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RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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ihn, dann an tausend andere Dinge, auch an Sylvie, dann wieder an ihn, fühlte sich wohl in der Bettwäsche, die wie frisch bezogen duftete und sich auch so anfühlte, freute sich, wenn sie ein leises Knistern oder Rascheln von unten hörte, ließ es nur widerständig zu, dass die Müdigkeit sie überwältigte, wollte noch mitkriegen, wie er sich eine Etage unter ihr ins Bett legte, schlief leider vorher schon ein, träumte dafür einen superschönen Traum, wo sie bäuchlings auf einer Wolke lag und über eine atemberaubend schöne Schneelandschaft schwebte und die ganze Zeit dabei dachte, wenn sie jetzt runterfiele, würde sie weich aufkommen.
    Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war er fort.
     
    »Ach, hat er Ihnen gegenüber nichts erwähnt? Er musste dringend ein paar Bankangelegenheiten klären. Da ist er äußerst geflissentlich, unser guter Junge, und ich bin wirklich sehr froh, dass er mir diese Dinge abnimmt, wissen Sie?« Sylvie lugte vorsichtig über den runden Brillenrand zu Selin, die gerade einen Schluck von ihrem Kaffee nahm, und fragte sich, warum sie dieser jungen Frau gegenüber so mitteilsam war. Vielleicht weil Alex ihr vertraute? Vielleicht ...
    Sie saßen gemeinsam in der Küche an einem mit viel Liebe zum Detail gedeckten Frühstückstisch. Draußen war es schon taghell. Der Duft von getoastetem Weißbrot durchzog den ganzen Raum. Auf dem Tisch standen kleine Schälchen mit Marmelade und Honig, jedes hatte sein eigenes Löffelchen, was Selin irgendwie rührend fand. Ein runder Wurst- und Käseteller, der mit Cherry-Tomaten dekoriert war, stand in der Mitte. Die schwere Butterdose war aus weißem Porzellan, auf dem Weihnachtssterne aufgemalt waren, und passte zu den Frühstückstellern und Tassen. Rote Servietten waren zu Dreiecken geformt und lagen griffbereit am Platz.
    »Geht es heute mit der Erkältung besser?«, fragte Selin, nicht bloß, um irgendetwas gesagt zu haben, sondern weil Sylvie tatsächlich schon viel gesünder aussah als am Abend zuvor. Sie schniefte und schnäuzte sich kaum mehr und hatte sich, wie Selin fand, adrett zurechtgemacht: Ihre grauen Haare wurden von einem silbernen Haarreif zurückgehalten, was sie jugendlich aussehen ließ.
    »Danke der Nachfrage, das ist nett von Ihnen! In der Tat geht es mir heute besser«, sagte sie und lächelte freundlich.
    Sie trug heute einen roten Rollkragenpullover und dunkelblaue Jeans, statt der schwarzen undefinierbaren Kleidung vom Vortag. Ihr äußerer Eindruck verwirrte Selin. Wie konnte sie gleichzeitig alt und doch wieder so jung wirken?
    Es rutschte ihr spontan raus: »Frau Böller, ich meine, Sylvie ... Kann ich fragen, wie alt sie sind?«
    Sylvie hatte die Frage vernommen, kaute aber erstmal ihren Bissen zu Ende und schluckte ihn mit einem kleinen Gluckser herunter. Dachte zwischenzeitlich natürlich über die Frage nebst Antwort gründlich nach.
    »Was schätzen Sie denn, Liebchen?«
    Oh! Damit hatte Selin nicht gerechnet. Was sollte sie jetzt sagen? Irgendetwas zwischen vierzig und fünfundsechzig?
    »Ich bin sehr schlecht darin, ich meine, ich hab keinen Blick für das Alter von Menschen«, versuchte sie sich herauszureden.
    »Na, los, trauen Sie sich schon«, forderte Sylvie sie auf, wedelte dabei mit ihrer feingliedrigen Hand in der Luft herum. »Keine Angst, ich bin nicht besonders eitel.«
    Sylvies braune Augen warteten erwartungsvoll auf eine Zahl. Selin stöhnte ratlos, aber nun gab es kein Zurück mehr. Nachdenklich kräuselte sie die Stirn, als wäre sie in einer Quizshow. »Da Alex vierundzwanzig ist, schätze ich mal, ähm ... dass Sie so ungefähr Mitte vierzig sind?«
    Wäre meine Mutter noch am Leben, wäre sie jetzt genau achtundvierzig Jahre alt , schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Wie hätte sie heute wohl ausgesehen? Selin spürte einen schmerzvollen Stich in der Brust. Bestimmt wunderschön , dachte sie noch, dann verzogen sich ihre Mundwinkel traurig nach unten und ihr Blick senkte sich langsam, als würde er untergehen wie eine schwarze Sonne.
    »Sehen Sie, Sie sind sehr nah dran!«, rief Sylvie auf einmal so übertrieben heiter aus, dass Selin aufgeschreckt um sich sah.
    »Ich bin nur einen Tick älter als ihre Schätzung, nämlich genau achtundvierzig! Ja, ja, die Jahre vergehen schnell, nicht wahr? Das merken Sie jetzt sicher noch nicht so wie ich, aber je älter man wird, glauben Sie mir, desto schneller rinnen die Körnchen durch den schlanken Hals der Sanduhr. Und ehe man es sich versieht,

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