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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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in meinem Haus finden ließ. An den Wänden hingen ein paar hübsche mediterrane Gemälde, die von in die Decke eingelassenen Halogenspots ins rechte Licht gerückt wurden.
    »Ich brauche einen Ort, an dem ich meine Aufträge bekommen und den Papierkram erledigen kann. Ich kann dir allerdings versichern, dass mein Internetanschluss ein wenig anders ist als gewöhnlich.«
    Er hatte einmal davon erzählt, dass er Berichte über seine abgeschlossenen Fälle verfassen musste – unwillkürlich fragte ich mich, was in meinem wohl stehen würde, wenn es so weit war. Allerdings war ich nie auf den Gedanken gekommen, dass er das tatsächlich in Schriftform erledigte.
    »Dann bist du hier gewesen, wenn wir uns unterhalten haben?«
    »Meistens in meinem Arbeitszimmer«, bestätigte er meine Vermutung.
    »Aber warum?«
    »Warum was?«
    »Warum diese Wohnung? Wozu ein Büro? Könntest du das nicht alles …« Die Worte vom Himmel aus wollten mir einfach nicht über die Lippen kommen. »… von deiner Wolke aus erledigen?«
    Akashiels Mundwinkel zuckten verdächtig.
    »Wenn du über mich lachst, werde ich sauer.«
    »Das tue ich nicht, Rachel.« Er legte mir eine Hand auf die Schulter und lotste mich zu einer Tür am anderen Ende des langen Ganges. Dahinter befand sich eine große, modern ausgestattete Küche mit einer Kochinsel in der Mitte. Er deutete auf den Tresen, vor dem drei hohe Hocker standen. »Setz dich.«
    Nur zögernd folgte ich seiner Aufforderung und beobachtete, wie er einen Topf aus einem der Schränke holte und auf den Herd im Zentrum des Raums stellte.
    »Der Himmel ist kein Ort, der über den Wolken liegt und von dem aus man nach unten auf die Erde blicken kann.« Er öffnete den chromblitzenden Kühlschrank, förderte eine Flasche Milch aus seinen Eingeweiden zutage und stellte sie neben dem Herd ab, ehe er sich daran machte, die Küchenschränke einen nach dem anderen zu durchsuchen. »Am ehesten trifft wohl zu, wenn ich dir sage, dass der Himmel, wie ihr meine Welt nennt, in einer anderen Dimension liegt.« Im dritten Schrank wurde er fündig. Mit einem triumphierenden »Ha!« griff er nach einer Flasche Schokoladensirup und kehrte damit an den Herd zurück, um die Milch in den Topf zu schütten.
    »Auf der Erde bin ich in der Lage, mich binnen eines Herzschlages an einen Ort zu versetzen, an dem ich gebraucht werde. Eine Reise von meiner Heimat zur Erde nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch – Zeit, die ich im Ernstfall nicht habe.« Er stellte die leere Milchflasche zur Seite und sah mich an. »Deshalb sind wir auf der Erde stationiert. Wir haben Wohnungen und menschliche Identitäten, die es uns möglich machen, uns unter euch zu bewegen.«
    »Sagtest du nicht, es sei dir verboten, dich den Menschen zu zeigen?«
    »Das ist es auch – in meiner Funktion als Schutzengel.«Er lehnte sich seitlich gegen die Arbeitsplatte, den Kochlöffel in der Hand, als wisse er nicht, ob er damit ein Orchester dirigieren oder jemanden erschlagen solle. »Deshalb gibt es Ash McCray. Er ist mein Alter Ego, wenn ich mich unter den Menschen bewege. Sein Name steht in meinem Pass, im Mietvertrag und auf meiner Kreditkarte. Es ist Ash Mc-Cray, der im Supermarkt einkaufen geht oder sich mit dem Pförtner oder den Nachbarn im Aufzug unterhält. Er ist es, der den Leuten Normalität vorgaukelt, sodass niemandem auffällt, dass ich weder jeden Morgen zur Arbeit fahre noch jemals ausgehe, um mich mit Freunden zu treffen – zumindest nicht mit menschlichen.«
    Je mehr er erzählte, desto mehr Fragen gesellten sich zu denen, die ohnehin schon durch meinen Kopf wirbelten. »Du kaufst im Supermarkt ein?«
    »Schau in den Kühlschrank, der ist randvoll.« Zum Beweis riss er beide Türen auf und ließ mich hineinsehen. Das Zeug, das sich darin stapelte, war noch schlimmer als der Kram in meinem Kühlschrank. Schokoriegel, Fertiggerichte, ein wenig Obst, Milch, Säfte, Limonaden und Bier. Außerdem Sandwichbrot, Wurst und Käse. Ganz hinten entdeckte ich noch ein großes Glas Mayonnaise.
    »Dann musst du also essen?«
    »Müssen nicht, aber ich tue es gern.«
    In Anbetracht des ganzen Junks, der in seinem Kühlschrank lagerte, war seine körperliche Verfassung geradezu erstaunlich. Soweit ich es beurteilen konnte, hatte er kein Gramm Fett zu viel auf den Rippen und gerade ausreichend Muskelmasse, um als trainiert durchzugehen, ohne dabei aufgepumpt zu wirken. Auch wenn ich mit ihm in den letzten Tagen viel und oft gesprochen hatte, wusste

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