Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
Vom Netzwerk:
vertuschen, wie auch immer, er war jedenfalls weg.
    Atilla beruhigte sich etwas, warf einen Blick nach hinten zu der bewusstlosen Frau, dann zu Niklas und Jimmy, die sofort ihr Flüstern einstellten und schließlich zu Alex, der hochkonzentriert, die Fahrbahn fest im Blick hatte und den Wagen in Bewegung setzte.
    Atilla hatte den Richtigen ans Steuer gesetzt, keine Frage, Alex würde sie heimbringen, Blitzeis hin oder her. Das Absurde war nur, dass er statt schnell und geschickt, nun langsam und geschickt fahren musste, was allerdings eine beinah größere Herausforderung darstellte.
    Und das mit der Frau, na ja, da mussten sie sich noch was einfallen lassen.
    Sie erreichten unbehelligt die Sonnenallee und fuhren weiter.
    Mit Sicherheitsabständen zu anderen Wagen, besonders vor Kreuzungen, die Route zurück zum Quartier nun auf die Hauptstraßen verlegt, trotz Eile in quälendem Schritttempo und so sehr angespannt, dass die Adern an seinen Schläfen hervortraten, fuhr Alex die Gang, ihren bedauerlichen Kollateralschaden und außerdem einen Haufen Ängste, Hoffnungen und Illusionen aus der unmittelbaren Gefahrenzone heraus in Richtung Sicherheit. Schweigend ertrug er seine kakofonischen Gedanken, denen er hilflos ausgeliefert war.
     
    Die verletzte, bewusstlose Frau in ihrem Wagen kam ihnen so unwirklich vor wie eine Geistererscheinung, über die man nicht reden durfte, eine böse kollektive Halluzination wie bei einem schlechten Drogenrausch, eine unbedeutende Randfigur in einer dilettantisch erzählten, fiktiven Geschichte, bis sie … tja, stöhnend … zu sich kam und sich mit großer Kraftanstrengung aufrichtete.
    Nein, kein Geist, Jungs! Ganz sicher kein Geist!
    Selin war zuerst desorientiert, bemerkte aber umgehend, dass sie sich in einem fahrenden Wagen befand, dass ihr linkes Bein schmerzte und fremde Typen vor und hinter ihr saßen und sie befangen anstarrten, als wäre sie ein notgelandeter Alien oder sonst irgendetwas Unbegreifliches.
    Sie fasste sich an den Kopf, der von stechenden Schmerzwellen heimgesucht wurde. Mit dieser Art Kopfschmerz hatte sie bisher keine Erfahrungen gesammelt.
    Atilla räusperte sich laut und versuchte sie möglichst freundlich anzulächeln.
    »Sie, also … haben Sie keine Angst, wir tun Ihnen nichts, wir … Sie brauchen Hilfe, weil Sie … hatten einen Unfall …«
    Selin sah ihn reglos an, wartete auf irgendeinen Impuls oder eine Erinnerung. Und ja, nun erinnerte sie sich: Sie war von einem großen Auto erfasst worden, es musste ein Auto gewesen sein, was sie … von den Beinen gefegt hatte. Sie war auf dem Asphalt geschlittert, hatte einen fürchterlichen Schmerz verspürt, und dann war plötzlich alles schwarz. Sie musste das Bewusstsein verloren haben.
    Dass sie kurz mal zu sich gekommen war, hatte ihr Gedächtnis gelöscht, nicht aber, dass sie eine Tasche bei sich gehabt hatte … mit Geldscheinen drin … einem Haufen Geld … Geld aus dem Kästchen, das Notgeld aus dem Kästchen ... Sabri … das Blut … sie war U-Bahn gefahren …
    »Wo ist …?«
    Selin begann, hektisch zu suchen, tastete die Sitzbank nach allen Seiten ab, versuchte, in den Fußraum zu greifen, ließ es aber sofort sein, als ein Schmerzschauer durch ihren Körper fuhr, biss die Zähne zusammen und atmete vorsichtig aus.
    »Ihre Tasche ist hier«, sagte Atilla schnell, froh darüber, ihr inmitten ihres Elends etwas Freudiges mitteilen zu können. Er beugte sich etwas vor, zog Selins Umhängetasche hervor und hielt sie ihr hin. Selin griff hastig danach und presste sie, misstrauisch um sich blickend, an ihren Körper, ließ dann ihre rechte Hand hineingleiten und tastete sich nervös durch den Inhalt. Ein Glück! Sie erspürte die Geldscheine, ihr Portemonnaie, ihren Pass, ihren Ausweis, die Slips, alles war noch da. Sie zog die Hand erleichtert wieder heraus, wandte den Kopf nach hinten zu Jimmy und Niklas, die ihr betreten zunickten und schnell den Blick senkten, um sie nicht noch mehr zu beunruhigen. Dann blickte sie wieder nach vorn und direkt in Alex‘ Augen im Rückspiegel, die im selben Augenblick wegsahen.
    Selin sah aus dem Fenster. Sie fuhren ganz langsam durch Straßen, die ihr nicht bekannt vorkamen, aber auch nicht richtig fremd. Wer waren diese Typen und wo fuhren sie hin? Wie spät mochte es sein? Sie bekam das Gefühl, in einem völlig irrsinnigen Film gelandet zu sein, doch sie verspürte - was sie bemerkenswert fand - keinerlei Angst … Womöglich wusste sie nicht, wovor sie sich

Weitere Kostenlose Bücher