Rebellion Der Engel
ohne dass es mir überhaupt aufgefallen war. Immerhin schien niemandsich an meinen Selbstgesprächen zu stören und selbst Amber sagte nichts dazu. Vermutlich fand sie Selbstgespräche weniger beunruhigend, als wenn ich wieder von dem Kerl auf meiner Rücksitzbank oder dem Engel in meinem Garten angefangen hätte.
»Nate holt mich gleich ab«, sagte Amber. »Wir wollen noch in Matt’s Café , ein Eis essen. Kommst du mit?«
Ich war versucht abzulehnen, als mir bewusst wurde, dass ich in den letzten Tagen außerhalb des Ladens so gut wie keine Zeit mit ihr verbracht hatte. Bis Dienstag war ich in erster Linie mit meinem eigenen Kram beschäftigt gewesen, und als endlich Ruhe einkehrte und sich mein Leben wieder zu normalisieren schien, hatte Amber keine Zeit für mich gehabt, da sie dauernd mit Nate verabredet gewesen war.
Wann immer sein Name fiel, begannen ihre Augen zu leuchten, ein untrügliches Zeichen dafür, wie ernst es ihr mit ihm war. So wie es aussah, würde er für eine ganze Weile ein Teil ihres Lebens bleiben. Da konnte es sicher nicht schaden, ihn besser kennenzulernen. Auf jeden Fall wurde es Zeit, dass ich mich an den Gedanken gewöhnte, meine beste Freundin in Zukunft nicht mehr für mich allein zu haben.
»Sag bitte nicht Nein, Rachel«, bat sie, bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte. »Seit du wieder da bist, haben wir so wenig Zeit miteinander verbracht.«
»Eigentlich wollte ich zusagen, aber vielleicht sollte ich dich auch noch ein bisschen betteln lassen.«
»Du bist unmöglich!«, lachte sie. »Pat und Jill sind schon weg, Steve ebenfalls. Fahr deinen PC runter, ich warte vor dem Laden auf dich – mit Nate.« Sie machte kehrt und ging zur Tür. Auf der Schwelle blieb sie noch einmal stehen. »Was ist mit dem Grillfest morgen?«
Es machte mich misstrauisch, dass sie mich ausgerechnet jetzt darauf ansprach und nicht gewartet hatte, bis wirgemütlich im Café saßen. Obwohl ich ahnte, welche Richtung das Gespräch nehmen würde, fragte ich: »Was soll damit sein?«
»Gehst du hin?«
»Nein, vermutlich nicht.« Wahrscheinlich wäre ich der einzige Gast, der nicht zur Baptistengemeinde gehörte. Ich würde mich wie ein Fremdkörper fühlen, abgesehen davon würden sich die Leute sicher fragen, was ich dort zu suchen hatte.
»Rachel, du musst hingehen!« Amber kehrte in den Raum zurück. »Immerhin hat er dich eingeladen.«
»Lieber nicht.«
»Warum nicht?«
»Du weißt doch, dass ich meine Samstagnachmittage am liebsten mit einem guten Buch verbringe. Allein.«
»Aber wäre es nicht schön, wenn in Zukunft jemand neben dir säße, der dir die Füße massiert, während du liest?«
Bei dem Gedanken hätte ich um ein Haar losgeprustet. Ich versuchte mir das vorzustellen, doch in meiner Fantasie war ich achtzig Jahre alt und der Kerl, der mir die Füße massierte, trug eine Pflegeruniform. »Amber, er ist Priester!«
»Er ist heiß«, hielt sie dagegen.
»Entschuldige mal, kannst du dir mich als Frau eines Priesters vorstellen, die sonntags in der Gemeinde selbst gebackenen Kuchen verteilt?«
Sie schnitt eine Grimasse. »Ich kenne deinen Kuchen. Das kommt auf keinen Fall infrage. Aber du sollst ihn ja auch nicht gleich heiraten. Lern ihn erst einmal kennen, dann siehst du schon, wohin das führt.«
Geradewegs in eine Katastrophe, würde ich mal annehmen.
»Komm schon, Rachel, gib ihm eine Chance.«
Ich dachte einen Moment nach, dann sagte ich: »Ichwerde hingehen.« Amber verzog den Mund bereits zu einem triumphierenden Grinsen, als ich hinzufügte: »Aber nur unter einer Bedingung: Du wirst mich begleiten. Bring Nate mit und vielleicht auch Lea, dann machen wir uns einen schönen Nachmittag.« Und für niemanden aus der Gemeinde würde es auch nur im Ansatz nach einem Date aussehen.
Sie wollte widersprechen, schien aber einzusehen, dass sie mir in diesem Fall keine weiteren Zugeständnisse abringen konnte, also nickte sie. »Nate kommt sicher mit. Schalt endlich deinen PC aus, dann können wir ihn gleich fragen.«
15
N ate war tatsächlich von der Aussicht auf ein Grillfest begeistert und so war schnell klar, dass wir zu dritt hingehen würden. Vielleicht sogar zu viert, wenn Lea ebenfalls zusagte.
Wir verbrachten eine gemütliche Stunde in Matt’s Café, aßen Eiscreme und unterhielten uns über Gott und die Welt. Nate stellte mir so viele Fragen über mein Leben, meine Pläne und meine Träume, dass es fast schon unheimlich war. Allerdings wurde mir schnell klar,
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