Rebellin der Leidenschaft
Gesicht, und seine Haare waren zu ungepflegt, zu lang. Und er war mindestens fünfzehn Zentimeter größer als sie - ein riesiger, ein mächtiger Mann. Sie dachte, wenn er sie berührte, würde sie sterben.
Er sog lange und bedächtig die Luft ein. »Herrgott noch mal«, murmelte er dann. »Sie sind die schönste Frau, die ich je gesehen habe - und den ganzen Tag heute habe ich mir immer wieder gesagt, Sie sind nur ein Traum -, dass es einfach nicht sein kann, dass Sie wirklich sind. Aber Sie sind wirklich - oder?«
»Ja, ich bin wirklich eine Frau«, flüsterte sie. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihn zu berühren.
Er hob seine Hand. Isobel wartete, von quälender Sehnsucht verzehrt. Seine Finger strichen über den hohen Bogen ihrer Wangenknochen. Sie schloss die Augen und betete, er möge sie in seine Arme schließen. Es war ihr gleichgültig, ob jemand sie sah oder nicht.
Er trat abrupt einen Schritt zurück und fluchte. Als sie die Augen öffnete, sah sie, dass er verärgert war. Sie hatte keine Ahnung, weshalb, doch er machte auf dem Absatz kehrt und schritt ohne ein weiteres Wort davon.
Einen Moment später folgte Isobel ihm.
»Stopp!«, sagte er in dem Korridor unter Deck. Ein Muskel an seinem Hals trat hervor. »Bleiben Sie stehen.«
Niemand musste ihr sagen, dass sich hinter der Tür, vor der er stehen geblieben war, seine Kabine befand. Isobel befeuchtete ihre Lippen. Sie war nervös, aufgeregt wie eine Sechzehnjährige. »Ich kann nicht«, flüsterte sie.
Seine Miene wurde eisern. »Sie sind eine Lady«, sagte er. »Und diesem Ring nach zu urteilen sind Sie auch noch verheiratet!«
»Ja, das stimmt«, sagte sie traurig.
»Ist das so einfach für Sie? Machen Sie das etwa öfter?«
Es entsetzte sie, was er womöglich über sie dachte. »Nein, noch nie! In den sieben Jahren, die ich verheiratet bin, war ich meinem Mann nie untreu. Bis jetzt.«
Er ergriff ihre Arme und zog sie zu sich heran. »Und das ist wirklich die Wahrheit?«, fragte er und musterte sie durchdringend.
Die Wahrheit stand in ihrem Blick zu lesen. »Ja.«
Sein Griff wurde noch fester. Es schmerzte, doch das kümmerte Isobel nicht. »Verstehen Sie denn nicht? Ich will nicht nur eine Nacht von Ihnen. Dann gleich lieber gar nichts.«
Es war zu viel. Isobel schluchzte. Sie klammerte sich an sein weiches, weißes Hemd; ihre Fäuste pressten gegen seinen steinharten Bauch. »Hadrian! ich will dich auch nicht nur eine Nacht!«
*
Er erdrückte sie fast mit seinem riesigen Körper, als er sie auf die harte Matratze seiner spartanisch eingerichteten Koje presste. Isobels Verlangen war so stark, dass sie noch immer weinte, sie konnte einfach nicht anders. Doch er verstand ihre Sehnsucht; er schob ihre Röcke und Unterröcke hoch, zog ihren Schlüpfer auseinander, berührte ihren heißen, feuchten Körper. Sie schrie vor Lust auf und erlebte im selben Augenblick, wie in unglaublichen Wellen ihr erster Höhepunkt über sie hereinbrach. Während sie sich wieder und wieder wild aufbäumte, hielt er sie einfach nur fest.
»Oh Gott, Isobel«, keuchte er und öffnete ihr Mieder.
Freudentränen standen in ihren Augen. »Das war das erste Mal«, flüsterte sie. Dann weinte sie.
Er wusste nicht, was in ihr vor sich ging, doch er spürte die Veränderung in ihr. Er ließ sie einfach in seinen Armen ruhen und hielt sie fest umschlungen, bis sie sich ausgeweint hatte. Isobel weinte zum ersten Mal in ihrem Erwachsenenleben um sich selbst. Sie weinte wegen all der Verletzungen, die sie von Francis erdulden musste, wegen verlorener Unschuld und zerstörter Illusionen. Sie weinte, weil sie Hadrian getroffen hatte, jetzt, wo es zu spät war. Und sie weinte, weil sie es zum ersten Mal in zu langen Jahren unbehelligt durfte - denn endlich hatte sie ihren sicheren Hafen gefunden.
»Du musst mich für verrückt halten«, sagte sie schließlich. Eine lange, lange Zeit war verstrichen. Irgendwann später erzählte Hadrian ihr, sie habe ihren Kummer damals stundenlang herausgeweint.
Er hielt sie noch immer in den Armen, sie lag halb nackt in ihren zerwühlten Kleidern und kuschelte sich behaglich an seine Seite. »Ich habe noch nie eine Frau mit einem derart gebrochenen Herzen gesehen«, sagte er leise. Er strich ihr über die Haare und öffnete sie. »Willst du es mir erzählen?«
Trauer und Freude verwoben sich in Isobels Lächeln. »Nein. Nicht jetzt. Vielleicht auch nie. Der Kummer ist vorbei. Du hast ihn verjagt.«
Er lächelte und küsste
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