Rebellin der Leidenschaft
entsetzt.
Aber sie wusste, was sie zu tun hatte. Francis würde das möglicherweise nicht gefallen, aber sie hatte längst aufgehört, sich darüber Gedanken zu machen.
Sie reiste von einem Pachtgut zum anderen, inspizierte jeden Zentimeter Landes der Clayboroughs, studierte die Bücher und beriet sich mit den Verwaltern. Als sie schließlich über die Lage der Dinge exakt im Bilde war, ging sie zur Bank und ließ einen Wechsel ziehen, den sie Francis vorlegte.
»Es sind viele Rechnungen nicht bezahlt worden, Francis«, sagte sie ihrem Gatten eines Morgens, als er unrasiert und verrauft von einer seiner Feiern nach Hause kam. »Ich habe sämtliche Konten gründlich durchgesehen, und ich brauche achtzigtausend Pfund, um unsere Schulden bezahlen zu können. Unsere Bank hat diesen Scheck ausgestellt. Würdest du so nett sein, ihn zu unterschreiben?«
Als er sah, dass das Papier auf seine Frau ausgestellt war, zerriss er es kurzerhand. »Wenn wir achtzigtausend Pfund auf der Bank hätten, glaubst du, ich würde sie dich ausgeben lassen?«
»Aber Mr. Pierce war nur zu froh, den Scheck auszustellen.«
»Du dummes Huhn! Er wäre froh, uns diese Summe zu leihen - gegen saftige Zinsen!« Francis stürmte aus dem Zimmer.
Isobel dachte lange nach. Dann traf sie sich mit den Anwälten von Clayborough und ging anschließend wieder zu Mr. Pierce, zusammen mit ihrem Vater. Ein Darlehen wurde ausgehandelt, das nur auf ihren Namen lautete. Alle offenen Rechnungen der Güter wurden beglichen, und unter Isobels gründlicher Aufsicht begann es mit ihnen allmählich wieder aufwärts zu gehen.
Sie führte nun sämtliche Geschäfte der umfangreichen herzoglichen Anwesen. Das war zwar alles neu für sie, doch sie war klug, und die Anwälte und ihr Vater standen ihr zur Seite. Als die ersten kleinen Gewinne aus den landwirtschaftlichen Anwesen im Süden und aus Holzverkäufen im Norden eintrafen, empfand Isobel großen Stolz. Sie Unterzeichnete einen Wechsel und schickte ihn an Mr. Pierce. Es würde noch lange dauern, bis Clayborough wieder auf solidem Grund stand, aber mit einer geschickten Verwaltung würde sie es schaffen.
Doch je mehr Erfolge sie erzielte, desto mehr wurde sie von Francis verhöhnt und verspottet - desto mehr hasste er sie.
* * *
Im Herbst 1867, drei Jahre nach Jonathans Tod, unternahm Isobel ihre erste Reise nach Amerika. Die Güter der Clayboroughs erwiesen sich trotz der allgemein schlechten Wirtschaftslage als gut. Isobel hatte einige Investitionen getätigt, von denen sie Profite erhoffte, unter anderem im Bergbau. Sie hatte viel Land an eine Mine verpachtet und gleichzeitig eine Partnerschaft mit dem Unternehmen begründet. Für die Zukunft erhoffte sie sich ansehnliche Gewinne - sie riskierte einiges, obwohl sie dazu eigentlich überhaupt nicht in der Lage war.
Am Ende des amerikanischen Bürgerkrieges sah sie wie viele andere auch die Möglichkeit, beim Wiederaufbau des Südens gute Profite zu machen. Deshalb reiste sie nach Virginia, um dort in vom Krieg ruiniertes und spottbilliges Land zu investieren, das aber eines Tages ein Vermögen wert sein würde. Das dazu nötige Geld hatte sie natürlich nicht flüssig, doch Mr. Pierce war nur zu froh, ihr das Darlehen zu gewähren.
Es war ein offenes Geheimnis, dass sie die Güter der Clayboroughs verwaltete und darüber hinaus mehrere geschäftliche Unternehmungen gestartet hatte. Der Adel war schockiert, ja empört. Dass sie, eine Frau, eine Herzogin, sich mit geschäftlichen Dingen befasste, war einfach beispiellos. Geschäfte wurden etwas verächtlich als unumgängliche Notwendigkeiten betrachtet, die man von Untergebenen erledigen ließ; es war undenkbar, dass eine Dame - eine Herzogin - sich tatsächlich aktiv mit so etwas befasste. Die Missbilligung kannte fast keine Grenzen. Doch die Herzogin von Clayborough war zu mächtig, als dass man sie hätte meiden können. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, eine ihrer begehrten Einladungen auszuschlagen; niemand hätte ernsthaft erwogen, sie von seiner Gästeliste zu streichen. Nein, die Gastgeber baten Isobel darum, an ihren Festivitäten teilzunehmen, und niemand hätte es gewagt, sie schief anzuschauen. Isobel wusste, dass über sie geredet wurde, und es amüsierte sie. Francis schockierte, von ihr selbst abgesehen, niemanden mit seiner neu entdeckten Neigung zu jungen Männern; sie aber verblüffte alle durch ihre offensichtliche Intelligenz und ihre Entschlussfähigkeit.
Francis freute sich
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