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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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machten!«
    »Das bilden Sie sich nur ein.«
    »Hören Sie, es gibt nur zwei mögliche Lösungen des Problems. Entweder Sie kümmern sich um Telford. Oder ich kümmer mich um ihn. Sind wir uns darin einig? Ich meine, ich bin nicht derjenige, der sich auf fremdem Territorium breit gemacht und mit der Gewalt angefangen hat.«
    »Vielleicht ist er nur ehrgeiziger als Sie. Vielleicht erinnert er Sie daran, wie Sie früher mal waren.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich weich geworden bin?«
    »Ich will damit sagen: Wer sich nicht anpasst, geht vor die Hunde.«
    »Haben Sie sich angepasst, Strawman?«
    »Vielleicht ein bisschen.«
    »Klar, das Schwarze unterm Fingernagel, wenn's hoch kommt.«
    »Aber es geht ja hier auch nicht um mich.«
    »Sie hängen in der Sache genau so mit drin wie jeder andere auch. Vergessen Sie das nicht, Strawman. Und träumen Sie was Schönes.«
    Rebus legte auf. Er war erschöpft und deprimiert. Die Kinder von gegenüber lagen im Bett, Fensterläden zu. Er sah sich im Zimmer um. Jack Morton hatte ihm geholfen, es zu streichen, damals, als Rebus mit dem Gedanken gespielt hatte, zu verkaufen. Vom Saufen weggeholfen hatte er ihm auch...
    Er wüsste, dass er nicht würde schlafen können. Setzte sich wieder ins Auto und fuhr in die Young Street. In der Oxford Bar war wenig los. Ein paar Philosophen in der Ecke, und im Nebenzimmer drei Musiker, die ihre Fiedeln schon eingepackt hatten. Er trank ein paar Tassen schwarzen Kaffee, fuhr dann zur Oxford Terrace. Parkte vor Patience' Wohnung, schaltete den Motor aus und blieb eine Weile so sitzen. Jazz aus dem Radio. Eine Glückssträhne: Astrud Gilberto, Stan Getz, Art Pepper, Duke Ellington. Nahm sich vor zu warten, bis ein schlechtes Stück käme, und dann bei Patience anzuklopfen. Aber dann war es zu spät. Er wollte nicht unangemeldet aufkreuzen. Das wäre... das hätte nicht gut ausgesehen. Dass es nach Verzweiflung roch, wäre ihm egal gewesen, aber er wollte nicht, dass sie den Eindruck gewann, er dränge sich auf. Er ließ den Motor wieder an und verzog sich, fuhr durch die Neustadt und dann nach Granton. Hielt am Ufer des Forth und lauschte bei heruntergekurbeltem Fenster dem Wasser und dem nächtlichen Lkw- Verkehr.
    Selbst wenn er die Augen schloss, schaffte er es nicht, die Welt auszusperren. Ja, in diesen letzten Augenblicken, bevor der Schlaf kam, waren seine Visionen am deutlichsten. Er fragte sich, was Sammy wohl träumte, ja ob sie überhaupt träumte. Rhona hatte gesagt, Sammy sei hierher gekommen, um in seiner Nähe zu sein. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wodurch er sie verdient haben sollte.
    Zurück in die Stadt auf einen Espresso in Gordon's Trattoria, dann zum Krankenhaus; zu dieser nachtschlafenden Zeit kein Problem, einen Parkplatz zu finden. Vor dem Eingang stand ein Taxi. Er ging die Korridore entlang bis zu Sammys Zimmer, stellte zu seiner Überraschung fest, dass sie nicht allein war. Sein erster Gedanke: Rhona. Das Zimmer war nur von dem wenigen Licht erhellt, das von draußen durch die Vorhänge drang. Eine Frau kniete am Bett, den Kopf auf der Decke. Er ging auf sie zu. Sie drehte sich um, das Gesicht nass von Tränen. Candice.
    Ihre Augen weiteten sich. Sie stand taumelnd auf.
    »Ich wollte sehen sie«, sagte sie leise.
    Rebus nickte. Im Halbdunkel ähnelte sie Sammy mehr denn je: gleiche Figur, ähnliches Haar, ähnliche Gesichtsform. Sie trug einen langen roten Mantel, kramte in der Tasche nach einem Papiertaschentuch.
    »Ich mag sie«, sagte sie. Wieder nickte er.
    »Weiß Tarawicz, dass du hier bist?«, fragte er. Sie schüttelte den Kopf.
    »Das Taxi draußen?«, riet er.
    Sie nickte. »Sie gegangen Kasino. Ich gesagt Kopfweh.« Sie sprach stockend, als wägte sie jedes Wort ab, bevor sie es aussprach.
    »Wird er merken, dass du weg bist?«
    Sie dachte darüber nach, schüttelte den Kopf.
    »Schlaft ihr im selben Zimmer?«, fragte Rebus.
    Sie schüttelte erneut den Kopf, lächelte. »Jake nicht mag Frauen.«
    Das war Rebus neu. Miriam Kenworthy hatte was davon gesagt, er habe eine Engländerin geheiratet... aber das konnte lediglich für die Aufenthaltsgenehmigung gewesen sein. Er erinnerte sich, wie Tarawicz Candice betatscht hatte, und begriff jetzt, dass das nur eine Schau für Telford gewesen war. Er wollte Telford zeigen, dass er seine Frauen im Griff hatte, während Telford zugelassen hatte, dass sie verhaftet und dann vom Crime Squad vereinnahmt wurde. Ein kleiner Hinweis auf Rivalität

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