Rebellin der Leidenschaft
an diesem Sport.«
Nicole presste die Lippen zusammen, aber die Blonde bedachte sie mit einem steten warmen Lächeln und die Freundlichkeit in ihren blauen Augen wirkte völlig ungekünstelt. Dennoch erwiderte Nicole sehr kühl: »Nein, Lady Martindale, Sie brauchen meinetwegen nicht auf Ihre Courtzeit zu verzichten.«
»Es macht mir wirklich überhaupt nichts aus«, sagte Elizabeth noch einmal und wurde dafür von ihrer Cousine Stacy mit einem Rippenstoß bedacht.
»Lass sie doch heimgehen, wenn sie will«, sagte Stacy.
Elizabeth schürzte die Lippen. »Stacy, wir haben doch so viel Zeit, dass alle spielen können.« Sie wandte sich wieder Nicole zu. »Wir können unsere Zeit auf dem Court teilen, wenn Sie wollen. Aber ich muss Sie warnen, ich werde leider sehr schnell müde.« Wieder lächelte sie so herzlich, dass Nicole ganz unbehaglich zumute wurde.
»Na gut«, willigte sie schließlich ein. »Aber dann spielen Sie als Erste.« Sie schaffte es nicht zu lächeln.
Die Mädchen begaben sich auf ihre Tennisplätze. Nicole blieb allein am Tisch zurück und versuchte, das Spiel zu verfolgen. Aber Elizabeth Martindales Anwesenheit machte ihr schwer zu schaffen. Die Verlobte des Herzogs von Clayborough wirkte tatsächlich sehr nett. Nicole wunderte sich noch immer über ihre offenkundige Freundlichkeit. War diese tatsächlich echt gewesen?
Nicole merkte, dass sie die anderen Spielerinnen ignorierte und ihre Blicke nicht von Elizabeth lassen konnte. Sie schien tatsächlich recht rasch zu ermüden und überhaupt kein Durchhaltevermögen zu haben. Sie war die schlechteste Spielerin auf dem Platz und traf kaum einmal einen Ball. So eine Frau gefiel dem Herzog also, eine blasse, dünne Blonde, eine, die zu zart war, um passabel Tennis zu spielen, eine, die arglose blaue Augen hatte und ständig bereitwillig lächelte? Doch so wenig Nicole es sich eingestehen wollte: Von all den Mädchen hier schien Elizabeth wirklich die Netteste zu sein. Als Einzige war sie ihr gegenüber freundlich gewesen; selbst Marthas Freundinnen Julie und Abigail hatten sie nur zurückhaltend gemustert und keinerlei Anstalten gezeigt, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sicher bedauerte es Martha inzwischen, dass sie sie zum Mitkommen überredet hatte.
Nach zehn Minuten ging Elizabeth heftig atmend, schwitzend und mit hochrotem Gesicht vom Platz.
»Wie ich bereits sagte, ermüde ich rasch«, keuchte sie und sank neben Nicole auf die Bank.
Auch wenn Nicole sie nicht so recht mochte, beeilte sie sich doch, ihr ein Glas Limonade einzuschenken. »Geht es Ihnen gut?«
Elizabeth konnte kaum sprechen. Sie fächelte sich mit einer herumliegenden Zeitschrift Luft zu und nickte nur. »Danke!«, meinte sie schließlich und leerte durstig ihr Glas. »Ich muss mich jetzt einfach ein wenig ausruhen. Ich hätte überhaupt nicht herkommen sollen. In letzter Zeit war ich nicht gerade in Hochform.«
»Vielleicht hat Sie eine kleine Grippe erwischt«, erwiderte Nicole. Unbehaglich zupfte sie an ihrem Schläger herum.
»Das glaube ich nicht«, sagte Elizabeth kläglich.
Nicole stand auf, um sich zu den anderen zu gesellen. Eine Weile spielte sie gegen Matilda, aber es war ein ziemlich klägliches Match, denn Matilda stand nicht einmal einen kurzen Ballwechsel mit Volleys durch. Da kam Stacy auf den Platz. »Wie wär’s mit uns beiden?«, fragte sie ziemlich schnippisch. »Matilda und Martha passen besser zusammen.«
Nicole willigte ein, bemühte sich aber, Stacy ihre finster entschlossene Miene nicht zu zeigen. Stacy war die beste Spielerin auf dem Platz und ihre Absicht war glasklar: Sie wollte Nicole vernichtend schlagen. Die beiden Kontrahentinnen begannen einen vorsichtigen Schlagabtausch. Nicole spielte oft mit ihren Brüdern auf einem öffentlichen Tennisplatz in der Nähe von Lessing und war eine gute Spielerin, so dass es ihr nicht schwer fiel, Stacys Bälle zu erwidern. Allmählich begannen beide, die Bälle heftiger zu schlagen. Plötzlich drosch Stacy den Ball wütend zu Nicole, die es schaffte, ihn noch wütender zurückzuspielen, so dass Stacy ihn nicht mehr erwischte.
Beide atmeten heftig und beäugten einander entschlossen und abfällig. Das Match wurde ernst.
Wumm! Stacy schlug auf. Wamm! Nicole schlug den Ball zurück. Die Bälle flogen hin und her, so hart, wie die Mädchen nur schlagen konnten. Wieder erwischte Stacy einen Ball nicht und rannte direkt in den Zaun, weil sie nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte. Inzwischen hatten die
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