Rebellin der Leidenschaft
ernster Miene.
Furcht überfiel Nicole. Es ging um Hadrian. Sie war sich ganz sicher. Hatten die Eltern irgendwie von ihrem gestrigen Besuch in Clayborough erfahren? »Worum geht es denn?«
»Komm einfach in die Bibliothek.« Es war keine Bitte, auch wenn Jane lächelte, als sie die Tür wieder schloss.
Nicole merkte, wie nervös sie war, als Regina ihren Arm berührte und sie erschreckt zusammenfuhr. »Du solltest dich jetzt wirklich fertig machen«, sagte ihre Schwester. Ihre gute Laune war einem strengen Ausdruck gewichen. »Und du solltest dir das wirklich - und möglichst schnell - anders überlegen und dem Herzog sagen, dass du seinen Antrag annimmst!«
»Schließ bitte die Türen.«
Nicole blickte von ihrem Vater, der vor seinem Schreibtisch stand, zu ihrer Mutter auf dem Sofa und schloss dann die Mahagoni-Türen hinter sich. »Habe ich etwas getan, wovon ich nichts weiß?« Sie versuchte zu lächeln.
Die Eltern erwiderten ihr Lächeln nicht. Ihr Vater blickte sogar ungewöhnlich streng. Die Furcht stellte sich wieder ein und ergriff sie dieses Mal am ganzen Körper. Vor allem, als ihre Mutter auf sie zu kam und dabei schrecklich besorgt dreinblickte.
»Was ist los?« fragte Nicole.
»Der Herzog von Clayborough war heute hier«, begann Nicholas. »Er hat um deine Hand angehalten, und ich habe zugestimmt.«
Im ersten Augenblick dachte Nicole, ihr Vater spreche von dem Besuch Hadrians, als er ihr im Salon einen Heiratsantrag machte. Sie brauchte eine Weile, bis sie begriff, was er wirklich gesagt hatte. Der Herzog war also noch einmal nach Tavistock Square und direkt zu ihrem Vater zurückgekommen und hatte ihm sein Anliegen vorgebracht. »Was?« fragte sie ungläubig.
»Unsere Anwälte treffen sich bereits morgen früh.«
»Nein!«, schrie sie entsetzt. »Ich werde ihn nicht heiraten!«
Jane ergriff ihren Arm, doch noch bevor sie sprechen konnte, kam Nicholas eilends auf sie zu. »Ich denke, du hast keine Wahl«, erklärte er knapp.
Nicole stand da wie angewurzelt; der Blick ihres Vaters ließ sie zur Salzsäule erstarren. Er wusste also Bescheid. Hadrian hatte ihm alles gesagt. Sie stöhnte.
»Die Reue kommt ein wenig spät«, sagte er, den Blick fest auf sie gerichtet. »Und da die Möglichkeit besteht, dass du schwanger bist, wirst du übernächsten Sonntag vermählt werden.«
»Ich bringe ihn um!«, schrie Nicole.
»Eine Absage kommt nicht in Frage, Nicole. Wenn du so sehr gegen eine Heirat mit Hadrian bist, dann hättest du dir das überlegen sollen, bevor du ihn in dein Bett gelassen hast.«
Nicole riss sich von ihrer Mutter los und stürzte zum Fenster; sie musste versuchen, ihre Hysterie in den Griff zu bekommen. Sie war wütend, wütend auf Hadrian, weil er ihrem Vater alles erzählt und damit nicht nur sie gedemütigt, sondern auch gleich sichergestellt hatte, dass Nicholas Hadrians Heiratsantrag mit aller Entschiedenheit akzeptieren würde. Und sie war erfüllt von Panik.
»Liebling«, unterbrach Jane das entsetzliche Schweigen, das sich aufgebaut hatte. »So schlimm kann das doch nicht sein. Hadrian ist ein guter Mann. Und er wird dir auch ein guter Ehemann sein. Ich weiß, du hast durchaus etwas für ihn übrig. Selbst wenn du glaubst, ihn nicht mehr zu lieben - ich bin sicher, dass deine Gefühle für ihn im Lauf der Zeit wiederkehren werden.«
Nicole wirbelte herum. »Er liebt eine andere! Er liebt Elizabeth!«
Jane und der Graf blickten einander verblüfft an. War das der Grund dafür, dass Nicole so heftig reagierte? Die Mutter trat zu ihr. »Elizabeth ist tot«, sagte sie nur.
»Das macht es ja noch schlimmer. Seht ihr das denn nicht ein? Ich kam schon nicht gegen sie an, so lange sie lebte, aber jetzt wird mich ihr Andenken auf immer und ewig verfolgen!«
»Du liebst ihn doch«, sagte Jane leise und streichelte die Wange ihrer Tochter.
Nicole zuckte zurück. »Du bist vor Vater weggelaufen, weil du ihn geliebt hast! Und genau aus diesem Grund kann ich Hadrian nicht heiraten! Wenigstens du, Mutter, wenigstens du wirst das doch verstehen!«
»Ich war eine Närrin«, gab Jane zurück. »Das Beste, was mir je passiert ist, war, dass dein Vater mich fand und mich zwang, ihn zu heiraten.«
Nicole biss trotzig die Zähne zusammen. »Ich werde ihn nicht heiraten. Ich tue es nicht.«
Jetzt meldete sich Nicholas zu Wort und erinnerte die beiden Frauen daran, dass er auch noch da war. »Ich habe Hadrians Angebot angenommen, und du wirst mich nicht umstimmen. Oder hast du
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