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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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unbestimmte Hoffnung war es auch nicht«, sagte sie. »Ich habe Caroline nicht wiedergesehen, seit sie Sie das letzte Mal abgeholt hat. Ich wußte überhaupt nicht, daß sie eine Tochter hatte. Sie hat sie nie hierher gebracht.«
    »Erzählen Sie mir von ihr«, sagte ich. »Wie war sie?«
    »Caroline? So schön, daß jeder sie in den Arm nehmen wollte. Strahlend und voller Heiterkeit. Sie konnte jeden um den kleinen Finger wickeln. Aber …« Sie hielt inne.
    »Aber was?« sagte ich. »Sie können ganz offen sein. Sie ist seit zwölf Jahren tot, und Sie können meine Gefühle nicht verletzen.«
    »Na ja … sie hat Drogen genommen.« Samantha sah mich ängstlich an und schien erleichtert, als ich nickte. »Kokain, LSD, Haschisch. So ungefähr alles. Hat gespritzt, geschluckt und geschnupft, hat alles ausprobiert. Sie hat mir gesagt, daß sie Sie nicht in der Nähe haben wollte, wenn sie und ihre Freunde high waren. Sie hat mich gebeten, ein paar Tage auf Sie aufzupassen … es wurden dann immer ein paar Wochen draus … und Sie waren so ein stilles Mäuschen … Sie waren wirklich gut zu haben. Es hat mir nie was ausgemacht, wenn sie Sie gebracht hat.«
    »Wie oft?« sagte ich langsam.
    »Wie oft sie Sie gebracht hat? Och … ein halbes dutzendmal. Das erste Mal waren Sie ungefähr vier … und beim letztenmal vielleicht acht. Ich habe ihr gesagt, daß ich Sie nicht mehr nehmen könnte, weil Clare unterwegs war.«
    »Ich war Ihnen immer dankbar«, sagte ich.
    »Wirklich?« Sie schien erfreut. »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie sich daran erinnern … aber Sie müssen sich ja wohl erinnert haben, sonst wären Sie nicht hier.«
    »Haben Sie eine gewisse Chloe oder Deborah oder Miranda gekannt?« sagte ich.
    »Deborah Baederbeck? Die nach Brüssel gezogen ist?«
    »Ich weiß nicht.«
    Samantha schüttelte zweifelnd den Kopf. »Sie weiß bestimmt nichts über Amanda. Sie muß jetzt schon … na … fünfundzwanzig Jahre in Brüssel sein.«
    Clare kochte Tee, und ich fragte Samantha, ob meine Mutter ihr je etwas über meinen Vater erzählt hatte.
    »Nein, nichts«, sagte sie bestimmt. »Ein absolutes Tabuthema. Sie sollte abtreiben und hat es nicht getan. Hat zu lange gewartet. Typisch Caroline, durch und durch verantwortungslos.« Sie schnitt eine Grimasse. »Sie wären ja wohl nicht hier, wenn sie getan hätte, was sie ihrem alten Drachen von Mutter versprochen hatte.«
    »Sie hat’s wieder wettgemacht, indem sie meine Geburt nicht amtlich gemeldet hat.«
    »Ach Gott.« Sie kicherte beifällig. »Das ist wirklich typisch Caroline. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Ich kannte sie seit Jahren. Wir hatten der Schule noch nicht lange den Rücken gekehrt, als Sie ihr angedreht wurden.«
    »Hat sie damals Drogen genommen? In der Schule?«
    »Du lieber Himmel, nein.« Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Danach. Wir haben alle Drogen genommen. Also nicht sie und ich zusammen. Aber unsere Generation … wir haben’s alle ausprobiert, denke ich mir, zu irgendeinem Zeitpunkt, als wir jung waren. Hauptsächlich Marihuana.«
    Clare sah verwundert drein, als täten Mütter so etwas nicht.
    Ich sagte: »Kannten Sie die Freunde, mit denen sie auf die Trips gegangen ist?«
    Samantha schüttelte den Kopf. »Ich habe nie welche davon kennengelernt. Caroline hat immer von Freunden gesprochen, in der Mehrzahl, aber ich habe mir immer einen Freund, einen Mann vorgestellt.«
    »Nein«, sagte ich. »Manchmal waren es mehrere. Leute, die in einem von blauem Dunst erfüllten Zimmer halb schlafend auf Kissen auf dem Fußboden rumlagen. Alles überaus friedlich.«
    Mit diesen Leuten verband ich die Wörter ›Dreiblatt‹ und ›Gras‹ und ›Joint‹, die nie das bedeuteten, was mein kindliches Gemüt dahinter vermutete, und einer von ihnen hatte mir einmal eine Zigarette gegeben und mich genötigt, den Rauch zu inhalieren. Zieh es dir in die Lunge, hatte er gesagt, und halt dann die Luft an und zähl bis zehn. Ich hatte den ganzen Rauch ausgehustet, bevor ich bis zwei gekommen war, und er hatte gelacht und mich aufgefordert, es noch einmal zu probieren. Drei oder vier kleine Züge hatte ich damals genommen.
    Das Ergebnis, von dem ich später hin und wieder eher träumte, als mich daran zu erinnern, war ein großes Gefühl der Ruhe und Gelassenheit. Entspannte Glieder, ruhiger Atem, leichter Kopf. Meine Mutter war nach Hause gekommen und hatte mich geohrfeigt, was alles zunichte machte. Der Freund, der mich eingeweiht hatte, tauchte

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