Regency Reality-Show
„Wie kann das sein? Woher kam denn der Schuss?“
„Sie wussten nichts Näheres in der Küche, sie sagten nur, dass der Fall untersucht würde.“
Nun hatte ich doch ein etwas flaues Gefühl im Magen. Hoffentlich hatte Robert recht und ich war hier im Bett sicher.
Kapitel 8
„Tobler, ich rufe aus einem Privathaus ausserhalb des Filmgeländes an. Hören Sie gut zu, ich muss gleich wieder zurück. Milford wurde von einer Kugel getroffen. Es scheint kein, ich wiederhole: kein Unfall gewesen zu sein. Er war der einzige Arzt auf dem Gelände und bei den Unfällen, die hier scheinbar absichtlich herbeigeführt werden, bin ich nicht bereit, ohne Milfords Hilfe weiter auf Lea aufzupassen. Es ist zu gefährlich. Was, wenn sie erstickt und niemand erste Hilfe leisten kann? Sie bringen bis morgen früh einen neuen Arzt hier rein und räumen endlich beim Sender auf, damit die mit den halsbrecherischen Stunts aufhören oder ich schmeiss Lea über die Schulter und trage sie raus.“
Nach diesem Redeschwall des Detektivs wurde die Leitung unterbrochen. Doch Tobler sass noch einige Minuten reglos mit dem Hörer in der Hand und dachte über die Situation nach. Es wäre wirklich das Beste, wenn Lea sofort rauskäme. Aber so wie er sie inzwischen kannte – und er kannte sie recht gut, denn er hatte fast rund um die Uhr ein Auge auf der Live-Cam – würde sie einen riesen Aufstand machen, wenn sie gegen ihren Willen weggeschleppt würde. Und das wäre kein guter Start für ihre Beziehung.
Ferdinand Tobler musste sich eingestehen, dass er sich in den letzten Tagen verliebt hatte. Verliebt in seine Enkelin, als die er Lea inzwischen sah. Es lag ihm viel daran, dass sie ihn auch mochte. Und damit durfte er ihren Willen und ihre Wünsche nicht ignorieren. Sie war eine beeindruckende Frau!
Es musste einen Weg geben, sie zu schützen.
Nach langem Überlegen rief er seinen alten Freund an und schilderte ihm die ganze Situation. Lachend war dieser rasch bereit, den Posten des Arztes in der Show zu übernehmen. Auch er kannte Lea als Gertrud vom Fernsehen und war nicht minder beeindruckt. Gerne wollte er die Gelegenheit nutzen, sie persönlich zu treffen. Da er für diesen Unfug – wie er es nannte – zu alt war, wollte er seinen Sohn zur Unterstützung mitnehmen, der ebenfalls praktizierender Arzt war, den Tobler jedoch nicht persönlich kannte.
„Fährt gleich hin. Ihr müsst spätestens zum Frühstück auf dem Filmset auftauchen, sonst ist es zu spät. Ich werde mit dem Sender alles klären.“
Nach zwei weiteren Telefonaten lehnte sich Tobler beruhigt zurück und widmete sich wieder seinem Computer, wo auf der Live-Cam zu sehen war, wie Lea aus ihrer misslichen Lage das Beste machte.
Er wäre wohl kaum so entspannt gewesen, hätte er gewusst, dass seine sorgfältig eingefädelte Strategie nicht aufgehen würde.
***
Ich nutzte meine Lage schamlos aus. Wir spielten zu dritt Schach – das heisst, die beiden anderen bewegten die Figuren auf dem Brett, weil meine Hände festgebunden waren und ich kommentierte jeden ihrer Züge mit Spott und Häme. Sie wiederum getrauten sich nicht, mich zu schelten, weil sie mich um jeden Preis bei Laune halten wollten, was mich nur dazu verleitete, immer frechere Sprüche zu klopfen und sie völlig aus dem Konzept zu bringen. Unmöglich, dass bei meinen Sticheleien irgendwer einige Züge im Voraus planen konnte. Anstatt sauer auf mich zu sein, lachten die beiden immer wie lauter und machten absichtlich die dümmsten Züge, bis beide nur noch einen König übrig hatten und sich auf ein Remis einigten.
Wir lagen alle drei auf dem Bett und lachten so laut, dass wir nicht hörten, als die Türe aufging und auch nicht bemerkten, als zwei grosse Gestalten eintraten.
„Was ist denn so lustig? Wir frieren uns draussen den Hintern ab und Ihr schiebt hier eine Party?“ Scott spielte den Empörten. Als er aber das viele Essen entdeckte, war er nicht mehr zu bremsen.
„Haben wir extra für Euch geholt.“ bemerkte ich stolz und testete Roberts Nervenkostüm: „Wir waren alle drei gemeinsam in der Küche und haben sie vollständig geplündert.“
„Ihr habt Sie losgebunden?“ brauste dieser sofort auf. Also war er immer noch sehr angespannt. Sofort tat es mir leid, Grant und Morag seinem Zorn ausgesetzt zu haben und ich stellte meine Aussage richtig.
„Zur Strafe sollte ich Dich für den Rest der Nacht angebunden lassen.“ brummte Robert. Machte sich aber
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