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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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anderweitig umgetan. Man munkelte, er habe sich mit einer großen Nummer in Newcastle angefreundet. Keiner konnte sich an etwas Derartiges erinnern seit der Zeit, als die Kray-Brüder - berüchtigte Londoner Gangster der 1960er-Jahre -ihre Muskelmänner von »Big Arthur« in Glasgow bezogen hatten.
    In Edinburgh war er vor einem Jahr aufgetaucht und hatte sich, ganz ruhig und unauffällig, ein Kasino und ein Hotel gekauft. Dann war er plötzlich unübersehbar da gewesen, wie der Schatten einer Regenwolke. Mit der Vertreibung Davie Donaldsons hatte er Cafferty einen wohl kalkulierten Tiefschlag verpasst. Cafferty konnte jetzt entweder kämpfen oder aufgeben. Jeder wartete darauf, dass das Blut zu spritzen begann...
    Die Spielhalle nannte sich Fascination Street. Die Automaten waren eine einzige lichterblitzende Anmache, die in krassem Widerspruch zu den versteinerten Mienen der Spieler stand. Dann gab es noch Baller-Games mit riesigen Videobildschirmen und digitalen Pöbeleien.
    »Traust du dich, du Penner?«, schnarrte eines davon herausfordernd, als Rebus daran vorbeikam. Die Dinger hatten Namen wie »Todesbote« und »NecroCop«; Letzteres erinnerte Rebus daran, wie alt er sich fühlte. Er sah sich um, erkannte ein paar Gesichter, Kids, die St. Leonard's schon von innen gesehen hatten. Sie lungerten vermutlich im Randbereich von Telfords Gang herum, wo sie auf die Einberufung warteten: Pflegekinder, die darauf hofften, von der »Familie« adoptiert zu werden. Die meisten von ihnen stammten aus Familien, die gar keine waren - Schlüsselkinder, vor der Zeit erwachsen.
    Ein Kellner kam aus dem Cafe herein.
    »Wer hat das Cornedbeef-Sandwich bestellt?«
    Rebus lächelte, als sich Köpfe nach ihm umdrehten. »Cornedbeef« bedeutete Bulle. Mehr als einen kurzen Blick war er ihnen allerdings nicht wert. Wichtigere Dinge beanspruchten ihre Aufmerksamkeit. Am hinteren Ende der Spielhalle standen die wirklich großen Automaten: Miniaturmotorräder, auf denen man saß, während auf dem Videobildschirm eine Rennstrecke auf einen zuraste. Eine kleine Clique von Auserwählten stand um eine Maschine, auf der ein junger Mann in Lederjacke thronte. Keine Supermarktjacke, etwas weit Erleseneres. Beste Qualität. Blanke spitze Stiefel. Enge schwarze Jeans. Weißer Rollkragenpullover. Umgeben von katzbuckelnden Höflingen. Steely Dan: »Kid Charlemagne«. Rebus drängte sich zwischen die feindselig starrenden Zuschauer.
    »Keiner am Cornedbeef-Sandwich interessiert?«, fragte er.
    »Wer sind Sie?«, wollte der Mann auf der Maschine wissen.
    »DI Rebus.«
    »Caffertys Bulle.« Im Ton vollster Überzeugung.
    »Was?«
    »Sie und er sollen ja alte Freunde sein.«
    »Ich habe ihn eingebuchtet.«
    »Aber nicht jeder Bulle kriegt Besuchserlaubnis.« Rebus begriff, dass Telford zwar unverwandt auf den Bildschirm starrte, dabei aber sein Spiegelbild im Auge behielt. Er beobachtete ihn, redete mit ihm und schaffte es trotzdem, die Maschine unbeschadet um Haarnadelkurven zu lenken.
    »Also, gibt's ein Problem, Inspector?«
    »Ja, es gibt ein Problem. Wir haben eins Ihrer Mädchen aufgegriffen.«
    »Meiner was?«
    »Sie nennt sich Candice. Das ist auch so ziemlich alles, was wir wissen. Aber ausländische Mädchen sind mir eigentlich neu. Und Sie sind ebenfalls ziemlich neu in der Gegend.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Inspector. Ich liefere Waren und Dienstleistungen für die Unterhaltungsbranche. Unterstellen Sie mir, ich wäre ein Zuhälter?«
    Rebus streckte einen Fuß aus und ließ das Motorrad seitlich wegkippen. Auf dem Bildschirm kam es ins Schleudern und knallte gegen eine Leitplanke. Einen Augenblick später wechselte das Bild - wieder zurück zum Start des Rennens.
    »Sehen Sie, Inspector«, meinte Telford, immer noch ohne sich umzudrehen. »Das ist das Schöne an Videospielen. Nach einem Unfall kann man immer wieder neu anfangen. Ist im wirklichen Leben nicht ganz so einfach.«
    »Und was, wenn ich den Strom abstelle? Ende des Spiels.«
    Langsam drehte Telford den Oberkörper herum. Jetzt starrte er Rebus an. Von nahem wirkte er unglaublich jung. Die meisten Gangster, denen Rebus begegnet war, hatten verlebt ausgesehen, gleichzeitig unterernährt und überfüttert. Telford hatte das Aussehen eines neuen, noch nicht getesteten oder erforschten Bakterienstamms.
    »Also, was wollen Sie, Rebus? Mir was von Cafferty ausrichten?«
    »Candice«, sagte Rebus leise, und nur das leichte Zittern in seiner Stimme verriet seine Wut. Mit

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