Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
Vom Netzwerk:
Sportreportern zurück, und während ich bei meinem Haken auf der Bank saß und darauf wartete, daß meine Kräfte langsam zurückkehrten, kam ich zu einem Entschluß, was mit Elgin Yaxley zu tun war.
     
    Ich hatte mir in den letzten zwei Wochen angewöhnt, nicht nur meine zwei Lieblingskameras im Auto mitzunehmen, sondern auch die Fotos, die ich offenbar ständig brauchte. Lance Kinships Abzüge waren da, obwohl er selbst nicht aufgetaucht war, desgleichen die vier, die Yaxley betrafen. Gleich nach dem großen Rennen ging ich hinaus und holte sie.
    Das zweite Pferd, das ich für Harold reiten sollte, war ein junger Hurdler im letzten Rennen, und weil so viele Starter gemeldet hatten, war es in zwei Durchgänge aufgeteilt worden, so daß das letzte Rennen an diesem Tag das siebte und nicht das sechste war. So blieb mir gerade genug Zeit für mein Vorhaben.
    Es war nicht schwer, Elgin Yaxley zu finden, es war nur kompliziert, ihn von Bart Underfield loszueisen.
    »Kann ich Sie mal kurz sprechen?« sagte ich zu Yaxley.
    »Sie werden unsere Pferde nicht reiten«, sagte Bart Underfield herrisch. »Verschwenden Sie also nicht Ihre Zeit mit Fragen.«
    »Sie können sie gern behalten«, sagte ich.
    »Was wollen Sie dann?«
    »Ich möchte Mr. Yaxley etwas ausrichten.« Ich wandte mich an Yaxley. »Es ist privat, nur für Ihre Ohren bestimmt.«
    »Na schön.« Er war ungeduldig. »Warten Sie in der Bar auf mich, Bart.«
    Bart brummelte und beschwerte sich, ging aber schließlich.
    »Kommen Sie lieber da rüber«, sagte ich zu Elgin Yaxley und wies mit dem Kopf zu dem Rasenfleck neben dem Eingangstor, abseits der Riesenmenge mit ihren großen Ohren und neugierigen Augen, die zu dem Spitzenrennen erschienen war. »Es wird Ihnen lieber sein, wenn niemand mithört.«
    »Was, zum Teufel, soll das Ganze?« sagte er verstimmt.
    »Eine Botschaft von George Millace«, sagte ich.
    Seine scharfen Gesichtszüge erstarrten. Sein schmaler Schnurrbart sträubte sich. Aus der Selbstgefälligkeit wurde wilde, nackte Angst.
    »Ich habe ein paar Fotos«, sagte ich, »die Sie vielleicht gerne sehen würden.«
    Ich übergab ihm den Pappumschlag. Dieses zweite Mal schien es leichter, den Schlag zu landen, dachte ich. Möglicherweise wurde ich langsam abgebrühter … oder vielleicht mochte ich Elgin Yaxley einfach nicht. Völlig mitleidslos sah ich zu, wie er den Umschlag öffnete.
    Erst wurde er blaß, dann rot, und große Schweißperlen traten wie Blasen auf seine Stirn. Er sah sich die vier Bilder an und hatte die ganze Geschichte vor sich: das Treffen im Café, die zwei Briefe von George und die vernichtende Notiz des Farmers David Parker. Er hob den Blick, sah mich aus gebrochenen, ungläubigen Augen an und hatte große Mühe, die Sprache wiederzufinden.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte ich. »Es ist sicher ein großer Schock für Sie.«
    Er bewegte wie zur Probe die Lippen, brachte aber kein Wort hervor.
    »Eine beliebige Anzahl von Kopien könnte an die Versicherung und die Polizei und so weiter gehen«, sagte ich.
    Er brachte ein ersticktes Stöhnen zustande.
    »Es gibt noch einen anderen Weg«, sagte ich.
    Er brachte seinen Kehlkopf und seine Zunge dazu, ein einziges heiseres, unerquickliches Wort zu formen: »Schwein.«
    »Mhm«, sagte ich. »Der Weg von George Millace.«
    Noch nie hatte mich jemand so voller Haß angeblickt, und ich fand es entnervend. Aber ich wollte einfach herausfinden, was George zumindest von einem seiner Opfer erpreßt hatte, und hier lag meine beste Chance.
    Ich sagte klipp und klar: »Ich will das gleiche wie George Millace.«
    »Nein.« Es war eher ein Wimmern als ein Schrei. Voller Entsetzen, ohne jede Hoffnung.
    »Doch«, sagte ich.
    »Das kann ich mir nicht leisten. Ich hab’s nicht.«
    Die Furcht in seinen Augen war kaum zu ertragen, aber ich spornte meine schwindende Entschlossenheit mit dem Gedanken an fünf erschossene Pferde an und sagte noch einmal: »Das gleiche wie George Millace.«
    »Nicht zehn«, sagte er wild. »Ich habe nicht so viel.«
    Ich starrte ihn an. Er mißverstand mein Schweigen und brabbelte drauflos, fand seine Stimme in einem Schwall bettelnder, flehender, beschwörender Worte wieder.
    »Sie wissen doch, daß ich Unkosten hatte. Es war alles nicht einfach. Können Sie mich nicht in Ruhe lassen? Lassen Sie mich bitte in Ruhe. George hat gesagt, es ist mit dem einen Mal abgetan … und jetzt kommen Sie … Also gut, fünf?« sagte er angesichts meines fortgesetzten Schweigens.

Weitere Kostenlose Bücher