Rebellion Der Engel
konnte.
McCray betreffend, war die Polizei nicht der geeignete Ansprechpartner für mich. Wahrscheinlicher war es, dass ich im Internet oder in einem der Bücher über Hexerei etwas finden würde, um ihn festzusetzen. Eine Art Bannkreis vielleicht. Nicht, dass ich davon Ahnung gehabt hätte – von den Fantasyromanen einmal abgesehen, die ich gelesen hatte, in denen die Helden so etwas machten.
Mir fiel nur einer ein, der mit einem Kerl wie McCray fertigwerden konnte.
»Akashiel?«, rief ich in die Stille des Gästezimmers. »Kannst du mich hören?« Ich wartete auf seine Antwort und darauf, die Wärme zu spüren, die seine Anwesenheit stets begleitete, und war tief enttäuscht, als beides ausblieb. Ich fühlte mich, als hätte man mich in einem winzigen Boot mitten auf dem Ozean ausgesetzt. Ohne Ruder und ohne Segel, den Naturgewalten hilflos ausgeliefert. Diese Hilflosigkeit machte mich verrückt!
Wie besessen versuchte ich weiterhin Akashiel zuerreichen, doch jeder Versuch ging buchstäblich ins Leere. Schließlich schlief ich ein.
Als ich aufwachte, schien mir die Sonne ins Gesicht. Ich verfluchte mich dafür, die Vorhänge nicht zugezogen zu haben, dann hätte ich wenigstens noch ein oder zwei Stunden länger schlafen können. Ein Blick auf den Radiowecker verriet mir jedoch, dass ich das ohnehin getan hatte. Es war bereits nach Mittag.
Seufzend knipste ich die Nachttischlampe aus, stand auf und ging ins Bad. In Ermangelung frischer Klamotten zog ich nach dem Duschen die Sachen von gestern wieder an, an denen noch der Geruch des Grillfeuers haftete, und ging nach unten. Amber saß auf der Couch und blätterte in einer Zeitschrift, die sie zur Seite legte, sobald sie mich bemerkte.
»Hey«, begrüßte sie mich. »Wie geht’s dir?«
Ich nickte nur, notierte mir einen Dollar mehr auf meinem imaginären »Geht es Rachel gut?«-Konto und murmelte etwas, das man vermutlich als »Ich bin in Ordnung« auslegen konnte. In Wahrheit war ich alles andere als in Ordnung, was jedoch nichts mit dem Eindringling in meinem Haus zu tun hatte, sondern damit, dass ich Akashiel nicht erreichen konnte. Auch wenn ein Schutzengel wohl kaum von einem Auto überfahren oder bei einem Haushaltsunfall verletzt werden konnte, machte ich mir Sorgen. Abgesehen davon wusste ich nicht recht, wie ich mich Amber gegenüber verhalten sollte. Was, wenn sie im Laufe der Nacht zu dem Schluss gekommen war, dass ich doch durchgedreht sein musste und all diese Dinge, von denen ich ihr erzählt hatte, sich niemals so zugetragen haben konnten? Was, wenn ihr eine fliegende Kakaopackung nicht als Beweis genügte?
»Das Büro des Sheriffs hat angerufen«, sagte sie. »Die Spurensicherung ist fertig und du kannst das Haus wiederbetreten. Allerdings würde ich vorschlagen, dass wir zu dir fahren, du ein paar Sachen einpackst, dir Popcorn unter den Arm klemmst und dann wieder mit mir hierher kommst. Zumindest, bis du eine Alarmanlage hast.«
Erleichtert, dass sie mich noch eine Weile bei sich aufnehmen wollte, ging ich zu ihr und umarmte sie. »Danke, Amber.«
»Hör mal«, sagte sie dann. »Ich habe eine Liste mit allen Ereignissen gemacht. Die können wir uns nachher ansehen. Vielleicht finden wir ja irgendwo einen Zusammenhang, wenn wir lange genug darüber nachdenken.«
Sie hätte kaum etwas sagen können, das mich mehr erleichtert hätte. Bevor ich jedoch etwas erwidern konnte, meinte sie: »Aber jetzt lass uns erst mal was essen.«
Ich wollte ihr sagen, dass ich keinen Hunger hatte. Ich war ungeduldig und konnte den Gedanken nicht ertragen, länger tatenlos herumzusitzen, und wenn mir ihre Liste … Aber verflucht, noch während ich zu einer Antwort ansetzte, merkte ich, wie hungrig ich tatsächlich war. Die Liste konnte auch noch ein paar Minuten warten. Mein Widerspruch wäre ohnehin zu spät gekommen, denn Amber war bereits auf dem Weg in die Küche. Kurz darauf kehrte sie mit einem Tablett zurück, auf dem eine Flasche Cola, zwei Gläser und ein Teller mit Sandwiches standen.
»Ich habe schon ein wenig vorgearbeitet«, sagte sie mit Blick auf die Sandwiches.
Während des Essens sprachen wir nicht viel, doch sobald wir fertig waren, schoben wir das Tablett und die Gläser zur Seite und richteten unsere Aufmerksamkeit auf Ambers Liste. Es war erstaunlich, denn obwohl es gestern spät gewesen war und ich meine Geschichte vermutlich ziemlich durcheinander und viel zu schnell erzählt hatte, war ihr kein Detail entgangen. Es stand alles auf
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