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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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geschlungen hatte. Am liebsten wäre sie gestorben - aber nicht vor Scham. In diesem Augenblick dachte sie überhaupt nicht an Scham.
    »Die Kutsche steht«, sagte er schließlich prosaisch. »Sie steht schon seit geraumer Zeit.«
    Nicole schloss die Augen.
    »Wenn ich kein Ehrenmann wäre, würden wir es hier an Ort und Stelle zu Ende bringen.« Der Herzog wälzte sich von ihr herab.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie imstande war, sich aufzurichten. Er saß starr neben ihr und beobachtete sie. »Das war nicht der Grund, weshalb ich mich von dir nach Hause bringen lassen wollte.«
    »Ich weiß.«
    »Das hatte ich keineswegs beabsichtigt.«
    »Es tut mir nicht Leid.«
    Er starrte vor sich hin.
    Der Drang, ihrer Traurigkeit nachzugeben, überfiel sie erneut. Und wieder wartete sie darauf, dass er ihr sagte, sie möge London nicht verlassen.
    »Leb wohl«, murmelte der Herzog stattdessen, dann riss er schroff die Tür auf und stieg aus.
    Bevor er die Tür zuschlug, erhaschte Nicole noch einen letzten Blick auf sein Gesicht. Es war streng und unbeteiligt. Unvergesslich. Sie würde ihn nie vergessen. Sie schlang die Arme um sich, wie um sich Trost zu spenden, denn der Raum um sie herum war nun leer und kalt. Allein, eingehüllt in das dämmrige Licht, spürte sie, wie ihr wieder die Tränen kamen.
    Die Kutsche fuhr an. Sie hatte das Gefühl, dass er sie noch immer beobachtete. Und dann glaubte sie, ihn noch einmal zu hören.
    »Nicole!« Ein leises, drängendes Flüstern.
    Sie wagte es nicht, aus dem Fenster zu blicken. Stattdessen wischte sie tapfer und entschlossen die Tränen weg und stellte sich der Dunkelheit.

12
    Martha folgte Nicole nach oben in ihr Schlafzimmer. Sie hatte aufgrund anderer Verpflichtungen nicht an dem Picknick teilnehmen können, aber natürlich hatte sie bereits alles erfahren. »Willst du mir etwa sagen ...«, begann sie, unterbrach sich aber, als sie Annie bemerkte, die junge Zofe, die gerade Kleider faltete, die in einem riesigen Haufen auf Nicoles Bett lagen, und sie packte. »Wo willst du denn hin?«
    Nicole sagte Annie, sie könne später weitermachen, dann wandte sie sich wieder ihrer besten Freundin zu. »Wohin wohl? Ich kehre nach Dragmore zurück.«
    »Aber du kannst doch jetzt nicht von London weg!«
    »Und warum nicht?«
    »Weil du die Billigung des Herzogs gefunden hast und andere bald seinem Beispiel folgen werden. Dein Leben wird sich völlig umkrempeln - da kannst du nicht weg!«
    Nicole biss sich auf die Lippen. Sie musste London verlassen, es ging nicht anders. Gestern hatte ein Abschied stattgefunden, ein endgültiger. Sie hatte keine andere Wahl.
    Aber Dragmore war keine Zuflucht mehr für sie. Dragmore lockte sie nicht mehr wie früher, es kam ihr plötzlich grässlich öde vor. Sie war ernsthaft versucht zu bleiben, schon die geringste Ermutigung hätte ihren Entschluss ins Wanken gebracht. Aber sie musste einfach weg. Sie hatten sich verabschiedet. In London zu bleiben, wo sich der Herzog von Clayborough und seine Verlobte aufhielten, wäre einfach zu qualvoll gewesen. »Es bricht mir jedes Mal das Herz, wenn ich mit ihm zusammen bin«, sagte sie leise.
    »Ach, Nicole«, murmelte Martha und nahm ihre Hand. »Wenn du es genau wissen willst: Ich glaube, er hat Gefallen an dir gefunden, und deshalb hat er auch deinen Picknick-Korb ersteigert. Aber er ist ein Ehrenmann und wird Elizabeth nie verlassen. Alle wissen, dass sie von einer seltsamen Mattheit geplagt ist und dass sie das Picknick deshalb so früh verlassen hat. Sie hat sich wohl bei den Vorbereitungen überanstrengt. Gestern Abend hat er sie ins Theater ausgeführt, aber sie sind nicht bis zum Schluss geblieben.«
    Nicole begann, unruhig hin und her zu laufen. »Ich weiß, Martha, und eben deshalb kann ich nicht bleiben. Ich muss dir die Wahrheit gestehen: Ich - ich habe Angst vor meinen Gefühlen für ihn. Ich - ich begehre ihn, und das ist unschicklich, weil er einer anderen gehört. Es ist schändlich.« Nicole blickte prüfend auf Martha. Hatte ihre Freundin sie verstanden?
    Doch selbst wenn Martha die Tragweite dieser Worte begriff, ließ sie sich nicht weiter darauf ein; das Thema war selbst für beste Freundinnen zu intim. »Wahrscheinlich hast du Recht; du solltest nach Dragmore, bis du ihn vergessen hast. Aber jetzt ist es so weit, dass du wieder in die Gesellschaft zurückkehren kannst, und früher oder später wirst du ihn vergessen haben. Wenn du bleibst, findest du rasch einen anderen, dessen bin ich

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