Rebellion Der Engel
brauchte. Ich sagte ihm noch, welche Besonderheiten für die kommenden Tage anstanden und wo er die Bestellungen fand, die dringend an die Auslieferungslager der Verlage geschickt werden mussten, dann beendete ich das Gespräch mit dem Gefühl, einiges gutzumachen zu haben.
Seufzend und mit dem Handy in der Hand kehrte ich ins Arbeitszimmer zurück, um mich wieder meinen Fragen zu widmen. Ich hatte mich kaum hingesetzt, als das Handy erneut klingelte.
»Findest du die Bestellung nicht, Pat?«
»Rachel?« Die Stimme ließ mich innehalten. Es war nicht Pat, sondern Amber. Sie klang gepresst, als hätte sie Schmerzen – oder große Angst.
»Amber, stimmt was nicht? Ist alles in Ordnung?« Hatte sie womöglich Akashiel gesehen und war darüber in Panik geraten?
»Rachel, du darfst nicht –«
Das Plastikgehäuse des Telefons knackte, Ambers Worte verhallten im Nichts, dann erklang eine andere Stimme. »Wir möchten dich sehen.«
Nate!
»Was willst du?«, stieß ich hervor, obwohl ich mir ziemlich sicher war, die Antwort zu kennen. Dann fiel mir etwas anderes ein. »Wo ist Akashiel?«
»Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, schien er große Schmerzen zu haben.«
Ich schloss die Augen und versuchte Akashiel aus meinen Gedanken zu verdrängen, um mich auf Amber zu konzentrieren. »Was willst du?«, fragte ich noch einmal.
»Am Alaskan Freeway zwischen South Main und South Jackson Street stehen die Lagerhallen eines Importeurs. Komm dorthin, dann wirst du es erfahren.«
Bevor ich noch etwas sagen konnte, legte er auf.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf Akashiel, doch wie er es vorausgesagt hatte, drangen meine Gedanken nicht zu ihm durch. Sein Handy! Ich lief ins Wohnzimmer zurück, wo Akashiels Visitenkarte lag, und wählte die darauf stehende Nummer. Nach dem fünften Klingeln meldete sich die Mailbox.
»Akashiel, wo steckst du? Himmel, ist dir etwas passiert?« Ich atmete tief durch und versuchte meine Sorge um ihn und Amber zu verdrängen. »Ich brauche deine Hilfe. Sie haben Amber und wollen, dass ich zu einer Lagerhalle komme.« Meine Stimme bebte, als ich ihm die Adresse durchgab. Da ich wusste, dass mir keine andere Wahl blieb, fügte ich: hinzu »Ich fahre jetzt hin. Bitte komm!«
Dann trennte ich die Verbindung.
Alaskan Freeway. Zurück im Arbeitszimmer schaltete ich Akashiels Laptop an und war froh, neben seinem Draht nach oben zusätzlich einen normalen Internetanschluss vorzufinden. Rasch rief ich einen Stadtplan auf und gab den Straßennamen ein. Keine zwei Minuten später hatte ich den Ort gefunden, der sich ein Stück südlich des Fährhafens befand. Ich druckte mir den Kartenausschnitt aus und lief zurTür. Die Hand an der Klinke, hielt ich inne und machte noch einmal kehrt, um mir ein Messer aus der Küche zu holen. Damit ich mich nicht an der Klinge verletzte, wickelte ich es in ein Tuch, ehe ich es hinten unter den Bund meiner Jeans schob.
Auf dem Weg zum Aufzug tastete ich erneut nach Akashiels Geist und griff ins Nichts. Beim letzten Mal war er an einem Ort gewesen, an dem ich ihn nicht hatte erreichen können. Dieses Mal jedoch wollte er zu Amber. Und die war jetzt in der Gewalt von Nate und Lea. Was also war mit Akashiel? Dass ich ihn auch nicht auf dem Handy erreichen konnte versetzte mich an den Rand einer Panik.
Im Erdgeschoss angekommen, lief ich am Empfangspult vorbei – ohne den Pförtner zu beachten, der mir einen freundlichen Gruß zurief – auf die Straße und winkte das erste Taxi heran, das ich sah.
Ich rutschte auf den Rücksitz und nannte ihm die Adresse. Die Straßen und Häuser, deren Anblick ich vergangene Nacht bei unserem gemeinsamen Flug so sehr genossen hatte, zogen an mir vorbei, ohne dass ich Notiz davon nahm. Stattdessen starrte ich ohne Unterlass auf das Display des Handys in meiner Hand und wartete darauf, dass es klingelte und ich Akashiels Stimme hörte. Doch das Display blieb tot. Immer wieder versuchte ich Akashiels Geist mit meinem zu berühren, doch da war nur Leere.
Wir befanden uns mitten im Berufsverkehr. Der Alaskan Freeway – eine der Hauptverkehrsadern der Stadt – war ein Meer von Bremslichtern, die immer wieder aufleuchteten und mir bewusst machten, dass wir viel zu langsam vom Fleck kamen. Ich drängte den Taxifahrer zur Eile, woraufhin er sich im Zickzackkurs, jede Lücke ausnutzend, durch die Blechlawine voranschob – noch immer nicht schnell genug.
Es erschien mir, als sei eine Ewigkeit vergangen, als wirendlich das Gelände
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