Rebellin der Leidenschaft
Augen.
Regina nahm ihre Hand. »Er mag dich, Nicole, das ist so offensichtlich. Wenn seine Trauer für Elizabeth vorüber ist, wirst du es sehen. Ich bin sicher, dass er dir dann den Hof macht. Und du musst ihn dazu ermutigen - ich werde dir zeigen, wie.«
Nicole brach fast in Tränen aus. »Er hat mir doch schon einen Heiratsantrag gemacht!«, stieß sie hervor.
Regina hielt den Atem an. »Was? Na, das ist ja unglaublich!«
Nicole schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn abgewiesen.«
»Du hast was?«
»Ihn abgewiesen.«
»Sag mal, bist du krank?«
Nicole packte sie am Arm. »Er liebt nicht mich, er liebt Elizabeth! Er hat sein Herz an eine Tote vergeben. Er hat mir nur deshalb einen Heiratsantrag gemacht, weil er mich ... unschicklich geküsst hat.« Sie errötete. Sie wagte nicht, ihrer Schwester die Wahrheit zu sagen. »Intim.«
Regina starrte sie verwirrt an. »Was meinst du damit, intim?«
Nicole schloss die Augen. »Hat Lord Hortense dich noch nicht geküsst?«
»Natürlich.«
Die Art und Weise, wie Regina reagierte, sagte ihr, dass ihre Schwester keine Ahnung davon hatte, was ein intimer, schamloser Kuss war - mit offenem Mund, heiß, mit Zungen, die sich berührten.
»Was hat er denn gemacht, Nicole? Was soll das heißen, er hat dich intim geküsst? Ein Kuss ist immer etwas Intimes.«
»Es gibt solche und solche Küsse«, erwiderte Nicole leise.
Regina war perplex - und sie platzte fast vor Neugier. »Willst du es mir nicht sagen?«
»Also gut!«
Nicole konnte sich nicht mehr beherrschen. Tränen strömten über ihre Wangen. »Er hat mich so heftig geküsst, dass er meinen Mund verletzt hat! Und zwar für Jahre und Jahrzehnte! Unsere Zungen haben sich berührt! Er hat mich angefasst ... an Stellen, wo er es nicht sollte! Ist deine Neugier jetzt befriedigt?!«
Regina war sprachlos.
»Lass niemals zu, dass sich Lord Hortense - oder wer auch immer - solche Freiheiten dir gegenüber herausnimmt!«, schrie Nicole. »Denn sonst wirst du dich in der gleichen Lage finden wie ich!«
Regina war noch immer völlig verblüfft. »Du musst ihn heiraten«, brachte sie lediglich heraus.
»Das werde ich nicht! Ich kann es nicht! Er hat zugegeben, dass er nur aus Pflichtgefühl um meine Hand anhielt.«
Die Augen ihrer Schwester weiteten sich erneut, doch nun endlich fand sie ihre Stimme wieder. »Also gut, dann ist es eben nicht ideal. Aber er ist der Herzog von Clayborough. Du musst ja sagen.«
»Ich kann nicht!«, beteuerte Nicole wieder. »Er hasst mich! Ich liebe ihn - aber in seinem Herzen ist nicht ein Funken Liebe für mich! Verstehst du das denn nicht? Ich könnte es nicht ertragen, seine Frau zu sein, ihn zu lieben, wenn er nichts für mich fühlt und zu anderen Frauen rennt - zu seinen Mätressen. Kannst du das denn nicht begreifen?«
»Nein«, erwiderte Regina in aller Offenheit. »Alle Männer haben Mätressen, Nicole. Wir reden hier über den Herzog von Clayborough! Du bist dumm, wenn du ihn nicht heiratest - vor allem, wenn du ihn auch noch liebst!«
»Es ist mir egal, dass er ein Herzog ist. Mich interessiert nur, was er für mich fühlt. Und es stimmt auch nicht, dass alle Männer Mätressen haben. Vater hat keine!«, erwiderte Nicole heftig. »Und der Vicomte Serle auch nicht!«
»Das sind Ausnahmen«, erklärte Regina. »Und du benimmst dich äußerst albern.«
»Wenn du Lord Hortense heiraten solltest, wärst du auch dann so unbekümmert, wenn du erfahren würdest, dass er eine Geliebte hat?«
Regina errötete leicht. »Ich wäre zumindest nicht überrascht.«
»Aber dann liebst du ihn nicht!« Nicole sprang auf und ging aufgeregt in raschelnden Seidenunterröcken im Zimmer umher.
»Doch!«, erwiderte Regina impulsiv. »Ich bin verrückt nach ihm!«
»Wenn du ihn lieben würdest, könntest du es nicht so einfach tolerieren, wenn er hinter den Weibern her ist!«
»Vielleicht bin ich einfach realistisch und du hoffnungslos romantisch!«
Die beiden Schwestern fixierten sich. Diese Vorstellung schien einfach absurd. Jeder, der sie kannte, hätte geschworen, dass exakt das Gegenteil der Fall war, doch in diesem Moment schien es, als sei Regina im Recht. Ein Klopfen an der Tür ersparte Nicole eine Entgegnung.
Jane steckte den Kopf herein. »Nicole, wenn du mit dem Anziehen fertig bist, könntest du dann zu mir und deinem Vater in die Bibliothek kommen?«
»Weshalb denn, Mutter?« fragte Nicole etwas beklommen.
»Dein Vater möchte etwas mit dir besprechen«, antwortete Jane mit
Weitere Kostenlose Bücher