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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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war? Klar, deshalb waren sie mir so bekannt vorgekommen, weil alle drei Robert glichen. Nun, da der Groschen gefallen war sah ich, dass auch bei Morag die Ähnlichkeit  auf eine sehr enge Verwandtschaft schloss.
    Oh, wie ich diese Familie beneidete! Sie hatten einander. Wenn einer in der Klemme sass – wie hier Robert, eilten ihm die anderen zu Hilfe und machten nicht mal Halt vor einer riesigen Verpflichtung wie, vor laufender Kamera als Diener zwei Monate hinter dem grossen Bruder herzudackeln. Es war offenkundig, dass sich die Geschwister nahe standen und toll miteinander auskamen. Das Bisschen Familie, das ich mit meinen Eltern gehabt hatte, war mir vor vier Jahren endgültig geraubt worden. Aber das Gefühl unter Geschwistern, hatte ich nie kennengelernt. Es musste himmlisch sein.
    Ich war mir nicht sicher ob aus Rührung über ihr Verhältnis untereinander, ob aus Traurigkeit, weil ich meine Familie verloren hatte, oder aus einem Gefühl der Leere, weil ich nie erfahren würde, wie es war, eigene Geschwister zu haben, aus welchem Gefühl heraus auch immer – es liefen mir heisse Tränen die Wangen runter.
    „Weine nicht, er meint es doch nur gut“, versuchte Morag mich zu trösten und wischte mir mit ihrem Taschentuch übers Gesicht.
    „Ich weine doch nicht deswegen. Das macht mich eindeutig wütend, aber nicht traurig. Ich weine, weil ich keine Geschwister habe.“ An der Art, wie Morag und Grant mich betrachteten und sich gegenseitig Blicke zuwarfen sah ich, dass sie genau verstanden, was diese Gefühle bei mir ausgelöst hatte. Diese Erkenntnis, dieses neue Verständnis zwischen uns, knüpfte ein weiteres Band. Es war schön, sich ohne Worte zu verstehen.
    Nach einer Weile durchbrach ich die Stille: „Denkt Ihr, dass Ihr mich losbinden dürft, wenn ich verspreche, das Zimmer nicht zu verlassen?“
    „Natürlich nicht“, lächelte Grant. „Aber wenn ich ehrlich bin, wäre ich echt enttäuscht gewesen, wenn Sie es nicht versucht hätten, uns zu Komplizen zu machen, Countess.“
    „Wollen wir eine Partie Schach spielen?“ versuchte Morag mich abzulenken, was natürlich bei mir nicht funktionierte.
    „Warum denkt Ihr, dass er mich angebunden hat? Und warum ist er ohne Erklärung raus gestürmt?“
    Nachdenklich setzte sich Morag auf die Bettkante und neigte den Kopf auf die linke Seite, eine Geste, die ich bei Robert schon etliche Male beobachtet hatte. „Er sorgt sich um Sie, Countess. Er macht sich Sorgen um Ihre Sicherheit. Solange sie hier festgebunden sind, kann Ihnen nichts passieren.“
    „Und wohin ist er denn gegangen? Er wird doch wiederkommen, nicht wahr?“ plötzlich empfand ich leichte Panik.
    „Keine Angst“, mischte sich nun auch Grant ein, „er wird noch vor der Morgendämmerung zurück sein. Also entspannen Sie sich.“
    Mit einem lauten Seufzer gab ich mich geschlagen und überlegte, wie ich das Beste aus dieser unangenehmen Situation herausholen konnte.
    „Grant, kannst Du uns bitte etwas zu Essen besorgen?“
    „Schon unterwegs – irgendwelche Wünsche.“
    „Eigentlich nicht, bring einfach reichlich. Es sollte für die ganze Nacht reichen und falls Robert vor Mitternacht zurückkommt, ist er vielleicht auch hungrig.“
    Als Grant verschwunden war, wandte ich mich an Morag. Doch noch bevor ich den Mund aufmachte, meinte sie bestimmt, aber mit einem charmanten Lächeln: „Versucht es erst gar nicht, Eure Hoheit, auch mich könnt Ihr nicht weichklopfen. Ihr bleibt angebunden.“
    „Das wollte ich gar nicht verlangen“, begehrte ich auf, obwohl ich mit dem Gedanken gespielt hatte. „Ich wollte Dich bloss auffordern, es Dir auf meinem Bett gemütlich zu machen. Die Nacht ist noch lang und morgen wollen wir wieder fit sein.“
    Grant hatte einen riesen Berg Essen angeschleppt. Ich fragte, ob er für die Gäste unten noch etwas übriggelassen hätte.
    „Es sind einige Mäuler weniger zu stopfen“, verteidigte er sich. „Der Speisesaal war zur Hälfte leer, als ich daran vorbeiging.“
    „Ich frage mich, warum so viele Menschen hier in Panik geraten sind. Ein Unfall kann doch überall passieren.“
    „Ich habe mit den Leuten in der Küche gesprochen. Genau dieselbe Frage hat auch mich beschäftigt.“
    Nach einer kurzen Kunstpause fügte er grimmig hinzu: „Sie denken, dass sie hier nicht mehr sicher sind, weil der Schuss, den Lord Milford getroffen hat, nicht aus der Richtung des Tontaubenschiessens kam.“
    „Was?“ riefen Morag und ich wie aus einem Munde.

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