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Rebellen: Roman (German Edition)

Rebellen: Roman (German Edition)

Titel: Rebellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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der in Hamburg lebte, besorgteihm einen neuen Job. Seine Firma suche einen Fahrer, Auslieferung von Elektroteilen, keine anstrengende Arbeit, aber sie müsse gewissenhaft ausgeführt werden.
    So zogen wir in die große Stadt.
    Ich habe tief durchgeatmet wie schon lange nicht mehr.

36. Paul
    Um halb drei setzte sich Paul neben Alexander, der mit Gerd, Hans-Jörg, Theo und einigen weiteren Mitschülern mitten auf der Straße saß. Sie klatschten sich ab.
    »Pennäler und Lehrlinge«, sagte Paul, »hab ich’s dir nicht gesagt?«
    Strunz und er mussten dann in den Betrieb zurück. Es war Februar und bitterkalt, doch keiner von ihnen spürte die Kälte. Paul sah, wie Strunz’ Augen strahlten, wie er aufrechter ging, nicht mehr so vornübergebeugt, mit größeren Schritten, federnder, freier.
    An der Stempeluhr trennten sie sich. Strunz stieg die Treppen zur Schlosserei hinauf, und Paul ging über den Hof zum Gebäude II , der Betriebselektrik, der er seit einem Monat zugeordnet war. Er meldete sich bei Meister Würtele, einem groß gewachsenen, schweigsamen Mann, dem man nachsagte, er kenne jede Steckdose auf dem Werksgelände. Würtele schickte Paul zum Wareneingang, um dort beim Abladen und Einräumen einer Lkw-Ladung neu eingetroffener Kabeltrommeln zu helfen.
    Gleich wird’s grün. So etwas hatte er noch nie erlebt.
    »Träum nicht«, sagte Würtele. »Die Trommeln müssen heute noch ins Lager.«
    »Ich soll hier zum Feinmechaniker ausgebildet werden, angeblich.«

    »Halt keine Volksreden. Mach, was ich dir sage.«
    Sobald um 17 Uhr das Signal für Feierabend hupte, sprintete Paul zum Bus, fuhr bis zum Komturplatz und wollte dort in die Straßenbahn zum Bertoldsbrunnen umsteigen. Aber es fuhr keine Straßenbahn. Er rannte die Habsburgerstraße hinauf, und schon am Siegesdenkmal sah er, dass weder Straßenbahnen noch Autos die Kaiser-Joseph-Straße passierten.
    Schüler, Studenten, Lehrlinge zogen mitten auf der Straße umher, als sei hier eine Fußgängerzone. Der gesamte Freiburger Durchgangsverkehr war lahmgelegt. Auf dem Bürgersteig standen alte Männer in grauen Blousons und schimpften. Alexander mitten in der Menge. Die beiden Freunde setzten sich mit anderen auf die Straße.
    Wahnsinn.
    Wir sind nicht machtlos.
    Dann machte eine Information die Runde: Der Oberbürgermeister hatte zugesagt, die Fahrpreiserhöhungen erneut zu überprüfen und die Preise erst im April zu erhöhen.
    War es so einfach?
    Sofort tauchte ein Flugblatt auf:
    Dieses Versprechen genügt uns nicht. Wir fordern nicht einen Aufschub der Preiserhöhung, sondern daß die Preise überhaupt nicht erhöht werden und für sozial schwache Gruppen gesenkt werden.

    Bis das geschehen ist, demonstrieren wir weiter.
    Morgen sind wir wieder da.
    Um 13 Uhr am Bertoldsbrunnen!

37. Alexander
    Das Abendessen war unerträglich.
    So wütend hatte er den Vater noch nie gesehen. Dabei hatte er nur einen kleinen Umweg fahren müssen, wegen der Demonstrationen. Mehr nicht. Einen kleinen Umweg, und darüber regte er sich auf, dass sein Gesicht rot wurde und er keine Luft mehr bekam.
    »Das sind die Falken und Jungsozialisten«, keuchte er, und die Mutter sah ihn zustimmend an. »Die stürzen unseren Staat ins Chaos.«
    Die Falken?
    Alexander stand auf. »Ich muss noch dringend für die Bio-Arbeit lernen.«
    Die Mutter nickte, er war entlassen.

    Am nächsten Tag hatten sie in der ersten Stunde Latein beim alten Schluchten. In der zweiten Stunde Deutsch bei der Maier. In der großen Pause besprach sich Alexander mit Gerd, Hans-Jörg und Theo, die gestern Mittag mit ihm am Bertoldsbrunnen gewesen waren.
    Als die Klasse wieder im Klassenzimmer saß, atmete Alexander tief durch und stand auf. »Alle mal herhören.«
    Kurz danach verließen sie geschlossen das Klassenzimmer.Schluchten unterrichtete jetzt in der Klasse nebenan. Er sah sie erschrocken an, als Alexander die Tür aufriss und »Alle raus!« rief. »Wir ziehen zum Bertoldsbrunnen.«
    Als hätten die Schüler auf das Signal gewartet, sprangen sie auf.
    Schluchten stammelte irgendwas von der Weimarer Zeit, da hätte das auch so angefangen.
    »Völliger Quatsch«, sagte Alexander. »Faktisch und historisch, völliger Quatsch.«
    Die Parallelklasse leerte Gerd. Er klopfte höflich an. Alle hatten den Lärm auf dem Flur gehört, und die Köpfe flogen herum, als er eintrat.
    »Wir demonstrieren gegen die unsozialen Straßenbahnpreise. Das Kepler geht geschlossen zum Bertoldsbrunnen. Wieso sitzt ihr noch in

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