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- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

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Titel: - Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Blakley-Cartwright , David Leslie Johnson
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dem Waschbrett gewalkt hatte, hatte sie dann seine Hände auf ihren gespürt? Die Seele war ein Irrgarten, und so hatte
bestimmt das eine oder andere, was Lucie oder sie getan hatten, bei Suzette ein kristallklares Bild von Adrien heraufbeschworen. Valerie versuchte, sich die Erinnerungen vorzustellen, die ihre Mutter an ihren Geliebten hatte, jene, die sie in einem Geheimfach aufbewahrte, zu dem nur sie den Schlüssel hatte. Dinge, von denen nur sie und Adrien wussten und von denen Adriens Hälfte jetzt in den Höhlen von Mount Grimmoor geblieben war.
    Valerie spürte, wie ihr das Blut in den Adern stockte. Das konnte nicht sein. Und doch war es möglich. Eins fügte sich ins andere.
    Sie hatte den Beweis die ganze Zeit vor Augen gehabt und nur deswegen nichts bemerkt, weil sie nicht genau hingesehen hatte.
    Und mit dieser Erkenntnis stieg ein neuer Verdacht in ihr auf. »Weiß Papa Bescheid?«, fragte sie, und die eigene Stimme kam ihr fremd vor.
    »Nein.« Suzette sah ihre Tochter flehentlich an. »Versprich mir, dass du es ihm nicht sagen wirst.«
    Sie blickte forschend in Valeries Gesicht und beruhigte sich. Sie sah ihrer Tochter an, dass sie alles tun würde, um ihrem Vater Kummer zu ersparen.
    »Aber ich möchte, dass du eines weißt«, sagte sie und wurde sehr ernst. »Er war nicht so, dass ich deinen Vater nicht lieben konnte. Nur habe ich Adrien schon vorher geliebt.«
    Valerie empfand Mitleid mit ihrer Mutter. Mit einem Mal fühlte sie sich älter – als hätte sie ihre Kindheit verloren. Ihr war, als könnte sie das Leben ihrer Mutter aus der Vogelperspektive sehen, als könnte sie eine Karte davon zeichnen und sehen, wo ihr Weg in die Irre geführt hatte. Sie konnte
sich nicht helfen, aber sie hatte das Gefühl, dass ihre Mutter eine falsche Wahl getroffen hatte, als sie ihren Vater heiratete.
    Tränen traten ihr in die Augen. Ihr Vater und ihre Mutter taten ihr leid.
    Noch bevor Valerie etwas erwidern konnte, schoss eine prachtvolle schwarze Kutsche an ihr vorüber. Sie war elegant und hatte etwas Düsteres. Sie kam aus der Außenwelt.
    Pater Auguste kam schreiend aus dem Kirchhof auf die Straße gelaufen.
    »Er ist da!«

Kapitel 14
    B rav!«, knurrte der Kutscher, als die Pferde der schwarzen Kutsche zum Stehen kamen.
    Im nächsten Moment hörte Valerie donnernden Hufschlag und ein Dutzend finster dreinblickender Soldaten ritt auf mächtigen Hengsten heran. Ihre Waffen blitzten in der Nachmittagssonne. Ein maskierter Schütze saß auf einer herrlichen weißen Stute. Er trug einen schweren Helm und über der Schulter eine große Armbrust. Der Furcht einflößende Reitertrupp zog einen riesigen, mit Rollen versehenen Elefanten aus Eisen und mehrere Wagen hinter sich her, die mit ihrer Ausrüstung beladen waren: Waffen, Büchern, wissenschaftlichen Instrumenten und sonstigen Utensilien. Der Elefant war einfach gestaltet und klobig, mit schlangenartig eingerolltem Rüssel und drohend blickenden Augen. Valerie sah den anderen Dorfbewohner an, dass sie sich fragten, welchem Zweck er wohl diente. Es wollte nicht zu diesen großen Männern passen, dass sie ein Spielzeug mitbrachten. Sie bemerkte eine Klapptür an seinem eisernen Bauch und erschauderte.
    Valerie entdeckte ihre Freundinnen, doch bevor sie zu ihnen hinübergehen konnten, hatte der Trupp auf dem Platz
haltgemacht. Sie nickte Roxanne zu, doch Rose und Prudence schienen sie nicht bemerkt zu haben. Oder sie nahmen ihr die Verlobung übel.
    Der Kutscher wirkte etwas mitgenommen von der schnellen Fahrt über die holprige Straße. Offenkundig waren sie lange unterwegs gewesen, und die stolzen Rosse blickten, als seien sie der Welt überdrüssig, und stampften ungehalten. Das Klirren ihres Zaumzeugs war das einzige Geräusch, als die Menge, die bereits auf den Platz geströmt war, in erwartungsvollem Schweigen verharrte.
    Frauen spähten von Veranden herunter und hinter Vorhängen hervor und versuchten zu erkennen, was sich hinter den kreuzförmigen Eisengittern an den Kutschenfenstern verbarg. Die Schenke hatte sich geleert, und die Männer warteten ab, ob der Neuankömmling seinem Ruf auch gerecht wurde. In Daggorhorn war man Enttäuschungen gewohnt.
    Peter stand ganz in Valeries Nähe, aber sie blickten einander nicht an. Es war gut, dass es so viel anderes zu sehen gab.
    Sie war zu der Einsicht gelangt, dass es das Risiko nicht wert war. Nun, da sie von dem heimlichen Kummer ihrer Mutter wusste, von der Wunde, die ihr die Liebe geschlagen hatte,

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