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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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einiges auf der Beliebtheitsskala nach oben katapultiert hat.«
    »So kann man es wohl nennen.« Er schenkte sich noch ein wenig Punsch nach und hielt die Karaffe in einer stummen Frage in die Höhe. Als ich den Kopf schüttelte, stellte er sie wieder auf den Tisch und lehnte sich zurück. »Jetzt sind wir ziemlich weit vom eigentlichen Thema abgeschweift.«
    »Spannend war es trotzdem.« Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es sich bei dem, was er erzählt hatte, um Überlieferungen aus der Bibel handelte, hätte es ebenso gut der Stoff eines Thrillers sein können.
    Eine kühle Brise kam auf und ließ mich trotz des Pullovers frösteln.
    Kyle war es nicht entgangen. »Willst du lieber nach drinnen gehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es ist schön hier.«
    »Wie wäre es dann mit Kaffee? Ich habe auch noch Tiramisu – keine Sorge, es ist nicht selbst gemacht, sondern von der Quelle all meiner Süßspeisen.«
    »Vom Supermarkt?«
    »Ein Quell nicht enden wollender Wunder.«
    »Dann hätte ich gern ein Wunder mit Kaffee.«
    Wir standen auf, räumten das Geschirr und die Essensreste zusammen und trugen alles ins Haus. Ich wollte die Sachen in den Kühlschrank packen und das Geschirr in die Spülmaschine stellen, doch Kyle nahm mich bei den Schultern und schob mich zurück, bis ich mit dem Rücken an der Arbeitsplatte lehnte. »Du hast heute schon genug getan«, sagte er. »Bleib einfach hier stehen, sieh niedlich aus und warte, bis der Kaffee so weit ist.«
    Sieh niedlich aus? Fand er etwa, dass ich das war? Während ich zusah, wie er den Kaffee aufsetzte, die Packung mit dem Tiramisu aus dem Kühlschrank holte und es auf Teller verteilte, ging ich alle möglichen Dinge durch, die niedlich waren. Tierbabys standen definitiv ganz oben auf meiner Liste, gefolgt von kleinen Kindern und Postern mit Einhörnern, rosa Feen und Glitzerstaub. Wie ich es auch drehte und wendete, es war einfach kein passendes Wort, um einen erwachsenen Menschen zu beschreiben. Zumindest nicht in meinen Augen.
    Kyle lud alles auf ein Tablett und ging damit zur Tür. »Kannst du das Licht ausmachen?«
    Ich legte den Schalter um und folgte ihm nach draußen. »Ich bin nicht niedlich«, brummte ich in die Nacht hinein, und als ich ihn vor mir lachen hörte, wurde mir bewusst, dass er mich gehört hatte. Meine Ohren wurden heiß und ich war dankbar, dass es dunkel war, denn mein Gesicht war mit Sicherheit knallrot angelaufen.
    Grinsend stellte er mir einen Teller mit Tiramisu und den Kaffee vor die Nase und schob den Zuckerstreuer zu mir rüber. Um seinem Blick zu entgehen, versenkte ich Unmengen von Zucker in meiner Tasse und beschäftigte mich dann eingehend damit, ihn zu verrühren.
    »Du bist mit Sicherheit der erste Mensch, der sich darüber aufregt, dass ich ihn als niedlich bezeichnet habe.«
    »Wer waren die anderen?«, schoss ich zurück. »Säuglinge?«
    Seine Schultern bebten, dann konnte er das Lachen nicht länger zurückhalten. »Ich schätze, für dich muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.«
    Das war mehr als ein bloßer Flirtversuch. Es war ein Frontalangriff. Und wenn ich ehrlich war, fühlte ich mich geschmeichelt, auch wenn ich nicht sicher war, ob ich mich darauf einlassen wollte.
    Kyle setzte sich, trank einen Schluck von seinem Kaffee und sah mich an. Er schien meine Unsicherheit zu spüren. »Über die Erzengel haben wir gesprochen«, kehrte er zum eigentlichen Thema zurück, statt mich weiter in Verlegenheit zu bringen. »Neben ihnen gibt es noch eine andere Gruppe von Engeln, denen eine große Bedeutung zukommt: die Wächter, auch Grigori genannt.«
    Langsam, nicht zuletzt dank der Nachtluft, kühlten sich meine Wangen wieder ab. »Was ist ihre Aufgabe?«
    »Sie wurden auf die Erde geschickt, um über die Menschen zu wachen. Früher einmal, noch lange vor der Sintflut, teilten sie ihr Leben und ihr Wissen mit den Menschen. Von ihnen lernten wir Dinge über Kunst und Kosmetik, sie lehrten unsere Vorfahren, Spiegel zu erschaffen, und brachten sie dazu, sich der Technologie zu widmen.«
    »Technologie?« Für mich war das Wort mit Computern und Elektronik verbunden, sodass es mir schwerfiel, mir vorzustellen, was man damals darunter verstanden hatte.
    »Das Rad. Feuer. Dinge wie Seilwinden und die Fertigkeit, Häuser und Schiffe zu bauen«, zählte Kyle auf. »Aber auch die Entwicklung und den Einsatz von Waffen. Ohne die Grigori hätten die Menschen vielleicht nie ihrenForscherdrang entdeckt und sich womöglich niemals

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