Rebellion Der Engel
gezeigt?«
»Das war ein Versehen«, sagte er schnell. »Ich konnte nicht ahnen, dass du aus dem Haus kommen würdest, und als du plötzlich auf der Veranda gestanden hast, war es zu spät, um zu verschwinden.« Das klang halbwegs plausibel, auch wenn Kyriel sicher aus einem anderen Grund dort gestanden hatte.
Er kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und setzte sich wieder. »Ich weiß nicht, warum du …« mich sehen kannst, hätte er um ein Haar gesagt und schaffte es gerade noch, seine Worte in »mit mir sprechen kannst«, zu ändern. »Das ist alles andere als normal.«
»In letzter Zeit ist hier nicht viel normal.«
Die Worte schienen ihr herausgerutscht zu sein, denn als er nachhakte, was Ungewöhnliches geschehen sei, spielte sie es lediglich mit einem »Nicht so wichtig« herunter.
»Rachel?«
»Hm?«
»Ich bin dein Schutzengel. Wenn sich etwas Außergewöhnliches ereignet, sollte ich es vielleicht wissen.«
Er konnte förmlich spüren, wie sie den Kopf schüttelte. »Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt an Engel glauben soll.«
»Aber du hast einmal an uns geglaubt.«
»Das war, bevor ich von euren Lieferzeiten gewusst habe.«
Hätte sie nicht so traurig geklungen, er hätte gelacht. Doch auch wenn sie es ihm scheinbar nicht abnahm, war er damals wirklich an ihrer Seite gewesen. Er hatte sie nicht jahrelang warten lassen. Statt auf ihre Worte einzugehen, sagte er: »Schließ mich nicht aus.«
»Wie bitte?« Sie klang überrascht und auch ein wenig erschrocken.
Ihm wurde sofort bewusst, dass er eine Grenze überschritten hatte. Himmel, er drängte sich in ihr Leben, als sei er ein Teil davon! Das stand ihm nicht zu, auch wenn ihm der Gedanke durchaus gefiel. »Du sollst nur wissen, dass ich da bin, wenn du mich brauchst. Immer!« Was redete er da? Doch er wusste genau, was er tat: Er bot ihr sozusagen einen Exklusivvertrag an – zumindest für eine Weile. Er hatte nicht vor, weitere Regeln zu brechen. Er würde lediglich dafür sorgen, dass es ihr gut ging, und sobald ausgestanden war, was auch immer im Augenblick ihr Leben durcheinanderbrachte, würde er alle Erinnerungen an sich aus ihrem Gedächtnis löschen. Dann wäre alles wieder so, wie es sein sollte.
»Ich möchte dich sehen«, sagte sie unvermittelt.
»Das geht nicht.«
»Ich habe schon verstanden, dass du deine Spielregeln hast, an die du dich halten musst«, fuhr sie fort. »Aber es ist ja nicht so, als hätte ich dich nicht schon gesehen.«
Nur, dass ich nicht der schwarz geflügelte Engel bin, für den du mich hältst. Abgesehen davon, dass er sich ihr tatsächlich nicht zeigen durfte, würde sie den Kontakt abbrechen, wenn sie herausfand, wer er wirklich war. Möglicherweise würde sie ihre Pistole dann tatsächlich benutzen.
14
D ie kommenden beiden Tage verliefen zu meiner großen Erleichterung ohne weitere Katastrophen oder Absonderlichkeiten. Ich erledigte meine Arbeit und nahm einige Dollar für mein fiktives »Geht es dir gut?«-Konto ein.
Da mich Akashiels Ausführungen zu seinem Schutzengel-Dasein größtenteils eher verwirrt hatten, machte ich mich selbst daran, mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Zuerst knöpfte ich mir das Buch vor, das ich immer noch in meiner Handtasche mit mir herumtrug.
Es dauerte nicht lange, bis mir klar wurde, dass ich darin nicht viel Hilfreiches finden würde. Das Buch befasste sich tatsächlich auf rein esoterischer Ebene mit dem Thema. Es wurden magische Rituale beschrieben, mit denen man seinen Schutzengel finden und Kontakt zu ihm aufnehmen konnte – nicht, dass ich das noch gebraucht hätte –, außerdem wurde erklärt, dass Engel aus purer Energie geschaffen seien. Es ging um Erzengel und um die Mächte der Finsternis und es gab ein Lexikon der Engelsnamen, in dem Akashiel nicht einmal aufgeführt war. Nun ja, vermutlich hatte der Verfasser keinen Einblick ins himmlische Telefonbuch mit all seinen Namen und Adressen, weshalb er sich die Engelsnamen vermutlich aus irgendwelchen biblischen Geschichten zusammengesucht oder gleich frei erfunden hatte.Darüber hinaus gab es Kapitel, die sich damit auseinandersetzten, wie sich Engel ernährten, wie viele es von ihnen gab, wann sie geboren wurden und was sie von Menschen und Geistern unterschied. Ganz zu schweigen von der Frage, welches Geschlecht Engel hatten und ob sie sich fortpflanzten. Eine Vorstellung, die mir bei Wesen, die laut Verfasser aus reiner Energie bestehen sollten, merkwürdig erschien.
Das alles kam mir
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