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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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unbedingt vorstellen.«
    »Was ist mit der Liste?«
    »Nate ist die Liste«, rief sie. »Er ist einfach perfekt!«
    Ich konnte mich nicht erinnern, Amber jemals so begeistert über einen Kerl sprechen gehört zu haben. Entweder war dieser Nate ein absoluter Traum oder aber er hatte Amber einer Gehirnwäsche unterzogen. So oder so, einen Kerl, der es schaffte, sie derart aus der Fassung zu bringen, musste ich auf jeden Fall kennenlernen.
    »Ich dachte an ein kleines Essen, anlässlich deiner Rückkehr«, eröffnete sie mir ihren Plan. »Wir könnten unsereFreunde einladen, damit es nicht zu sehr … Ich meine, wenn nur wir uns treffen, wäre das ja fast, als würde ich Nate meinen Eltern vorstellen.«
    »Danke, Kind«, erwiderte ich trocken.
    »Du weißt, wie ich das meine.«
    »Und du weißt, dass du dafür ohne Nachtisch ins Bett gehst.«
    Wir lachten beide, auch wenn es alles andere als komisch war. Ambers Eltern waren angesehene Mediziner, Koryphäen auf ihren jeweiligen Fachgebieten, der Neurologie und der Herzchirurgie. Beide waren schon immer sehr streng gewesen und hatten hohe Maßstäbe angelegt, sowohl an ihre Tochter als auch an die Menschen, mit denen sie sich umgab. Sie kannten meinen Vater aus dem Golfklub. In ihren Augen war er ein Unternehmer mit tadellosem Ruf, weshalb sie mich als passende Gesellschaft für Amber erachteten und unsere Freundschaft akzeptierten. Davon, wie meine Beziehung zu meinem Vater aussah, wussten sie nichts. Sie waren an den Leistungen ihrer Tochter interessiert und daran, in welcher Gesellschaft sie sich zeigte, nicht an ihren Gefühlen. Es war ohnehin nur selten vorgekommen, dass Amber einen Mann mit nach Hause gebracht hatte, um ihn ihren Eltern vorzustellen. Keiner hatte die Musterung bestanden, nicht einmal die netten Kerle. Wer aus den falschen Gegenden der Stadt stammte, keinen akademischen Titel und keine wohlhabende Familie vorweisen konnte, bekam bei den Fairchilds kein Bein auf den Boden.
    »Du weißt, wie wichtig mir deine Meinung ist«, sagte Amber. »Ich mag Nate und ich wünsche mir sehr, dass du ihn ebenfalls magst.«
    »Wann soll das große Ereignis denn stattfinden?«
    Amber atmete hörbar aus. »Sonntag um sieben im Pompeji .«
    Das Pompeji war unsere Lieblingspizzeria. »Du hast schon alles geplant?«
    »Tisch ist bereits reserviert.«
    »Dann kann ich wohl nur schwer Nein sagen.«
    *
    In dieser Nacht träumte ich.
    Es war einer jener Träume, die sich anfühlten, als seien sie real. Ich stand in einer riesigen Höhle, und obwohl kein Tageslicht hereinfiel, war sie hell erleuchtet. Aus der Ferne drang das Rauschen des Meeres an mein Ohr, ich hörte das Schlagen der Wellen und das Heulen des Windes, der in eisigen Böen über mich hinwegstrich. Fröstelnd wanderte ich durch die zerklüftete Felslandschaft. Salzkristalle überzogen den Stein wie getrockneter Schnee. Der Boden war uneben, immer wieder musste ich großen Felsbrocken und Stalagmiten ausweichen, die wie Säulen vor mir aus dem Boden wuchsen.
    Ich suchte nach dem Ursprung des Lichtes, sah mich nach jemandem um, der hier sein Lager aufgeschlagen hatte. Doch keine Lampe, kein noch so großes Lagerfeuer hätte das kühle bläuliche Licht erklären können, dessen steter Schein die Höhle erleuchtete, so weit das Auge reichte. Der Ort war mir fremd und doch erschien er mir so vertraut, als sei er schon immer ein Teil von mir gewesen.
    »Hallo«, rief ich. »Ist da jemand?«
    Das Echo war die einzige Antwort.
    Langsam ging ich weiter, angezogen von einer gewaltigen, steil in die Höhe ragenden Wand, die Oberfläche ein Muster aus Licht und Schatten.
    Ich war mir sicher, nicht allein zu sein. Jemand beobachtete mich. Ich spürte die Blicke wie eine kühle Berührung inmeinem Nacken, aber jedes Mal, wenn ich mich umdrehte, war da nur ein endloses Felsenmeer.
    »Hallo?«, versuchte ich es wieder. Als ich auch dieses Mal keine Antwort bekam, stieß ich einen Fluch aus, der unzählige Male von den Wänden zurückgeworfen wurde.
    Mit jedem Schritt, den ich mich der riesigen Felswand näherte, wurde es kälter. Ich schlang die Arme um den Leib und beobachtete, wie mein Atem in hellen Kondenswolken aus meinem Mund strömte. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich keine Schuhe trug. Meine nackten Füße hinterließen bei jedem Schritt Abdrücke in der Salzkruste. Mit jedem Atemzug spürte ich ein schmerzhaftes Brennen in mir, das stärker wurde, je näher ich der Mauer kam. Obwohl mich der Schmerz beinahe in die Knie

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