose und zog den Reißverschluss herunter. Im Bad plätscherte immer noch Wasser. Er atmete zweimal kräftig ein und aus. Jetzt würde es geschehen. Endlich. Er unterdrückte den Fluchtreflex und zog die Hose aus, dann Unterhose, Hemd und Unterhemd. Er legte alles ordentlich auf einen Stuhl, denn er wollte nicht, dass sie, wenn sie gleich nackt aus dem Bad kam, erst mal seine Kleider aufräumte. Er stellte seine Schuhe vor den Stuhl, akkurat nebeneinander. Dann legte er sich auf die Tagesdecke und wartete.

    Was trieb sie so lange im Bad? Wasser lief schon lange keines mehr, aber er hörte andere Geräusche, Geräusche, die wie schmatzen klangen, wie reiben, wie klopfen. Warum dauerte das so lange?
    Er probierte unterschiedliche Posen. Verschränkte die Arme unter dem Kopf. Spreizte die Beine, legte sie geradeaus, tat so, als schliefe er. Legte sich auf den Bauch, auf den Rücken, auf die Seite. Was, um Himmels willen, machte Anita so lange im Bad? Wenn nur die verdammte Angst nicht wäre!
    Endlich hörte er, wie sie die Tür aufschloss.

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