Rebellin der Leidenschaft
Blick auf, das Gespräch auf sicheres Terrain zu bringen.
Der Graf verstand, was sie wollte, und schnitt ein harmloses Thema an: die momentane Wirtschaftslage. Zwar wurde in gemischter Gesellschaft im Allgemeinen nicht über Wirtschaft gesprochen, aber als Haushaltsvorstand konnte der Graf jedes Thema wählen, das ihm beliebte. Doch beide Frauen schienen zumindest so weit daran interessiert, dass sie aufmerksam zuhörten. Die Antworten des Herzogs klangen allerdings ziemlich mechanisch, denn er war abgelenkt: Nicole ließ noch immer nicht von ihm ab - diesmal waren es schmachtende Blicke, die sie ihm unter leicht gesenkten Lidern zuwarf, gewiss, dass sie folgenlos bleiben würden.
*
Nach dem Mahl begaben sich alle in den Salon, um dort noch ein paar Drinks einzunehmen. Der Graf fragte den Herzog, ob er die Gesellschaft der Damen billige. Der Herzog war inzwischen völlig entnervt, da er während des gesamten Essens Nicoles Verführungskünsten ausgesetzt gewesen war. Liebend gerne hätte er jetzt in Ruhe und allein mit dem Grafen und Chad eine Zigarre genossen. Doch als Gentleman konnte er schlecht ablehnen.
Zwanzig Minuten später jedoch entschuldigte sich Nicole mit einem letzten Blick auf den Herzog. Er sah ihr nach, wie sie den Raum verließ. Hatte sie ihm ein Zeichen gegeben? Ihr Blick war frostig gewesen und süffisant, hatte jedoch gleichzeitig auch etwas schüchtern gewirkt. Hatte er jetzt die Chance, Gleichstand zu erreichen?
Nach fünf Minuten entschuldigte er sich ebenfalls bei den Anwesenden. Sein Gastgeber würde wohl davon ausgehen, dass er einem natürlichen Bedürfnis Folge zu leisten hätte. Als er den Salon hinter sich ließ, schärften sich seine Sinne. Er wusste - er wusste es einfach dass sie irgendwo in der Nähe war. Ein Blick in die Bibliothek, an der er vorbeikam, gab ihm Recht. Er blieb stehen.
Sie lag seitlich auf dem Diwan mit einem Buch in den Händen. Ihre Pose, ob absichtlich oder nicht, war die einer klassischen Venus. Ihre vollen Hüften waren anmutig geschwungen, ihre üppigen Brüste drängten sich aus dem Kleid. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihn bemerkte. Er war sich nicht sicher, ob das Ganze nur geschickt eingefädelt war.
Er lächelte, das erste echte Lächeln an diesem Abend, und es war ein unendlich gefährliches Lächeln. Er trat in die Bibliothek und zog die Türe hinter sich zu.
Nicole rang nach Atem und ließ das Buch fallen. »Was glauben Sie eigentlich, was Sie da tun? Sie können hier nicht einfach eindringen!«
»Ach ja?«, fragte er nur und ging weiter auf sie zu.
Sie richtete sich auf, und er sah, wie ihre Brüste sich hoben und senkten, und genoss diesen Anblick. »Sie haben gespielt«, sagte er mit samtweicher Stimme, »und jetzt können Sie dafür bezahlen.«
Nun sprang sie auf, doch er war schon neben ihr und zog sie heftig an sich, wobei sie einen kleinen Schrei ausstieß. »Haben Sie den heutigen Abend genossen, Nicole?«
»Haben Sie es denn?« schmetterte sie ihm trotzig entgegen.
»Nein«, sagte er, »aber das habe ich jetzt vor.«
Es war ihr klar, was nun kommen würde. Dennoch versuchte sie, sich aus seinem Griff zu befreien, doch er ließ sie nicht los, auch wenn ein Teil seines Selbst schockiert war über den mangelnden Respekt vor seinem Gastgeber und über seine offenkundige Nichtachtung möglicher Folgen. Er ignorierte es, zog sie an sich und küsste sie.
Sie protestierte wütend, doch auch dies ignorierte er. Er hielt sie weiter an den Handgelenken fest und modulierte ihren Mund endlos mit seinem Mund. Als sie nach Luft schnappte, nutzte er die Gelegenheit, um seine Zunge tief in sie zu stoßen, immer wieder, unablässig, bis sie plötzlich ganz still wurde in seinen Armen.
Doch damit gab er sich noch nicht zufrieden. Er nahm ihre Handgelenke in eine Hand, die andere legte er auf ihr Hinterteil und zog sie noch näher an sich heran. Sie wurde immer gefügiger in seiner Umarmung und begann leise zu stöhnen. Doch auch er selber war nun nicht mehr der gnadenlose Verfolger. Er lockerte seinen Griff, der nun zu einer sanften, betörenden Umarmung wurde. Ihr Kuss geriet zu einer Paarung, die kein Ende finden wollte. Erst ein plötzliches Geräusch ließ ihn wieder gewahr werden, wer er war, wer sie war, wo sie waren und was sie taten. Er stieß sie von sich.
Sie taumelte von ihm weg, erhitzt und heftig atmend. Der Blick, mit dem sie ihn musterte, war verschwommen, der Blick einer Frau in den Fängen der Leidenschaft.
»Das war mein
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