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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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»Irgendein Zugereister.
Nein, darum soll sich mal schön jemand anderes kümmern.«
    »Genau«, stimmte Wagner zu und versenkte das Blatt auf einem wieder
anderen Stapel. »Außerdem ist der Mann Journalist. Und wer will schon mit Journalisten
zu tun haben?«
    »Ich ganz bestimmt nicht«, murmelte der Hauptkommissar, stand auf,
und stellte seine benutzte Kaffeetasse in eine kleine Plastikwanne. Danach machte
er sich auf den Weg zur Tür.
    »Mach’s gut, Paul«, gab der Pressesprecher ihm hinterher und griff
zum Telefon, das zu klingeln angefangen hatte.
    »Ja, du auch, Uwe. Und lass dich nicht …«, wollte Lenz seinem Kollegen
noch eine kleine Lebensweisheit mit in den Tag geben, verstummte jedoch urplötzlich.
    »Ein Journalist, sagst du?«
    Wagner war mit seinen Gedanken schon so weit weg, dass er keine Ahnung
hatte, was sein Freund noch von ihm wollte.
    »Was?«, murmelte er und stoppte die Bewegung, die den Hörer an sein
Ohr führen sollte.
    »Was ist das für ein Journalist, von dem du eben geredet hast?«
    »Ja«, brummte Wagner kopfschüttelnd in die Sprechmuschel und lauschte
ein paar Augenblicke.
    »Ich rufe Sie gleich zurück, Herr Meier«, erklärte der Pressesprecher
dem Anrufer und legte den Hörer zurück.
    »Was willst du noch von mir?«, fragte er Lenz .
    »Was das für ein Journalist ist, der letzte Nacht vermöbelt wurde.«
    »Du willst doch nicht wirklich mit dieser Geschichte dein Ego aufpolieren?«,
gab Wagner irritiert zurück und kramte erneut nach der Meldung. »Der Geschädigte
heißt Stemmler. Per Stemmler. Liegt vermutlich im Klinikum, wenn ich dem Bericht
der Kollegen trauen kann. Aber warum …?«
    Weiterzusprechen lohnte sich nicht, weil Lenz schon durch die Tür verschwunden
war.
    »Ich melde mich später bei dir, Uwe«, hörte Wagner noch leise vom Flur.
     
    *
     
    »Per Stemmler liegt tatsächlich auf Station C10 im Klinikum«, informierte
Hain seinen Chef und warf den Hörer des Telefons zurück auf die Gabel. »Aber vielleicht
ist das auch nur ein dummer Zufall«, gab der Oberkommissar zu bedenken.
    »Am Arsch hängt der Hammer. Erst taucht der Typ am Tatort auf, in der
Nacht darauf wird er verprügelt, und das soll Zufall sein? Das kannst du deiner
Großmutter verklickern.Wir fahren jetzt dort hin und fühlen dem Typen auf den Zahn.«
    »Du hättest wenigstens die Meldung der Kollegen von Uwe mitbringen
können«, nölte Hain im Treppenhaus.
    »Das hätte ich auf jeden Fall machen können, aber ich wollte es nicht.«
    »Warum das denn?«
    »Weil ich genau weiß, dass wir all das, was da drin steht, ohnehin
noch mal konkret erfragen müssen. Also brauche ich mir doch gar nicht erst die Mühe
zu machen, mich damit abzugeben.«
    »Auch wieder wahr.«
    In der Innenstadt hatte mittlerweile starker Schneefall eingesetzt,
auch dadurch begünstigt, dass es einige Grade wärmer geworden war. Hain lenkte den
Wagen vorsichtig durch die mehr schlingernden als geradeaus fahrenden Fahrzeuge
um ihn herum und war froh, als er den MX5 ohne Blessuren auf den Parkplatz des Klinikums
bugsiert hatte.
    »Vielleicht sollte ich mir irgendwann wirklich mal ein Winterauto kaufen«,
wärmte er ein Thema auf, mit dem er seit Jahren jeweils im Herbst, wenn die Tage
kürzer und das Wetter schlechter wurde, hausieren ging.
    »Das glaube ich erst, wenn ich drin sitze, Thilo«, winkte Lenz ab,
weil er wusste, wie heiß und innig sein Kollege das kleine Cabrio liebte. Auch im
Winter.
    Kurze Zeit später hatten die beiden Beamten sich zu dem Krankenzimmer
durchgefragt, in dem Per Stemmler lag, und klopften an der Tür. Von innen erklang
ein leises, heiseres Herein.
    »Tag, Herr Stemmler«, begrüßte Hain den Mann in dem einsamen Bett in
der Mitte des Zimmers freundlich. »Schön haben Sie es hier.«
    Stemmler drehte seinen Kopf zur Seite und sah demonstrativ aus dem
Fenster, doch seine Hände zitterten dabei sichtbar. Lenz taxierte kurz die Verletzungen
in seinem blau angelaufenen und von Schürfwunden gezeichneten Gesicht. Von der arroganten
Attitüde des coolen Mannes mit den Cowboystiefeln, die den Kommissaren beim letzten
Aufeinandertreffen im Flur des Mordhauses so auf die Nerven gegangen war, war nichts
mehr zu bemerken.
    »Na, Sie hat es aber ganz schön erwischt«, bemerkte der Oberkommissar
mit süffisantem Grinsen. »Wer war das denn?«
    Der Journalist bewegte den Kopf vorsichtig in die Richtung der beiden
Polizisten. »Bearbeiten Sie den Fall?«
    »Wenn Sie es unbedingt wollen«, erwiderte Hain,

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