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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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‚Wenn Du Dich auf eine bestimmte Rolle vorbereiten willst, setze Dich in einen Bahnhof und beobachte die Menschen. Über kurz oder lang wird jemand auftauchen, der mit seiner Körpersprache, seinem Gesichtsausdruck, seinem Gang oder seinem Benehmen auf die Rolle zugeschnitten ist. Oder wenigstens einige Merkmale aufweist, die Du für Deine Rolle verwenden kannst. Beobachte ihn und auch, wie die Mitmenschen auf ihn reagieren. Versuche ihn später nachzuahmen und sieh, ob Du ähnliche Reaktionen auslösen kannst.‘
    Also sass ich stumm da und beobachtete und was mir da auffiel erstaunte mich sehr. Die Vier schienen sich nicht nur auf Anhieb gut zu verstehen. Wie sie da zusammen Geschichten austauschten und immer wieder Episoden von früher einflochten liess darauf schliessen, dass sie sich seit Jahren kannten – und zwar gut kannten. Je grösser die Gruppe war, desto schwieriger war auch das Improvisieren solcher Geschichten, irgendeiner machte irgendwann einen Patzer. Aber die Vier machten keine Fehler. Es gab eine sichere Methode, meine Theorie zu testen: Wenn ich sie direkt darauf ansprach und sie hierauf zumindest kurz verlegen verstummten, kannten sie sich und wollten es nicht zugeben.
    „Ihr kennt Euch von Früher“ platzte ich heraus, worauf das lustige Geplänkel sofort verstummte. Also doch, dachte ich. Dies sind Freunde oder sogar Verwandte. Wenn ich sie so genau miteinander verglich, konnte ich einige Merkmale des Einen beim Anderen wiederfinden.
    „Seid Ihr miteinander verwandt?“ Da niemand mir sofort widersprach, hatte ich auch hier ins Schwarze getroffen, doch dann erinnerte sich Robert an unsere Rollen. Auch er schien es als möglich zu erachten, dass wir hier weitab vom Hauptgeschehen immer noch auf Sendung waren.
    „Natürlich nicht, Luvie. Das sind alles Freunde, die für mich arbeiten, oder Angestellte von mir, mit denen ich befreundet bin – nimm die Variante, die Dir besser zusagt.“
    „Mir sagen beide zu. Wie bereits gesagt, ich liebe es, in einem Umfeld zu leben, wo alle miteinander befreundet sind.“
    Als die Sonne immer tiefer sank, mussten wir schliesslich ans Aufbrechen denken. Vor dem Abendprogramm hiess es schliesslich noch, sich in entsprechende Garderobe zu stürzen – jedenfalls für Robert und mich. In dieser Hinsicht hatten es unsere Angestellten besser!
     
    ***
     
    „Was soll denn die ganze Aufregung?“ Harry war damit beschäftigt, eine Kutsche einzuspannen.
    „Es gab einen bösen Unfall. Lord Milford hat eine Kugel abgekriegt und nun wollen einige Gäste abreisen.“
    „Oh nein. Geht es ihm gut?“ sorgte ich mich um den liebgewonnenen Doktor.
    „Ich weiss nicht, er wurde abtransportiert. Hier konnte er nicht verarztet werden.“
    Eindringlich sah mich Robert an: „Fahren wir auch?“
    „Weshalb? Denkst Du, wir könnten ihm helfen?“
    „Nein ich meine: Wollen wir uns auch in Sicherheit bringen, wie viele andere der Gäste?“
    „Warum denn, es ist doch bloss ein Unfall passiert, der nichts mit mir zu tun hatte. Ich war nicht einmal in der Nähe.“
    „Also nein. Dann lass uns nach oben gehen. Geh‘ schon mal mit Morag und Grant voraus ich komme gleich nach.“
     
    ***
     
    Als Robert ins Zimmer gestürmt kam packte er mich und schmiss mich auf unser weiches Bett. Bevor ich mich von meiner Überraschung erholen konnte, hatte er meine Hände an die Bettstatt gebunden.
    „Was tust Du denn da? Du tust mir weh!“
    Kurz hielt er inne und musterte mich kritisch. „Sind die Fesseln zu straff?“
    „Ja“ Er kniff die Augen zusammen. „Ok, nein. Sie sind nicht zu straff. Aber ich verstehe nicht, warum Du mich ohne Grund und Vorwarnung ans Bett bindest.“
    Inzwischen hatte er auch die Füsse am unteren Ende festgemacht. Ich konnte mich zwar noch etwas bewegen, jedoch nicht so weit, dass ich mich hätte losmachen können.
    „Grant, Morag – kommt her!“ rief er mit polternder Stimme. „Ich muss für eine Weile weg. Keine Ahnung, wie bald ich zurück sein werde. Ihr dürft sie unterhalten, sie schlafen lassen, sie füttern, ihr den Nachttopf bringen. Aber unter keinen Umständen dürft ihr sie auch nur für eine Sekunde losbinden oder aus den Augen lassen. Einer von Euch bleibt immer bei ihr, bis ich zurück bin. Und niemand sonst darf zu ihr. Ist das klar?“
    „Verlass Dich auf uns. Beeil Dich.“ Die beiden Männer umarmten sich. Und bei dieser Geste fiel es mir wie Schuppen von den Augen – sie waren Brüder! Dass mir das nicht gleich aufgefallen

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