Regenbogen-Welt (German Edition)
entgegentreten. Immerhin hatten
sie Iman, Kupfergesicht und Sunseray auf ihrer Seite. Und die Heiligen Leute,
die sie begleiteten.
Saha ergriff Barbs Hand und zog die Freundin zur Seite. „Wir
müssen näher an den Mondberg heran, Barb!”, sagte sie eindringlich.
„Ich weiß!” Barbs Stimme klang heiser vor Erregung.
Ohne es zu merken, gingen sie Hand in Hand los. Maiitsoh war mit
zwei Sätzen bei ihnen. Hielt sie zurück. „Was soll das? Seid ihr jetzt völlig
von Sinnen?”
Saha verkniff sich eine Antwort. Schnalzte statt dessen mit der
Zunge und sah Barb verschwörerisch an. Aber die Freundin reagierte nicht. Sie
blickte den Großen Wolf an.
„Wir haben keine Zeit mehr, Maiitsoh. Wenn Sabia Deelgeed erst
einmal befreit, ist es zu spät. Wir können nicht länger warten.”
„Sie hat Recht”, trötete Dahsani und erntete erstaunte Blicke.
Sonst hielt sich das Stachelschwein immer geschickt im Hintergrund. Es hatte
nicht gerade das Zeug zum Helden. Genau genommen wussten sie, dass es keinen
größeren Angsthasen als ihn gab. Aber er machte daraus auch keinen Hehl, und
das wiederum machte ihn liebenswert. „Sie hat Recht”, wiederholte er. „Ich
schlage daher vor, dass wir uns in die Nähe der Höhle schleichen und nachsehen,
ob wir irgendwie ungesehen hineinkommen können.”
Hazee riss ihre schönen Augen auf. „Was war denn das?” Sie
kicherte. „Ein Anfall von Mut? Ich fasse es nicht. Was ist nur los mit dir? Du
wirst noch ein richtiger Held.”
Nachdem Maiitsoh eine Weile auf und ab gelaufen war, sein Blick
unruhig das Umfeld des Mondberges abgesucht hatte, gingen sie los. Maiitsoh
voran, dicht gefolgt von Kupfergesicht, Sunseray und den Anderen. Ishtar hatte
sowohl Saha als auch Barb an seine Seite genommen. Noch verdeckten Büsche sie.
Doch je näher sie dem Mondberg kamen, desto spärlicher wurden die Sträucher,
bis sie schutzlos auf den Berg zuliefen. Der schwefelige Geruch, der ihn
einhüllte, wurde immer intensiver.
„Sabia muss schon in der Nähe ihr Unwesen treiben. Deelgeed
scheint stärker geworden zu sein. Riecht ihr seinen Todeshauch?” Kupfergesicht
zog schaudernd die Schultern zusammen.
„Wie viel Macht hat Sabia eigentlich?”, wollte Shash wissen.
„Zu viel.” Sunseray seufzte. „Zuerst dringt sie in die Traumwelt
ihrer Opfer ein und dann ...”
„Nichts und dann”, unterbrach Uhura sie. „So weit dürfen wir es
gar nicht kommen lassen.”
„Das ist leichter gesagt als getan.” Kupfergesicht reckte ihre
schlanke Gestalt. „Sabia ist sehr stark.”
„Na toll”, flüsterte Saha Barb zu. „Und Iman hat sich auch noch
in Wohlgefallen aufgelöst. Gerade jetzt, wo wir ihre Hilfe so nötig haben.”
„Sie ist ebenso in der Nähe wie Sabia. Ich spüre das”, wisperte
Barb zurück.
„Wie beruhigend.” Saha schnitt eine Grimasse. „Ich hoffe, sie
taucht im richtigen Augenblick auf. Irgendwie beschleicht mich das
beunruhigende Gefühl, dass dieses Unwesen da drin sehr unangenehm werden kann.”
Saha deutete auf den Berg, dem sie sich nun schon sehr genähert hatten. Mit
jedem Schritt spürte sie das Böse mehr.
Tanzende Schatten begleiteten sie.
Sie kämpften sich bis zum Ende des Tages an den Mondberg heran.
Wagten es aber nicht, die Zauberhöhle in seinem Inneren zu betreten. Allerdings
fanden sie auch keinen Schlaf, als sie sich im Schutze der Felsausläufer
niederlegten. Deelgeeds pestilenzartiger Atem lag in der Luft. Hinderte sie am
Schlaf. Und als sie endlich in einen unruhigen Schlummer verfielen, fanden sie
keine Ruhe.
Sabia erschien ihnen.
Schön, bleich und von satanischer Arroganz. Sie beherrschte Sahas
Träume ebenso wie Barbs und Ishtars. Auch Maiitsoh blieb von ihrer
zerstörerischen Macht nicht verschont. Sabia verstand sich auf ihre
Zauberkünste und schon bald war sie die Herrscherin der Träumenden. Es gab kein
Entrinnen und auch keine Gnade. Nur tiefe Dunkelheit.
Mitten in der Nacht wurden sie alle wach. Nichts hielt sie mehr.
Warum auch das Betreten des Berginneren hinauszögern? Sabia wusste, dass sie in
der Nähe waren, bemächtigte sich bereits ihrer Traumwelt. Saha konnte sich dem
mentalen Klammergriff der Zauberin schon nicht mehr entziehen. Sie fürchtete
sich vor dem Schlaf. Denn dann schickte ihr Sabia Bilder, die ihren Schrecken
Minute für Minute steigerten. Die Vierte Welt war in Gefahr. Der Tod würde über
sie kommen. Er hatte Flügel. Grüngoldene, schuppige Drachenflügel.
Maiitsoh führte die
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