Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

mir eins«, sagte er, »das mit dem Teddybären ... stimmt das?«
    Claverhouse nickte. »Auf dem Beifahrersitz seines Range Rover. So'n riesiges giftgelbes Ding, wie man sie auf Tombolas angedreht kriegt.«
    »Und die Geschichte dazu?«
    Ormiston wandte sich nach hinten. »Schon mal was von Teddy Willocks gehört? Mann fürs Grobe aus Glasgow. Zimmermannsnägel und Tischlerhammer.«
    Rebus nickte. »Legte man sich mit dem Falschen an, kam Willocks mit der Werkzeugtasche vorbei.«
    »Aber dann«, fuhr Claverhouse fort, »legte sich Teddy mit irgendeinem George-Gangster an. Telford war jung, erst dabei, sich einen Namen zu machen, und er wollte sich unbedingt mit besagtem Geordie gut stellen, also hat er Teddy umgelegt.«
    »Und deswegen hat er immer einen Teddybären dabei«, erklärte Ormiston. »Damit's keiner vergisst.«
    Rebus dachte nach. Geordie bedeutete »Newcastler«, »aus Newcastle«. Newcastle, mit seinen vielen Brücken über dem Tyne...
    »Newcastle«, sagte er leise und beugte sich nach vorn.
    »Was ist damit?«
    »Vielleicht war Candice dort. Ihre ›Stadt der Brückend Sie könnte uns vielleicht helfen, Telford mit diesem Geordie-Gangster in Verbindung zu bringen.«
    Ormiston und Claverhouse sahen sich an.
    »Sie wird eine sichere Bleibe brauchen«, sagte Rebus. »Geld, einen Ort, wo sie anschließend hinkann.«
    »Einen Heimflug erster Klasse, wenn sie uns hilft, Telford festzunageln.«
    »Ich hab so meine Zweifel, dass sie wieder nach Hause möchte.«
    »Das wird sich zeigen«, meinte Claverhouse. »Als Erstes müssen wir mit ihr reden.«
    »Sie werden einen Dolmetscher brauchen.«
    Claverhouse starrte ihn an. »Und selbstverständlich haben Sie genau den richtigen Mann an der Hand...«
    Sie schlief in ihrer Zelle, unter der Decke zusammengerollt, so dass nur ihr Haar zu sehen war. The Mothers of Invention: »Lonely Little Girl«. Die Zelle befand sich im Frauentrackt. Rosa und blau gestrichen, eine Planke zum Schlafen, die Wände mit Graffiti bedeckt.
    »Candice«, sagte Rebus leise und berührte ihre Schulter. Sie schreckte hoch, als hätte er ihr einen Stromstoß verpasst. »Alles in Ordnung, ich bin's, John.«
    Ihr flackernder Blick konzentrierte sich erst allmählich auf ihn. »John«, sagte sie. Dann lächelte sie.
    Claverhouse war weggegangen, um ein paar Telefonate zu erledigen, Dinge zu regeln. Ormiston stand in der Tür und musterte Candice. Nicht dass er als besonders wählerisch bekannt gewesen wäre. Rebus hatte versucht, Colquhoun zu Hause zu erreichen, aber es hatte niemand abgenommen. Also teilte er ihr jetzt durch Gesten mit, dass sie sie woandershin bringen wollten.
    »In ein Hotel«, sagte er.
    Das Wort gefiel ihr nicht. Sie sah von ihm zu Ormiston und dann wieder zu ihm zurück.
    »Es ist schon okay«, sagte Rebus. »Nur zum Schlafen, wo Sie in Sicherheit sind. Nix Telford, nichts dergleichen.«
    Sie schien sich zu entspannen, stand auf und blieb vor ihm stehen. Ihre Augen schienen zu sagen: Ich werde dir vertrauen, und wenn du mich enttäuschst, werde ich nicht überrascht sein.
    Claverhouse kam zurück. »Alles geregelt«, sagte er und richtete seine Aufmerksamkeit auf Candice. »Sie spricht kein Englisch?«
    »Jedenfalls nicht so, wie in besseren Kreisen üblich.«
    »In dem Fall«, sagte Ormiston, »dürfte sie bei uns bestens aufgehoben sein.«
    Drei Männer und eine junge Frau in einem dunkelblauen Ford Orion, der in südlicher Richtung die Stadt verließ.
    Es war mittlerweile nach Mitternacht, schwarze Taxis patrouillierten durch die Straßen. Studenten quollen aus Pubs.
    »Die werden von Jahr zu Jahr jünger.« Claverhouse: nie um eine Plattitüde verlegen.
    »Und immer mehr von ihnen fangen danach bei uns an«, kommentierte Rebus.
    Claverhouse lächelte. »Ich meinte die Nutten, nicht die Studenten. Letzte Woche haben wir eine aufgegriffen, die meinte, sie war fünfzehn. Wie sich dann rausstellte, war sie zwölf, von zu Hause abgehauen. Tat ganz erwachsen.«
    Rebus versuchte sich an die zwölfjährige Sammy zu erinnern. Er sah sie verängstigt, in den Klauen eines Irren, der einen Hass auf Rebus hatte. Sie hatte anschließend schlimme Albträume gehabt, bis ihre Mutter mit ihr nach London zog. Ein paar Jahre später rief Rhona Rebus an, um ihm mitzuteilen, dass er Sammy ihre Kindheit geraubt habe.
    »Wir sind angemeldet«, erklärte Claverhouse. »Keine Sorge, wir haben das Hotel schon zu anderen Gelegenheiten benutzt. Es ist perfekt.«
    »Sie wird was zum Anziehen