Rebellion Der Engel
dachte ich ernsthaft, ich würde es allein schaffen. Ich weiß gar nicht, wie ich das wiedergutmachen kann.«
»Ein Steak ist schon mal ein Anfang.«
Er sah mich an. »Ein Anfang? Ich soll also noch mehr Abbitte leisten?«
»Da werden Sie wohl nicht drum herumkommen«, neckte ich ihn und konnte mir ein Grinsen kaum verkneifen, als ich sein Gesicht sah. In seinen Zügen zeigte sich eine Mischung aus Skepsis und vorsichtiger Erwartung.
»Was soll ich tun?«
»Sie könnten die Förmlichkeiten lassen.« Amber wäre stolz auf mich gewesen. Tatsache war, dass es mir richtig erschien, ihm das Du anzubieten. Er war höchstens drei oder vier Jahre älter und ich fand es eigenartig, den Mann, der mir das Leben gerettet, mir zugehört und mich zum Essen eingeladen hatte, immer noch zu siezen.
Er betrachtete mich in gespielter Nachdenklichkeit. »Ich denke, das ist ein Anfang. Aber bestimmt haben Sie … hast du noch ein paar andere Dinge auf Lager, um mich Wiedergutmachung leisten zu lassen.«
»Nein, nicht wirklich.« Ich betrachtete ihn argwöhnisch. »Es sei denn, das mit dem Steak dauert noch sehr lange und ich muss weiter hungern.«
Aber die Steaks waren fertig.
Kyle lud das Fleisch auf unsere Teller und setzte sich zu mir. Während wir aßen, unterhielten wir uns über den Nachmittag und darüber, wie gut das Fest angekommen war. Doch als er von seinem Fruchtpunsch trank, hätte er sich beinahe daran verschluckt.
»Was ist mit dem Zeug passiert?«
»Steve und ich haben die Rezeptur ein wenig verbessert.«
»Ihr habt Wodka reingeschüttet.« Dann grinste er. »Kein Wunder, dass alle so gut gelaunt waren.«
»Das Fest war ein voller Erfolg und ich wette, wenn du das nächste Mal eine Party schmeißt, werden alle nach dem Fruchtpunsch fragen.«
»Und wenn ich Ruby Falls verlasse, wird sich niemand mehr an meine Predigten erinnern«, seufzte er. »Dafür werden sie meinem Punsch nachtrauern.«
Ich grinste. »Ich habe gehört, wie Nate dich gefragt hat, ob du an Engel glaubst«, wechselte ich ein wenig abrupt das Thema. »Das hat mich an unser Gespräch erinnert und mir ist klar geworden, dass ich eigentlich kaum etwas über Schutzengel weiß.« Ich nahm einen Schluck Punsch, und als ich das Glas wieder abstellte, bat ich: »Erzähl mir was darüber.«
Er legte sein Besteck zur Seite, schob seinen leeren Teller von sich und sah mich über den Tisch hinweg an. Im Widerschein des Windlichts schimmerten seine Augen bernsteinfarben. »Was weißt du bisher?«
»Ich habe mich ein wenig im Internet umgesehen«, sagte ich mit einem Schulterzucken, »aber alles, was ich finden konnte, war entweder esoterischer Kram oder widersprüchliche Informationen, die ich nicht verstehe.« Es gelang mir, die Ergebnisse meiner Nachforschungen in fünf Sätzen zusammenzufassen. Als sechsten Satz hängte ich ein »Das ist alles« an.
Halb erwartete ich, dass er zu lachen beginnen würde oder sich zumindest darüber lustig machte, dass ich nicht mehr herausgefunden hatte. Doch er nickte nur, als hätte er nichts anderes erwartet.
»Das Ganze ist auch ein wenig verwirrend«, räumte erein. »Jede Religion hat eine andere Sichtweise und über die Schutzengel selbst ist nicht allzu viel bekannt, wenn man einmal vom gewöhnlichen Aberglauben absieht, der besagt, dass jeder Mensch seinen persönlichen Schutzengel hat.«
Was nicht der Fall war, wie ich von Akashiel wusste.
»Ich versuche es einfach mal mit den wichtigsten Grundlagen über Engel im Allgemeinen. Ich kann aber nicht garantieren, dass sie alle genau dem christlichen Glauben entsprechen. Es ist schon eine Weile her, dass wir das im Studium hatten, und es könnte sein, dass ich im Laufe der Zeit das eine oder andere durcheinandergebracht habe. Wenn du es ganz genau wissen willst, müsste ich meine Bücher zurate ziehen.«
»Ich denke, die Kurzfassung für Anfänger genügt fürs Erste.«
Er richtete den Blick auf das Windlicht und folgte den Bewegungen der Flamme mit seinen Augen, als stünden dort im Feuer die Worte geschrieben, nach denen er suchte, um mit seiner Erklärung beginnen zu können. Ich dachte schon, die Flamme hätte ihn hypnotisiert, als er sich plötzlich zurücklehnte und mich ansah.
»Engel werden auch als die Boten Gottes bezeichnet«, begann er. »Ihre Aufgabe ist es, seinen Willen an die Menschen weiterzugeben. Willst du etwas über die Hierarchien wissen oder sollen wir das überspringen?«
»Überspringen.« Wer neben dem Chef das Sagen hatte,
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